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Autoren-Thread: Adam Kesher

Begonnen von Adam Kesher, 7 August 2008, 01:55:44

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Mr. Vincent Vega

Na ja, im Großen und Ganzen haben die "richtigen" Leute (sprich: Presse) ihn auch entsprechend "richtig" zerfetzt, diesen Mülllfilm.

McKenzie

11 Januar 2009, 07:33:27 #31 Letzte Bearbeitung: 11 Januar 2009, 07:35:18 von McKenzie
Dann ist mir irgend etwas entgangen, bisher habe ich Verrisse (wenn überhaupt...) nur aus der P.-Fraktion wahrgenommen, ansonsten wird geschwärmt, dass sich die Balken biegen. Ich könnte jetzt wieder anfangen, mich über diesen schleimigen Grütze-Haufen des ekelhaften Graf Florian Armleuchter von und zu Donnersquark, zukünftig Ron Howard II, auszulassen, aber der Überlegene schweigt.  :king:

Nimm außerdem die Presse nicht in Schutz, sonst holt dich die böse Bärenmutti.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 11 Januar 2009, 07:33:27
des ekelhaften Graf Florian Armleuchter von und zu Donnersquark, zukünftig Ron Howard II.  :king:

Pardon, McK, aber einen zweiten Ron Howard haben wir mit David Fincher und seinem A BEAUTIFUL MIND PART II nun bereits gefunden. ;)

Adam Kesher

Besten Dank für den Zuspruch, der mich angesichts seiner Überschwänglichkeit beinahe ein bisschen in Verlegenheit bringt. Immerhin war die Besprechung in erster Linie (wie unschwer zu erkennen) einem spontanen Bedürfnis nach Unmutsbekundung geschuldet.

Bei der Gelegenheit habe ich mich noch einmal des Filmes entsonnen und mir wurde wieder gewahr, dass wir hier vermutlich tatsächlich nicht nur einem entbehrlichen, harmlos-blöden Film gegenüber stehen, sondern einem durchaus prekären Machwerk, das Auseinandersetzung vortäuscht, aber Entsorgung praktiziert.

Das ist schon ein ziemlicher Ärger; nur gut, dass es so viele andere Filme gibt, die darauf warten, geschaut zu werden!

Schlombie

Hallo Adam,

nach längerer Zeit gibt es mal wieder Grund Dich im Thread besuchen zu kommen.

Zunächst einer für den ich ursprünglich nicht reinspringen wollte, da ich ihn nicht näher benennen kann: Ich hatte den Eindruck, dass Deine Besprechungen zu Lethal Weapon 1 - 3 stilistisch etwas unter Deinem Niveau ausgefallen sind, zumindest lasen sie sich schlichter, auch wenn die Aussagen, die in ihnen getätigt wurden, wieder echte Adam Kesher-Gedanken sind.

Der eigentliche Grund meines Besuches ist aber die Besprechung zum 4. Teil dieser Reihe. Dass ich den Film selber sehr unterhaltsam fand, erwähne ich nur mal nebenbei und soll nicht wichtig für den Kritikpunkt sein. Aber ich kann nicht nachvollziehen, was Du für Aussagen aus dem Film herausselektiertst. Ich hatte überhaupt nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen etwas dementsprechendes beabsichtigten. Letzten Endes toben sich doch alle Beteiligten nur auf den dünnen Grundlagen und der sehr dünnen Geschichte aus, um das bisher bewährte Rezept in einer Extreme zu übertreiben, dass alles nur noch Spaß sein soll. In meinen Augen wird gerade was die Familienentwicklungen angeht, nur das weitergesponnen, was in den Filmen zuvor gesät wurde.

Stattdessen vermisste ich eine andere wichtige Beobachtung (eigentlich schon ab Teil 3). Dass Mel Gibsons Rolle zunächst durch Suizid und später nur durch seinen alltäglichen Wahnsinn so risiko- und gewaltbereit ist, ist denk ich mal ok. Warum jedoch sein Partner von Film zu Film gewaltbereiter wird, wird überhaupt nicht erklärt und macht ohnehin wenig Sinn. Da Teil 4 jeden bisherigen Punkt ins Extreme hochschaukelt, wird dies gerade in diesem Teil noch einmal besonders deutlich, und darüber hätte ich eher mit einer Bemerkung von Dir gerechnet. Die Bereitschaft zu unnötigen Gewalttaten von einer Figur, zu der es keinen Sinn macht, nicht einmal komödiantisch gesehen.

Dass der Film seine familiären Werte weiterspinnt finde ich nicht nur konsequent, es passt ja auch zu der Wirkung, die der fertige Film einem schlußendlich geben will. Man ist so warm mit den Figuren geworden, dass sie fast wie Freunde wirken. So freut man sich doch beispielsweise enorm, wenn auch der sonst ausgestoßene Leo Getz am Ende in die große "Familie" aufgenommen wird, eine Familie, die von Folge zu Folge immer neuen (und immer interessanten) Zuwachs bekommen hat.

Meiner Meinung nach interpretierst Du in diesen Funfilm viel mehr rein, als er wahrscheinlich erzählen will. Unter aufgedrückter Familienmoral verstehe ich was anderes.

Gruß
Schlombie

Adam Kesher

Danke für deine Einschätzung, Schlombie! Da muss ich unbedingt noch einmal drauf zurückkommen, wenn ich etwas mehr Zeit habe. Unterdessen hoffe ich, dass der etwas ältere Text, den ich gerade für reif befunden und eingestellt habe, nicht auch von meiner jüngsten Stilarmut befallen wurde.

Adam Kesher

Und jetzt das ganze noch einmal mit etwas mehr Muße:

Mit ,,Lethal Weapon 4" ist das so eine Sache, denn wenn ein Unterhaltungsfilm mich nicht unterhält, dann frage ich mich natürlich im Nachhinein, woran das gelegen haben könnte. Warum fühle ich mich von den Figuren genervt? Warum langweilen mich die Actionsequenzen? Warum fesselt mich die Handlung nicht?

Was die familiären Entwicklungen angeht, so glaube ich, dass unsere Beobachtungen gar nicht so weit auseinander liegen, denn wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du die Tendenz zur harmonischen Familienbildung ebenfalls wahrgenommen, auch wenn du sie eher an der Eingliederung von inoffiziellen Mitgliedern wie Leo festmachst als an Riggs' und Murtaughs Vorbehaltsüberwindung. Ich habe mir meine Besprechung noch einmal aus der Distanz besehen und fand die Beschreibung von Riggs' und Murtaughs familiären Entwicklungen eigentlich verständlich und auch in Einklang mit dem, was der Film zeigt. Vielleicht bin ich betriebsblind gegenüber meinem Text? Auf jeden Fall hast du mich schon mal darauf gebracht, dass ich den vierten Teil deutlicher als Weiterentwicklung der Tendenzen des dritten Teiles kennzeichnen sollte und ich habe meinen Text diesbezüglich überarbeitet.

Letztlich scheint mir die Diskrepanz in unserer Wahrnehmung eher darin zu bestehen, dass ein Aspekt, der für mich sehr entscheidend ist, für dich eher nebensächlich ist. Wenn du schreibst, die Übertreibung des Rezepts solle nur noch Spaß machen, so deutet sich bereits in dem kleinen Wörtchen ,,nur" an, dass diesmal weniger drinsteckt als früher. Vielleicht ist dieser Mangel genau das, was mir fehlt und am Ende den Spaß verdirbt?

Was Murtaughs wachsende Gewaltbereitschaft angeht, so glaube ich, dass sie nur eine Seite eines gegenseitigen Annäherungsprozesses ist: So wie Riggs lernt, ein bisschen ausgeglichener zu werden, so lernt Murtaugh, ein bisschen wilder zu werden. Mir leuchtete diese Entwicklung ein und ich hatte eigentlich keine Bedenken, auch wenn ich die Gewalt im vierten Teil – ebenso wie den Aberwitz – ziemlich aufgesetzt finde; in meinen Augen ist beides der Reihe zur Gewohnheitsfassade geworden.

Schlombie

Hi Adam!

Die Sache mit dem "nur" dürfte stimmen. Irgendwie steckt in Teil 4 weniger drin, und aus dem wenigen macht man möglichst viel. Wenn der Film Dich nicht unterhält ist er, wie Du schon sagst, irgendwo gescheitert, eben weil er mehr nicht leisten will/kann/soll.

Wo ich noch etwas Probleme mit habe, ist die Aussage, Teil 4 märe moralisch familienorientiert. Das würde stimmen, wenn er das bewährte bisherige Rezept auf den Kopf stellen würde. Aber Leo will seit je her anerkannt werden, Freundschaft erleben, und auch bei Riggs ist der Wunsch nach Familie nichts neues mehr. Ich finde schon, dass sich dies zwischen den Zeilen von Teil 1 deutlich macht. Das extreme Klammern an der verstorbenen Ehefrau, die schwarze Ersatzfamilie des Partners, ... Das ist in meinen Augen eine deutliche Position, so dass ich Riggs Drang ins Familienleben in Teil 4 eben gar nicht simsalabim moralisch empfinde. Diese Entwicklung ist eher typisch für Riggs, einem Mann, der kurzfristig von seinem Weg abkam (siehe die Suizidgedanken) und somit nur die Weiterführung des bisher Gezeigten. Wenn man da etwas kritisieren will, müsste man es bereits bei Teil 1 ansetzen. Letztendlich war jeder Teil  familienorientiert und diesbezüglich etwas moralisch angelegt. Das Einbringen von Familie im Actionfilm machte aber auch den großen Unterschied zu Konkurrenzprodukten aus.

Dass Murtaughs Gewaltbereitschaft zum gegenseitigen Annähern gedacht ist, ist mir schon bewusst. Ich finde es lediglich einfach falsch konzipiert. Es passt nicht zur Figur. Er nähert sich Riggs ja bereits mit loserem Mundwerk und einer allgemein unverkrampfteren Art als zuvor. Die Gewaltbereitschaft erscheint mir dazu zusätzlich zu aufgesetzt.

Deinen überarbeiteten Text lese ich demnächst mal. Vielleicht dazu dann bald mehr.

Gruß
Schlombie

Adam Kesher

Ich kann deine Einschätzung gut nachvollziehen und teile sie mit Abstrichen sogar. Ich würde allerdings einwenden, dass die Reihe viel komplexer und auch spannender war, solange die Figuren Suchende statt Angekommene waren, denn so blieb ungewiss, ob ihr Streben falsch war oder vielleicht doch die Welt ungerecht. Jetzt da sie angekommen sind, ist alles klar: Sie hatten recht und der Kampf um das gemütliche Nest hat sich gelohnt. Das macht für mich den moralischen Impetus aus: Der letzt Teil sagt uns, worauf es im Leben ankommt. Die ersten beiden Teile haben ein Problem präsentiert und zu eigenen Einschätzungen angeregt.

Wegen der Textänderungen musst du dich übrigens nicht eigens bemühen, denn sie sind hauchdünn im Vergleich zu deinen Einwänden. Wenn es mir gelingen sollte, klarer zu sehen, gehe ich vielleicht noch einmal beherzter in den Text. Danke dir auf jeden Fall schon mal für deine wie immer bereichernden Anmerkungen!

McKenzie

http://www.ofdb.de/review/17907,363789,Tote-pflastern-seinen-Weg

ZitatHat sich hier jemand an italienischer Popkultur vergriffen, der damit etwas überfordert war? Ich habe die Befürchtung, dass der Gangster- und Polizeifilm TOTE PFLASTERN SEINEN WEG nicht als das war genommen wurde, was er ist: Pure Unterhaltung. Ungläubig habe ich gestern feststellen müssen, dass einer der besten Beiträge des Genres, von User Adam Kesher grob fahrlässig in Frage gestellt wird. (...)

etc., etc., pp.

:dodo:

Ich finde, du solltest den User anschreiben und ihn in deinen Thread einladen - er scheint zwar nicht zu deiner Geisteshaltung mit all ihren m. E. unleugbaren Widerspruechen (auf die ich oefter zu sprechen kaeme, wenn ich mir mehr Muehe mit Online-Diskussionen geben wuerde und mehr Zeit haette) durchgedrungen zu sein   :icon_mrgreen:, aber kein voellig nichtsahnender Heide, von daher koennte dabei durchaus Fruchtbares entstehen.  :icon_mrgreen:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Adam Kesher

Gute Güte, danke für den Hinweis! Wie wunderlich: eine Besprechung, die sich beinahe mehr an meinem Text abarbeitet als an dem Film selbst – das finde ich schon einigermaßen überraschend und sogar ein bisschen schmeichelhaft, zumal der Autor auch noch auf meine anderen Texte anspielt. Ob ich ihn jetzt deswegen gleich ins Forum einladen sollte, ist freilich die Frage. Er scheint noch gar nicht registriert zu sein und es wäre mir unangenehm, wenn er sich am Ende zu Debatten oder gar Rechtfertigungen genötigt fühlen würde, auf die er überhaupt keine Lust hat.

Aber da ich dich gerade am Wickel habe, würde ich natürlich zu gerne wissen, wo du ,,unleugbare Widersprüche" in meiner Geisteshaltung auszumachen glaubst. Ich wäre überaus neugierig, bei guter Gelegenheit ein paar Details zu erhalten!

Hedning

Das Problem an der Kritik seitens Sergio-Garrone ist m.E. vor allem sein Abzielen auf den Begriff "Unterhaltung" bzw. "Pure Unterhaltung". Das Wort sagt natürlich erst mal jedem was, aber m.E. löst es sich inhaltlich, sobald man es zu greifen versucht, in Nichts oder Unkenntlichkeit auf. Man tut Kunst zudem grundsätzlich keinen Gefallen, wenn man sie in "ernste" und "unterhaltende" Beiträge aufspaltet, wie das insbesondere bei der Musik leider gerne praktiziert wird. Insofern finde ich deinen (@Adam Kesher) Ansatz ja so interessant, "Unterhaltungsfilme" bzw. das "Bauchkino", wie Sergio-Garrone sagt, nach den Kriterien zu hinterfragen, die gewöhnlich eher als dem "E"-, "Autoren-" usw. -kino angemessen betrachtet werden. Nämlich der inhaltlichen Substanz, um das mal vereinfacht auszudrücken.

McKenzie

Pardon, aber ich moechte mir derzeit beim besten Willen keine epische Online-Diskussion aufbuerden, denn mir steht der Kopf momentan ganz woanders in meinem "britischen Leben". Prinzipiell gebe ich Hedning recht, was deine "Vorzuege" als Kritiker angeht, aber hin und wieder kratze ich mir verwundert den Kopf ueber eine, wie es scheint, dezidiert feindselige Haltung gegenueber renommierten "E"-Filmen, die gegenueber den angeblichen "U"-Filmen ploetzlich mit dem Schwert der spaeten Gerechtigkeit zu "Z"-Filmen degradiert werden und denen mit der Leichtigkeit, die die angeblichen "U"-Filme so selbstverstaendlich mitbringen, ploetzlich etwas pauschalistisch eine Angestrengtheit unterstellt wird, wie sie m. E. den von den "E"-Kritikern mehr als "E" empfundenen angeblichen "U"-Filmen, denen du haeufig ebenfalls gewogen bist, gleichermassen anhaftet.

:icon_mrgreen:

Eines schoenen Abends, wenn ich meinen gordischen Knoten hier entwirrt habe und mich endlich wieder entspannt genug fuehle, nehme ich mir vielleicht die Muse, bis dahin...

PS: Warum gibt es von dir eigentlich nur so verhaeltnismaessig wenige Reviews zu klassischem Hollywood-Kino der 30iger bis 50iger Jahre?
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Adam Kesher

An Hedning: Die Spaltung von Film in Unterhaltung und Anspruch scheint in der Tat ein Dauerthema bei Diskussionen über Kino zu sein, das mit schöner Regelmäßigkeit wieder auftaucht und nach Stellungnahmen verlangt. Wir hatten hier im Forum schon verschiedentlich Diskussionen dazu und jüngst erst hat Seeßlen das Thema wieder aufgegriffen (siehe hier), freilich nicht, um – wie du sehr treffend angemerkt hast – die Unterscheidung an sich infrage zu stellen, sondern um sich gegen Fundamentalismus zu verwenden.

Mir geht es da ähnlich wie dir: Warum sollte ich an das sogenannte Unterhaltungskino nicht dieselben Fragen stellen wie an das, was man sich gemeinhin unter anspruchsvollem Kino vorstellt, wenn ich doch mit ebenso ergiebigen Antworten belohnt werde? Im Übrigen gebrauchen Sergio-Garrone und ich bestimmte Begriffe verschieden, was zu Verwirrung führen kann: Das was er unter ,,Unterhaltung" oder ,,purer Unterhaltung" versteht, nenne ich ,,Zerstreuung" oder auch ,,Ablenkung", denn bei Unterhaltung gehe ich davon aus, dass sie nicht nur Laut gibt, sondern mir auch etwas sagt.

An McKenzie: Nur kein Eile, ich wollte dich durchaus nicht aus deinem britischen Alltag herausreißen. Zumindest ahne ich aber bereits, worauf du hinauswillst. Mir scheint da allerdings eine Sichtweise zugrunde zu liegen, die schon ziemlich entschieden vom unweigerlich Meisterlichen am Kunstwerk ausgeht: Erst ist da die unbestreitbare Qualität und dann kommt der Zuschauer, der sie entweder erkennt und würdigt oder verkennt und in Abrede stellt. Degradiere ich denn wirklich nachträglich ein Meisterwerk, nur weil mir ein Film nicht gefallen hat, der viele andere Anhänger hat?

Das klassische Hollywood-Kino der 30er bis 50er Jahre ist übrigens leider tatsächlich eine der vielen eklatanten Lücken in meinem Besprechungsschaffen. Eine Erklärung ist, dass ich mich damit weniger beschäftige und auch auskenne als mit anderen Gebieten des Kinos. Eine andere, dass ich in manchen Gefilden auch lieber Tourist bleiben möchte, statt mich zum Reiseleiter hochzuarbeiten. Aber wer weiß, so etwas kann sich immer ändern.

Mr. Vincent Vega

Bin stark überrascht von Deiner Kurzeinschätzung zu AMER, nachdem ich bei Cinefacts über folgenden Kommentar des geschätzten korken aka. dorkheimer gestoßen bin, der - was ich noch nie bei ihm vernehmen konnte - die Höchstnote vergab:

Zitat von: DorkheimerAMER - eine furiose strukturale Verdichtung der visuellen und taktilen Ästhetiken italienischer Fetisch-Krimis der 70er Jahre. Oder auch: der endgültige Giallo, um nicht zu sagen: dessen positive Aufhebung. Hab am Ende vor Glück fast geweint! Meisterwerk! (10/10)

Überrascht auch insofern, als Du ja deutlich kennzeichnest, dass selbst Giallo-Freunde sich abwenden dürften.

Muss den Film sehen!

McKenzie

Ja, Adam, dein AMER-Kommentar geht wirklich gar nicht, irgendwie. Habe ihn ein paar Mal gelesen und finde ihn gleichbleibend verbohrt und überdeutlich von einer falschen Erwartungshaltung sowie einem grundsätzlichen Missverständnis post-postmoderner filmästhetischer Prozesse geprägt. Darüber hinaus lassen sich die meisten deiner Argumente gegen den Film auf ca. 50 % des italienischen Genrekino der 70iger selbst anwenden.  ;) Und die Vorstellung, dass du mit gehaltvolleren Originalen wahrscheinlich u. a. die Filme von Sergio Martino (maßlos überschätzt, der Mann) meinst, finde ich ziemlich verdächtig. Aber da kommt natürlich wieder Geschmack ins Spiel.

Ich fand den Film jedenfalls total toll, den Giallo-Aspekt gar nicht so wichtig (weil der Film gar kein Giallo ist) und seine beiden Macher sind einfach zwei extrem liebenswerte Individuen, mit denen ich in München gerne länger geplaudert hätte als nur 20 Minuten.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Adam Kesher

An Mr. Vincent Vega: Dorkheimers Wortgewandtheit nimmt mich einmal mehr für seine Sichtweise ein; aber teilen mag ich sie nicht: Die ,,visuellen und taktilen Ästhetiken" des Giallo sind meiner Meinung nach mit bestimmten Erzählabsichten verkoppelt, mit denen das Kino gewisse ekstatische Eruptionen zu erklären gelernt hat. Die bloße Aneinanderreihung dieser Bilder und Klänge führt in ,,Amer" nicht zu einer Verdichtung, sondern zu einer Verflüchtigung, die ebendiese Erzählmittel überflüssig macht. Darin sehe ich keine ,,positive Aufhebung", sondern bloß aufgesetzte Kunsthandwerkelei. Meine Mutmaßung, dass der Film auch Giallo-Kenner nicht interessieren dürfte, ist natürlich gemogelt. Das kann ich streng genommen gar nicht wissen und ich behaupte es nur, weil es mir hilft, meine persönliche Meinung auszudrücken. Dass der Film allenthalben als Werk wahrgenommen wird, dass unbedingt geguckt und besprochen werden sollte, wundert mich ehrlich gesagt sehr. Ich hatte nur mit enttäuschter Vorfreude unter Kennern und irritierten Blicken unter Außenstehenden gerechnet. Da bin ich jetzt tatsächlich sehr gespannt, welche Wirkung der Film auf dich haben wird!

An McKenzie: Mich stört an ,,Amer" nicht, dass der Film kein Giallo ist, sondern dass er nicht gelungen ist. Den Film im Giallo-Kontext zu besprechen, finde ich nur natürlich angesichts der Zutaten, aus denen er bereitet ist. Den Hinweis, dass viele Gialli an denselben Schwachpunkten kranken, die ich ,,Amer" vorwerfe, verstehe ich ehrlich gesagt nicht, und zwar aus zwei Gründen: Erstens macht die Existenz misslungener Gialli ,,Amer" nicht besser. Und zweitens fiele mir tatsächlich kein einziger Giallo ein, der nur aus einer Bebilderung von subjektiv verzerrt wahrgenommenen Alltagsbegebenheiten besteht – mein Hauptkritikpunkt an ,,Amer". Die Nettigkeit und den Enthusiasmus der Macher finde ich übrigens sehr sympathisch. Nur gefällt mir deswegen ihr Film nicht unbedingt besser.

McKenzie

15 September 2010, 00:51:30 #47 Letzte Bearbeitung: 15 September 2010, 00:54:06 von McKenzie
Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Mich stört an ,,Amer" nicht, dass der Film kein Giallo ist, sondern dass er nicht gelungen ist.

Wann ist ein Film gelungen?

Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Den Film im Giallo-Kontext zu besprechen, finde ich nur natürlich angesichts der Zutaten, aus denen er bereitet ist.

Das schon, aber...

Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Den Hinweis, dass viele Gialli an denselben Schwachpunkten kranken, die ich ,,Amer" vorwerfe, verstehe ich ehrlich gesagt nicht, und zwar aus zwei Gründen: Erstens macht die Existenz misslungener Gialli ,,Amer" nicht besser.

... irgendwie hast du hier etwas ganz falsch verstanden. "Misslungene" (Das sind so Begrifflichkeiten, die eine gewisse Verselbstständlichung subjektiver Rezeption darstellen - immer riskant) Gialli gibt es natürlich wie Sand am Meer, auch wenn ich aufgrund meiner Obsession mit dem Metier nicht besonders streng mit ihm umspringe und erst bei solchen Kalibern wie IL SORRISO DELLA IENA oder L'ASSASSINO E ANCORA TRA NOI anfange, wirklich zu schimpfen. Das habe ich aber gar nicht gemeint. Was ich gemeint habe sind die Strukturen der  kreativen Prozesse und stilistischen Kettenreaktionen, die damals in der italienischen Filmindustrie stattgefunden haben und die sich nicht nur an den Gialli sondern auch an den Sandalenfilmen, Agentenfilmen, Western, Polizei- und Sexploitationfilmen ablesen lassen.

Ich darf im folgenden dein Review auseinandernehmen:

ZitatEin ebenso angestrengter wie anstrengender Bilderbogen, der keine Handlung im klassischen Sinne erzählt, sondern verschiedene Stadien einer missglückten Frauwerdung zu illustrieren versucht.

Den gleichen Satz könnte man auf zahllose (und ich meine wirklich zahllose) italienische Exploitation- und Genrefilme zwischen 1965 und 1980 anwenden, im Fall des Giallo würde er m. E. aber z. B. perfect Mario Caianos L'OCCHIO NEL LABIRINTO beschreiben, dem ich zufällig kürzlich ein schriftliches Loblied beschert habe, welches du vielleicht schon gelesen hast. Nachdem ich besagten Text geschrieben hatte, fiel mir auf, dass ich, hätte ich zu AMER etwas geschrieben, etwas sehr vergleichbares, bzw. in einem sehr vergleichbaren und vom Film vorgegebenen Stil geschrieben hätte. Auch das kürzlich von mir extrem genossene und besprochene gialleske Psychodrama (ich persönlich kann nie bei DEM "Giallo" bleiben - Giallo, das ist einfach vieles aber ganz sicher nicht eine einfach identifizierbare Struktur, Form, etc. - sowieso betreiben wir Nicht-Italiener eine totale Verzerrung des Begriffs, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema) LE TUE MANI SUL MIO CORPO, bei dem man von dem Versuch, non-narrativ eine missglückte "Mannwerdung" zu illustrieren, sprechen könnte.

Angestrengt und anstrengend - so empfinde ich mein geliebtes italienisches Genrekino zwar fast nie, aber ich weiß leider, wer es oft so empfindet...

ZitatMit nicht enden wollenden Nahaufnahmen von Augen, Klingen, Lederhandschuhen und anderen modischen Details aus dem Stilrepertoire des Giallo bebildert der Film die Fehlentwicklung der Hauptfigur,

...nicht selten sind das Leute, denen meines ganz persönlichen Erachtens nach die wesentlichste Faszination des italienischen Genrekinos verschlossen geblieben ist: Nämlich seine Formlosigkeit, die Beliebigkeit seiner narrativen Elemente (denen du, das habe ich schon bemerkt, einen wesentlich höheren Stellenwert beimisst), die an keinerlei dramaturgische, wohl aber an psychologische Regeln gebundene Spontaneität, mit der Elemente, Klischees, Figuren, Milieus, Stereotype Figuren, Filmgeschichtliches Bewusstsein, Filmgeschichtliche Ignoranz (!) und natürlich vor allem stilistische Details und Nuancen ineinandergefügt werden in einer Unberechenbarkeit, die einen feuilletonistischen Begriff wie "Stilrepertoire" eigentlich tunlichst verbietet. Allerdings hausiere ich mit solchen Überlegungen bei jemandem, der den Gialli von Sergio Martino, die ich persönlich inzwischen für unterhaltsam-attracktives, aber letztlich eher risikoscheues Formelkino halte, soviel Euphorie entgegenbringt, vielleicht an der falschen Adresse.

Zitatspreizt Augenblicke der Irritation bis ins Unendliche, fetischisiert jede noch so geringfügige Episode aus ihrem Leben zu einem absurd übersteigerten Ausbruch der Sinne

Dito. Beschreibst du da jetzt AMER oder vielleicht doch einen der von mir so vergötterten Giulio Questi-Filme oder gar einen der berüchtigten Filme von Alberto Cavallone? Sicherlich bewegen wir uns hier nicht mehr auf dem Terrain des durchschnittlichen "Giallo" wie wir ihn beschreiben, doch auch hier korrespondiert die Attitüde mit der der italienischen Filmemacher, die meist sehr viel halbherziger bis gar nicht die absurde Trennung von Autoren- und und Genrekino vollzogen haben (ja, ich weiß dass ich das inzwischen schon sehr oft geschrieben habe, aber ich werde nicht müde werden, es zu betonen). Genausowenig wie ihre ebenfalls sehr angenehme Gewohnheit, freizügig voneinander zu klauen, einander zu geben, einander zu verbiegen usw. bis Begriffe wie "Autorenschaft", "Initialzündung" oder "filmgeschichtliche Entwicklung" nur noch abgleiten.
Einen Ausbruch der Sinne kann man außerdem doch kaum übersteigern, schließlich ist sinnliche Wahrnehmung subjektiver als die meisten anderen Faktoren innerhalb einer Filmrezeption, vielleicht der subjektivste von Allen - ich persönlich meine z. B.: Je mehr, desto besser - ein "zuviel" ist zumindest mir bisher noch nicht untergekommen ein "zuwenig" hingegen sehe ich überall.

"Augenblicke der Irritation bis ins Unendliche zu spreizen" - wenn ich nicht wüsste, was für einen Film du da besprichst, würde ich dich jetzt sofort mit wässrigem Mund attackieren und fragen "Welcher Film denn?!"

Abgesehen davon ist Fetischismus natürlich nicht jedermanns Sache, das ist verständlich. Aber als Cineast, der seine Seele dem Kino überschrieben hat, bin ich natürlich ein 100 %iger Fetischist und fühle mich von AMER komplett verstanden (allerdings nicht nur als Cineast, sondern auch als sexuelles Geschöpf).

Zitatnd spekuliert dabei ganz offensichtlich auf den Applaus der Giallo-Kenner, die angesichts der deplatzierten und reichlich überstrapazierten Bilder und Klänge rasch müde abwinken dürften.

Und wieder meine ich, dass Adjektive wie "deplaziert" oder "überstrapaziert" im Bezug auf Klang und Erscheinung der Gialli (und nicht nur der Gialli allein, wie Cattet und Forzani ja u. a. auch in unserem Interview erwähnen) eigentlich deplaziert sind, denn es sind Einschränkungen, Abgrenzungen, Kontrollpunkte - und im Bezug auf Genrespezifische Filmsprache und Strukturen steht dieses Kino m. E. über dergleichen und entzieht sich damit verbundenen Kategorien. Ich spreche dabei von der Gesamtheit, von dem Resümee, das mir 5 Jahre exzessiver Beschäftigung mit der Materie und alleine über hundert tatsächlichen Gialli sowie zahlreichen Hybriden, im Kopf herumschwebt. Ich halte somit als unbescheiden selbsternannter "Giallo-Kenner" (für den du dich ja eigentlich auch halten musst, deiner Formulierung nach zu urteilen) AMER für einen absolut kongenialen Film, der allerdings, da er außerhalb des filmgeschichtlichen Kontextes und der Filmindustrie, die diesen Kontext geschaffen hat, steht, auch auf deren geringfügigen Vorlagen und Tendenzen nicht mehr bestehen muss. Er ist befreit von gewissen, letzten Endes doch ganz trivial kommerziellen Ideen und wird dafür von dir prompt mit dem Adjektiv "kunsthandwerklich" geadelt, das ich persönlich bei all meiner hoffnungslosen, ewigen Liebe zu dieser Form ohne Bedenken sofort auf eine ganz erkleckliche Anzahl klassischer Gialli anwenden würde. Kunsthandwerk ist aber letztlich etwas tendenziell kommerzielles, wenn ich mich nicht täusche.

ZitatDie Originalmusikstücke, die der Film seinen Vorbildern entlehnt, rufen sehr viel gelungenere Arbeiten in Erinnerung, in denen Inszenierung und Erzählabsicht eine organische Einheit bilden, eine Qualität, von der ,,Amer" meilenweit entfernt ist.

Und jetzt das Aus. Inszenierung und Erzählabsicht als organische Einheit?
Bitte erkläre mir, was du unter "Erzählabsicht" verstehst.

Und dann wäre es vielleicht hilfreich, wenn du zusätzlich erklären würdest, warum Inszenierung und Erzählabsicht in AMER zu keiner "organischen Einheit" (prinzipiell finde ich es ja immer sehr schön, wenn man in Filmbezogenen Texten "organisch" verwendet und der indirekten Behauptung, LA POLIZIA CHIEDE AIUTO, dessen Musik im Film mehrfach verwendet wird, sei sehr viel "gelungener" pflichte ich natürlich ohne wenn und aber bei) finden. Für mich war er tatsächlich ein absolut homogener Film, der in seiner Inszenierung - aus der er ausschließlich besteht - all das transportiert, wovon er erzählen möchte. Im Wesentlichen ist das auch nicht viel mehr als eine "misslungene Frauwerdung" (ich liebe diese Formulierung, du hast es eben einfach drauf) aber das reicht ja auch schon. Jedenfalls finde ich die Darstellung einer misslungene Frauwerdung in Giallo-Sprache wesentlich interessanter als die Darstellung einer misslungenen und daher redundanten Whodunitwerdung in Filmen wie LA CODA DELLO SCORPIONE oder  LO STRANO VIZIO DELLA SIGNORA WARDH.

Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Die ,,visuellen und taktilen Ästhetiken" des Giallo sind meiner Meinung nach mit bestimmten Erzählabsichten verkoppelt, mit denen das Kino gewisse ekstatische Eruptionen zu erklären gelernt hat. Die bloße Aneinanderreihung dieser Bilder und Klänge führt in ,,Amer" nicht zu einer Verdichtung, sondern zu einer Verflüchtigung, die ebendiese Erzählmittel überflüssig macht. Darin sehe ich keine ,,positive Aufhebung", sondern bloß aufgesetzte Kunsthandwerkelei.

Eine These von den visuellen und taktilen Ästhetiken des Giallo als trendig-hipper Style-Würze und Vorgänger der Videoclip-Ästhetik, als Tarnkappe steinalter, Anfang der 70iger schon fast unzeitgemäßer Genrekonventionen - würde dich eine solche These schockieren? Ich wäre bei allem Fanboytum in der Lage, sie aufzustellen, aus all den oben genannten Gründen, die solche Begrifflichkeiten immer nur partiell zulassen und m. E. auch einer der Hauptgründe sind, warum die tatsächlich filmwissenschaftliche Beschäftigung mit dem italienischen Genrekino stagniert und stagniert und immer die gleichen Filme und Filmemacher heranzieht - man will sich auf der sicheren Seite halten, denn auf der anderen lauert ein chaotischer Sumpf. Abermals unbescheiden würde ich dir glatt unterstellen, dass du einfach noch viel mehr Gialli sehen müsstest, um meine Argumentation zu verstehen. "Würde". Ich weiß natürlich, dass mir das absolut nicht zusteht. Es ginge mir dabei tatsächlich vor allem darum, meine Sichtweise zu erklären, bzw. vielleicht sogar zu rechtfertigen und vor dem Verdacht der Willkürlichkeit zu bewahren.

Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Und zweitens fiele mir tatsächlich kein einziger Giallo ein, der nur aus einer Bebilderung von subjektiv verzerrt wahrgenommenen Alltagsbegebenheiten besteht

Erster Gedanke: PARANOIA von Umberto Lenzi!
Zweiter Gedanke mit etwas mehr Überlegung: ORGASMO von Umberto Lenzi!  :icon_lol:
Dritter Gedanke nach längerer Überlegung: Alltagsbegebenheiten? Für dich vielleicht, für die Protagonistin von AMER und seine Schöpfer bestimmt nicht. Ich weiß nicht, ob ich es als Mädchen alltäglich fände, von einem rollenden Ball zu einer Gruppe von jugendlichen Bikern geführt zu werden, die mir mit ihren Blicken mein Sommerkleid ausziehen wollen. Welche Alltagsbegebenheiten denn überhaupt? Das verstehe ich einfach nicht, wenn ich mir den Film ins Gedächtnis rufe. Die Szene in der Metzgerei vielleicht? Die ist doch ein Ausbund an Obszönität und damit nicht alltäglich.  :icon_mrgreen:
Weitergehend bedingt doch eine abstrakte Inszenierung nicht zwangsläufig den Schluss, dass die inszenierte Wahrnehmung verzerrt ist, oder?

Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Die Nettigkeit und den Enthusiasmus der Macher finde ich übrigens sehr sympathisch. Nur gefällt mir deswegen ihr Film nicht unbedingt besser.

Natürlich nicht. Allerdings kam ich nicht umhin, meine eigene Wertschätzung für den Film ein wenig anzuheben, nachdem ich 10 Minuten lang ganz privat von Giallo-Fan zu Giallo-Fan geschwärmt habe. Die beiden beuten eben nicht aus oder verbiegen wie du m. E. ein Stück weit suggerierst, sondern sie konzentrieren und, ja, verherrlichen. Amüsanterweise musste ich beim Lesen deines Textes sofort an den von mir sehr geschätzten MANHATTAN BABY von Lucio Fulci denken, bei dem ich einst einmal dachte "Junge, so langsam müsste er dieser ständigen Zooms und Close ups auf Augen doch überdrüssig werden?". Bei einer kürzlichen Neusichtung empfand ich diese Exzessivität und Ausschließlichkeit der Inszenierung als ihren wesentlichsten (neben vielen anderen) Vorzug.

Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2010, 20:39:42
Meine Mutmaßung, dass der Film auch Giallo-Kenner nicht interessieren dürfte, ist natürlich gemogelt. Das kann ich streng genommen gar nicht wissen und ich behaupte es nur, weil es mir hilft, meine persönliche Meinung auszudrücken. Dass der Film allenthalben als Werk wahrgenommen wird, dass unbedingt geguckt und besprochen werden sollte, wundert mich ehrlich gesagt sehr. Ich hatte nur mit enttäuschter Vorfreude unter Kennern und irritierten Blicken unter Außenstehenden gerechnet. Da bin ich jetzt tatsächlich sehr gespannt, welche Wirkung der Film auf dich haben wird!

All das hat mich mindestens ebenso sehr überrascht, einschließlich meiner eigenen Freude am Film, von dem ich mir ungefähr das versprochen habe, was du in deiner Kritik beschreibst.  ;) :icon_mrgreen: Übrigens habe ich einen Kritikpunkt an AMER, den ich bewusst erst jetzt erwähne: Die gesamte erste Episode habe ich in ihrer Argento- und Bava-Verhaftung als eher redundant empfunden. Tatsächlich stützt sich meine Begeisterung beinahe ausschließlich auf das zweite und das letzte Drittel, die das erste völlig vergessen machen.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 15 September 2010, 00:51:30Angestrengt und anstrengend - so empfinde ich mein geliebtes italienisches Genrekino zwar fast nie, aber ich weiß leider, wer es oft so empfindet...

Wer'n?

Adam Kesher

16 September 2010, 02:29:02 #49 Letzte Bearbeitung: 16 September 2010, 02:32:38 von Adam Kesher
Du liebe Zeit, wie konnte ich nur annehmen, dass ich mit ein paar läppischen Zeilen meinen Standpunkt zu diesem Film zur Zufriedenheit aller Beteiligten (das heißt: zu deiner Zufriedenheit, McKenzie) würde klären können?

Ich will der Reihe nach versuchen, mich noch etwas deutlicher zu erklären:

Wann ist ein Film gelungen? Wenn du mich fragst, ist ein Film gelungen, wenn er mir gefällt. Wenn du jemand anderen fragst, ist er gelungen, wenn er der betreffenden Person gefällt. Wir reden hier – versteht sich – über Geschmacksurteile und die sind subjektiv und individuell verschieden.

Kenne ich genügend Gialli? Natürlich nicht. Ich kenne viel zu wenige Gialli. Ich kenne überhaupt zu wenige Filme und mit jeder neuen Entdeckung – sei sie positiv oder negativ – revisioniert sich meine Haltung zu allem zuvor gesehenen – oft kaum merklich, nicht selten aber auch ganz fundamental. Insofern sind diese niedergeschriebenen Momentaufnahmen persönlicher Einschätzungen natürlich hochgradig riskant und alles andere als beständig. Aber sie sind auch die Chronik eines Prozesses, der sich aus zweierlei Entwicklungslinien zusammensetzt: meiner anhaltenden Beschäftigung mit Film und meiner anhaltenden Arbeit an Texten über meine Beschäftigung mit Film.

Braucht ein Film eine Handlung? ,,Amer" – so sehe ich das – ist eine bloße Illustration psychologischer Zustände. Der Hauptfigur widerfährt nichts; niemand tut ihr etwas an; niemand hilft ihr; und sie selbst unternimmt auch nichts, außer zu schauen und sich zu wundern. Mich stört daran nicht, dass das untypisch für Gialli oder das Kino überhaupt ist; mich stört daran, dass es mir betulich vorkommt und mich langweilt. Kurzum: Ja, ich glaube ein Film braucht eine Handlung, jedenfalls wenn er mir gefallen will.

Was verstehe ich unter Erzählabsicht? Mit Erzählabsicht meine ich das, worauf ein Film hinaus will. (Dabei – das nur am Rande – spielt es natürlich keine Rolle, ob der Film diese Absicht bewusst oder unbewusst, vorsätzlich oder ganz zufällig anstrebt.) Das kann zum Beispiel die Weitergabe einer erwähnenswerten Nachricht sein, die Herausarbeitung einer Botschaft oder Moral oder auch nur das Stellen einer Frage.

Kann ein Film einen Ausbruch der Sinne übersteigern? Damit ein Sturm mich umhauen kann, muss ich zuvor die Ruhe erlebt haben, die ihm vorausgeht. Wenn der Sturm mir von Anfang an ununterbrochen um die Ohren fegt, fange ich in kürzester Zeit an, ihn gar nicht mehr als Sturm wahrzunehmen, sondern nur noch als Grundrauschen, das mit zunehmender Gewöhnung immer leiser wird, bis es schließlich vollkommen verstummt und eins wird mit meinem Herzschlag, meinem Atem und all den anderen allgegenwärtigen Empfindungen, denen ich niemals entrinnen kann und die ich deswegen aufhöre, als etwas Bemerkenswertes wahrzunehmen. Genauso verhält es sich mit ,,Amer": Der Film entdeckt nicht das Besondere im Alltäglichen, sondern bläst jede Banalität so berechenbar zu einer exzentrischen Spezialität auf, dass mir diese ganze Parade irrer Eindrücke schon nach wenigen Minuten zum gleichförmigen Normalzustand wird, aus dem der Film sich dann nicht mehr herausbewegt, weder durch unerwarteten Verzicht, noch durch weitere Übersteigerung. Er ist in Hysterie erstarrt und ich sitze im Kino und langweile mich. Von einem wirkungsstrategischen Standpunkt würde ich also folgern, dass sich Sinnesausbrüche sehr wohl übersteigern lassen und ,,Amer" ist das beste Beispiel dafür. Und da sind wir auch gleich bei der Verzerrung: Das ästhetische Getue von ,,Amer" ist eine Verzerrung, weil es sich nicht aus innerfilmischen, erzählerischen Impulsen ableitet, sondern schlicht aus dem Drang der Macher, die so dringend und unbedingt wollen, eigentlich eher Wollen wollen, dass sie bereit sind, dem Film alles überzustülpen, was ihrer Stilwut Genüge tut. Sie erfüllen, was Argento immer so leichtfertig vorgeworfen wurde: Stil als Selbstzweck zu betreiben, ohne substanzielle Deckung.

Und sonst? Finde ich ,,Der Killer von Wien" sensationell, ,,Der Schwanz des Skorpions" mäßig und ,,Amulett des Bösen" ganz und gar unglücklich. Und dich wie immer sehr bereichernd (und ein bisschen drollig).

Mr. Vincent Vega

7 November 2010, 19:58:53 #50 Letzte Bearbeitung: 7 November 2010, 20:01:55 von Mr. Vincent Vega
Habe gestern nach langer Zeit mal wieder SE7EN gesehen und bin eben über deinen Kommentar gestolpert.

ZitatEin hitzköpfiger weißer Polizist und sein besonnener farbiger Partner, die sich ähnlich wie in amerikanischen Kumpelfilmen erst zusammenraufen müssen, formen das erste von zwei großen Stereotypen, auf denen ,,Sieben" fußt. Das zweite ist der intellektuell brillante Psychopath, der mit sagenhaften selbstanalytischen Fähigkeiten und nie versiegender Plauderlust seine Weltsicht eifrig unters Volk bringt. Fincher verklebt die beiden Klischees mit einem Leim aus religiösen und literarischen Verweisen, die gedankliche Tiefe und kulturelle Deckung vortäuschen wollen, tatsächlich aber auf dem unbeholfenen Niveau einer schlecht abgeschriebenen Schulaufgabe bleiben. Den banalen Sinngehalt versucht er hinter einer ausgeklügelten Fassade aus schmuddeligem Szenenbild, düsterer Lichtsetzung und aalglatter Farbästhetik zu verbergen – ein allzu dürftiges Blendwerk, das nach dem Verklingen der allgemeinen Loblieder noch auffliegen dürfte.

Ohne jetzt eine der (hier im Forum erschöpften) Fincher-Diskussionen losbrechen zu wollen, möchte ich doch zumindest fragen, wieso und aus welchen Gründen du dich nur auf die (angeblichen) Stereotypen von gegensätzlichem Ermittlerduo und intellektuellem Killer beziehst bzw. was deine Anhaltspunkte dafür sind. Ich kenne keinen vergleichbaren US-Mainstream-Thriller vor SE7EN, der die sonst optimistische Aufklärerarbeit klassischer Polizeifilme in einem so negativen, unnützen und konsequent persönliches Leid heraufbeschwörenden Licht abbildet (insofern wird hier m.E. mit dem Klischee gebrochen, statt "zusammengeklebt", der Film ist außerordentlich demontierend). Müßig zu erwähnen, dass selbst schon im frühen US-Kino der 90er Filme wie SILENCE OF THE LAMBS den Typus vom intellektuellen Psychopathen mainstream-tauglich gemacht haben etc.pp., dennoch scheint es mir rückwirkend eher so, dass Finchers Kombination hier so neu erschien oder sich zumindest so neu präsentiert, dass eine ganze Welle ähnlich gelagerter Filme gleicher Formel in die Kinos schwimmte. Mal abgesehen davon, dass der Film inhaltlich kaum Neuland betritt, höchstens Altes clever zu etwas scheinbar Neuem verpackt (was an und für sich auch spannend sein kann, besonders 1995, auf dem Höhepunkt postmodernen Filmemachens), ist nicht zu leugnen, dass SE7EN den Thriller ästhetisch entscheidend veränderte. Der träge und faulige Look des Films, sein nihilistischer Weltentwurf (klug gespiegelt in den beiden Polizeifiguren) hatten und haben etwas Radikales, Bedrückendes, Auswegloses in den Mainstream-Thriller installiert, das zumindest (be)nennenswert ist. Insbesondere, wenn man den Film ein zweites mal schaut und er sich als fatalistische Erzählung erweist.

Ansonsten finde ich den Film mit Abstrichen gut gemacht, aber ebenfalls völlig überbewertet.

Adam Kesher

Da legst du den Finger nicht ganz zu unrecht in die Wunde: Die Besprechung trägt meinen Frust über den Film noch in sich und kommt sicher zu leichtfertig daher, gerade für Leser, die meine Meinung nicht teilen und Interesse an einer Gegenansicht haben. Würde ich heute so nicht mehr schreiben.

Trotzdem stehe ich im Kern noch hinter dem Text: Das Ermittlerduo wirkt auf mich wie aus einem anderen Film geborgt, ohne dass es in seiner neuen Umgebung eine besondere Sinnfälligkeit für die Geschichte entwickeln könnte. Dass es statt eines vergnüglichen ein deprimierendes Abenteuer erlebt, nehme ich nicht als intelligenten Bruch des Klischees wahr, sondern als einen weiteren Beleg für die Fehlplatzierung. Den Verweis auf ,,Das Schweigen der Lämmer" kann ich gut nachvollziehen: In beiden Fällen erlebe ich die Psychopathen als ausgesprochen künstliche Demonstrationsfiguren, die an unserer Welt vorbeikonzipiert wurden, um den Inszenierungswünschen der Macher einen Aufhänger zu liefern. Als radikal erlebe ich den Film tatsächlich gar nicht; daran ist neben dem plapperfreudigen Psychopathen vor allem der hanebüchene Bibelbezug schuld, der aus ein paar geläufigen Schlagworten eine abstruse Tätermotivation konstruiert, die sich als gesellschaftliches Gutachten ausgibt, tatsächlich aber nur Vorwand für modische Tristesse ist. So wie sich mancher Zuschauer in die schicken Probleme der Schönen und Reichen einer Seifenoper hineinträumt, so habe ich hier das Gefühl, dass Fincher gerne hätte, dass die Probleme unserer Zeit so sind, wie der Film sie beschreibt, damit sie zu seinem ästhetischen Konzept passen. Statt ,,zusammengeklebt" könnte ich auch sagen, dass die Elemente zusammengewürfelt wirken. Die wiederholte Sichtung, die du für zuträglich hältst, habe ich dem Film übrigens zukommen lassen, allerdings bereits vor längerer Zeit. Ich glaube, ich habe ihn drei Mal gesehen, weil er bei mir nicht gezündet hat und ich mich wegen der Begeisterung um mich herum ziemlich fleißig bemüht habe, den Film doch noch gut zu finden. Leider ohne Erfolg.

Fastmachine

Für deine Standhaftigkeit meinen Dank.

Deine Sätze formulieren sehr knapp, aber gewohnt schlaglichtartig erhellend, durchdringende Blicke auf das Tragwerk eines fragwürdig zusammengezimmerten Hauses, durch dessen modische Vorhangfassaden gutgläubige Käufer vom Bauherrn und seinen Maklern geblendet werden.

Würdest du längere Ausführungen bevorzugen, ich bin überzeugt, deine Blendlaterne brächte bei einem weiteren Gang durch das verwinkelte Filmgebäude weitere Befunde zu Tage.


   
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Chili Palmer


Du verkennst die aktuelle Wohnsituation; manche würden sonstwas dafür geben, wenigstens in so einem Bau zu leben, zumal anderswo erst recht der Pfusch regiert. Außerdem kann man es sich auch da ganz gemütlich einrichten, wie ich nun schon seit "Alien³" beweise.  :icon_mrgreen:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Mr. Vincent Vega

7 November 2010, 21:59:53 #54 Letzte Bearbeitung: 7 November 2010, 22:02:44 von Mr. Vincent Vega
Zitat von: Adam Kesher am  7 November 2010, 20:55:20Trotzdem stehe ich im Kern noch hinter dem Text: Das Ermittlerduo wirkt auf mich wie aus einem anderen Film geborgt, ohne dass es in seiner neuen Umgebung eine besondere Sinnfälligkeit für die Geschichte entwickeln könnte. Dass es statt eines vergnüglichen ein deprimierendes Abenteuer erlebt, nehme ich nicht als intelligenten Bruch des Klischees wahr, sondern als einen weiteren Beleg für die Fehlplatzierung.

Aber zwischen Vergnüglichkeit und Depression besteht ja schon ein Unterschied.

Wobei ich generell in Frage stellen möchte, ob SE7EN überhaupt ein konventionelles Ermittlerduo ins Zentrum seiner Handlung setzt. Der Film beginnt mit einem Pre-Title-Abschnitt, der ausschließlich die Freeman-Figur zeigt, als abgenutzten, trägen Polizisten kurz vor dem Ruhestand. Der Film positioniert diese Figur zum Träger der Handlung, was sich auch darin zeigt, dass Pitt kaum ein Eigenleben besitzt, weil dessen Taten stets als Abgleich zu Freeman genutzt werden und damit mehr ihn statt sich selbst charakterisieren. Bezeichnenderweise sind selbst die relevantesten Szenen mit Pitts Ehefrau jene, in denen sie mit Freeman zu sehen ist. Im Prinzip erzählt SE7EN die Geschichte eines alten Polizisten, der an der Welt verzweifelt, was ihm umso deutlicher erscheint, als sein Nachfolger schon in den Startlöchern steht. Schlussendlich schließt der Film mit Freeman, so wie er auch mit ihm begann. Es ist sein Film. Daran jetzt ein Beispiel für einen gescheiterten oder unoriginellen Buddy-Film erstellen zu wollen, finde ich unnötig und auch fragwürdig.

Was die Ausführungen zum erzwungenen Bibelkontext zur Veranschaulichung von Finchers finsterem Gesellschaftsbild angeht, stimme ich dir zu. Für mich wiegt da noch schlimmer, dass Fincher so kaltschnäuzig gesinnt scheint, kaum menschliche Nähe und Wärme in die Geschichte bringt und zu kühl und technisch inszeniert. Was ich an SE7EN aber bemerkenswert finde, davon abgesehen, dass er sehr wichtig und stilbildend ist für das Genre ist (:icon_mrgreen:), ist seine klare Formsprache, sein präziser Stil, seine schnörkellose Regie. Das hatte ich anders in Erinnerung, Fincher ist hier gar nicht so verspielt und maniriert, insofern liegt der Film auf einer ähnlichen Linie wie Finchers absolutes Meisterwerk ZODIAC und sein reifer aktueller Film SOCIAL NETWORK.

Ist schon ein sehr guter Regisseur und mir von den intellektuellen Bildermachern der 90er auch 1000mal lieber als Christopher Nolan.

Adam Kesher

An Fastmachine: Meinen Dank für deinen Dank! Bin übrigens erstmals in deinen Blog gestolpert – Kompliment, gefällt mir sehr gut!

An Chili: Selbst das betrüblichste Resümee bereitet aus deinem Mund Vergnügen!

An Vincent: Zwischen Vergnüglichkeit und Depression besteht zweifellos ein signifikanter Unterschied und ich werfe ,,Sieben" natürlich nicht vor, dass daraus keine Kumpelkomödie geworden ist (das wäre abstrus), sondern dass der Film sich – so sehe ich das zumindest – keine Gedanken bei der Rekrutierung seiner Hauptfiguren gemacht hat. Ihr Charakter oder vielmehr: ihre Chemie will nicht recht zur Handlung passen. Der Einwand, dass es sich gar nicht so sehr um ein Duo, sondern vielmehr um eine Hauptfigur mit einer Satellitenfigur handelt, ist berechtigt. Aber ob sich deswegen mein Gefühl der Unüberlegtheit und Beliebigkeit bei einer weiteren Sichtung legen würde? Und ob mir diese geringfügige Linderung über den Plapperpsychopathen und den religiösen Unsinn hinweghelfen würde? Ich wage es zu bezweifeln. Zumal ein alternder Polizist, der an der Welt verzweifelt, für mich noch keine überzeugende Geschichte ergibt. Entscheidend ist für mich nicht, was mit den Figuren passiert, sondern was mit mir als Zuschauer passiert. Und da ist in diesem Fall leider gar nichts passiert. Wenn ich nur an die Schlussbemerkung des Polizisten denke (von der hässlichen, aber dennoch rettenswerten Welt), möchte ich nur mit den Augen rollen. Angesichts solcher Schoten fällt es mir sehr schwer, irgendwelche nennenswerten Qualitätsunterschiede zwischen Fincher und Nolan auszumachen.

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