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Sprachwandel-Hausaufgabe: Was zum Knobeln

Begonnen von Stefan M, 30 Juli 2008, 14:03:29

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Stefan M

So, Leute, ich stecke mitten in einer Hausaufgabe für meinen Sprachwandel-Kurs, die ich bis übermorgen abgegeben haben muß, und hätte wahrlich nichts dagegen, wenn ihr mir, sofern ihr Lust habt, euch da etwas reinzufuchsen, einige konstruktive Anmerkungen geben möget. Ich habe selbst zwar bereits einige Lösungsansätze, aber ich dachte mir, fragen kostet ja nix, gell? Außerdem: Immer nur Screenshot- und Filmzitate-Quiz ist ja auch langweilig...  ;)

Also, folgende Aufgabe. Hier kommen jetzt drei Sprichwörter (Übersetzungen tun nix zur Sache) in jeweils acht verschiedenen lokalen Sprachvariationen (wohlgemerkt: nicht zwangsläufig Sprachen!), wie sie in bestimmten Gegenden zwischen Paris und Madrid gesprochen werden: 

A:
1. A chaque oiseau son nid est beau.
2. A chasqu' aucèu soun nis es bèu.
3. A cada ocell son niu es bell.
4. A cada ausèty lou nit qu'ey beròy.
5. A cada ausétch et so nit qu' éy bètch.
6. A cada paxarico li gusta lo suyo nido.
7. A cada pajarillo le gusta su nidillo.
8. Xori bakotxarendako bere kafira eder zako.

B:
1. Comme est la chèvre, ainsi vient le chevreau.
2. Coum' es la cabra, ansin vèn lou cabrít.
3. Tal com és la cabra, aixi ès el cabrit.
4. Tàu coum' èy la crabe, que bat lou crabòt.
5. Coum' éy era crapo, atàu que bat lou crabòt.
6. Como yé la craba, así será lo crabito.
7. Como es la cabra, así será el cabrito.
8. Nola ahuntza hala pitika.

C:
1. Fille de chat prend les souris.
2. Filha de ca pren li gàri.
3. Filla de gat agafa ratolins.
4. Hilho de gat que gahe sourits.
5. Hilho de gat que gaho es souris.
6. Filla de gato pilla ratòns.
7. Hija de gato coge ratones.
8. Gatu umeak saguak hartzen.

Die zwei Fragen hierzu: Welche der acht lokalen Sprachvariationen scheinen am nächsten miteinander verwandt zu sein? Und: Ist es möglich zu entscheiden, wie viele verschiedene Sprachen hier präsentiert sind?

Ich bin soweit zu sagen, daß 1 und 2 (vielleicht auch noch 3) bzw. 4 und 5 bzw. 6 und 7 insgesamt gesehen am nächsten miteinander verwandt sind (auch wenn das letzte Sprichwort einiges über den Haufen wirft). Andere Meinungen?

Und weiß jemand, was das für verschiedene Sprachen sind und wie man das erkennen kann? 1 ist Französisch, 8 aufgrund der starken Unähnlichkeit Baskisch, das ja gar nicht irgendeiner Sprachfamilie angehört, das habe ich so weit ausgeknobelt, wie auch, daß offenbar aufgrund des unterschiedlichen Satzbaus bei den Sätzen 6 und 7 bei Sprichwort A im Vergleich zu 1 bis 5 (z.B. A chaque oiseau son nid est beau vs. A cada pajarillo le gusta su nidillo) noch mindestens eine andere Sprache dargestellt ist.

Viel Spaß!  :icon_mrgreen:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Hedning

Als Nicht-Romanist kann ich da nicht viel zu sagen, aber vielleicht freut es dich zu hören, dass ich da nun schon einige Zeit lang draufgucke :icon_lol:

Nur die Definition von Sprache vs. Mundart/Dialekt ist ja immer eine schwierige Sache. Als Germanist kann ich da das Beispiel Niederdeutsch beisteuern, da werden dir viele Leute sagen, es sei eine eigenständige Sprache, viele werden aber auch anderer Meinung sein. Und für Verwandtschaft zwischen Sprachen gibt es ja auch eine Menge Kriterien: Lautsystem, Satzbau, Lexik...

Ich vermute, dass das zweite oder dritte provenzalisch oder jedenfalls was aus dem Süden Frankreichs ist - und das vorletzte dann kastilisch?

Es ist immerhin recht auffällig, dass das Französische als einzige Sprachvariation in B und C das "ch" hat (bei "chèvre" bzw. "chat", fast als einzige auch bei "chaque" im ersten Beispiel).

Hast du schon gemerkt, dass in fast allen Sätzen unter A ein Reim (oiseau-beau usw.) vorhanden ist? Der Satzbau ist vermutlich daraufhin modifiziert. Also sagt die Satzstellung von "son nid"/"su nidillo" nur begrenzt etwas aus.

Stefan M

Zitat von: Hedning am 30 Juli 2008, 17:58:44
Als Nicht-Romanist kann ich da nicht viel zu sagen, aber vielleicht freut es dich zu hören, dass ich da nun schon einige Zeit lang draufgucke :icon_lol:

:icon_mrgreen: Das freut mich sogar sehr. Ich hatte eigentlich die Befürchtung, daß der Thread innerhalb kürzester Zeit unbeantwortet in der Versenkung verschwindet.  :icon_lol:

Ich habe das gleiche Problem wie du, nicht Romanist zu sein - das würde vermutlich helfen -, sondern nur ein Sprachwissenschaftsstudent im Grundstudium, der diese Hausaufgabe mit mindestens "ausreichend" bestehen muß, um für die Zwischenprüfung zugelassen zu werden.  ;) 

ZitatNur die Definition von Sprache vs. Mundart/Dialekt ist ja immer eine schwierige Sache. Als Germanist kann ich da das Beispiel Niederdeutsch beisteuern, da werden dir viele Leute sagen, es sei eine eigenständige Sprache, viele werden aber auch anderer Meinung sein. Und für Verwandtschaft zwischen Sprachen gibt es ja auch eine Menge Kriterien: Lautsystem, Satzbau, Lexik...

Jepp, ich tue mich da mit der Unterscheidung auch etwas schwer. Leider geben die Sprichwörter auch nicht sehr viel her, ich muß mich da halt mehr an Satzbau und Wortschatz orientieren, wie das Lautsystem aussieht, kann man hieraus eher nicht ableiten.

ZitatIch vermute, dass das zweite oder dritte provenzalisch oder jedenfalls was aus dem Süden Frankreichs ist - und das vorletzte dann kastilisch?

Wie gesagt, ich habe selbst keine Ahnung, aber einer aus meinem Kurs, mit dem ich kurz vor den Ferien noch kurz sprechen konnte, der nebenbei Spanisch studiert, meinte auch, eine der Sprachen sei Provenzalisch. Auch Katalanisch soll mit dabei sein. Nur kann ich das natürlich schlecht einfach so hinschreiben, sondern ich bräuchte auch eine Begründung, woran ich das erkenne. Muß ich mir alles noch intensiver anschauen. ;)

ZitatEs ist immerhin recht auffällig, dass das Französische als einzige Sprachvariation in B und C das "ch" hat (bei "chèvre" bzw. "chat", fast als einzige auch bei "chaque" im ersten Beispiel).

Das ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht läßt sich daraus etwas machen. Eine reine Knobelaufgabe eben. 

ZitatHast du schon gemerkt, dass in fast allen Sätzen unter A ein Reim (oiseau-beau usw.) vorhanden ist? Der Satzbau ist vermutlich daraufhin modifiziert. Also sagt die Satzstellung von "son nid"/"su nidillo" nur begrenzt etwas aus.

Nein, das habe ich noch nicht bemerkt. Gut, daß du mich drauf aufmerksam macht. Ich habe zwar die Sprachen/Sprachvariationen allesamt haarfein miteinander verglichen, aber das ist mir bisher tatsächlich durch die Lappen gegangen. Okay, dann überdenke ich das noch einmal.

Auf jeden Fall schon einmal vielen Dank dafür! Ich freue mich über jeden neuen Denkanstoß.  :respekt:
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Nerf

Ein paar Denkanstöße hätte ich evtl. auch, Linguistik ist eine interessante Sache ;)

Zitatchèvre - cabra - crabe - crapo

Interessant hierbei das Konsonantengerüst c-b-r und wie das r dann teilweise vor das b/p wandert. Vielleicht kannst du daran was aufziehen.

Dann kannst du mal schauen, wann wo ein Begriff durch einen völlig neuen ersetzt wird (oiseau bis ausetch sind ja sprachverwandt - paxarico nicht mehr). Französisch und Spanisch sind ja beides romanische Sprachen, da kannst du evtl. eruieren, welches Wort etymologisch auf welches lateinische Wort zurückgeht (ist manchmal ganz interessant, dass das Lateinische für einen Begriff zwei verschiedene Wörter hatte, ein gehobenes und ein umgangssprachliches, und die romanischen Sprachen sich je nachdem eines der beiden Wörter rausgepickt und weiter gebraucht haben).

Was das Baskische angeht - das kannst du echt rauslassen, die verschrobenste Sprache Europas (wenn man mich fragt :icon_mrgreen:). Ist eine sogenannte Ergativsprache (d.h. dass das Subjekt eines Satzes je nach Verbart - transitiv, intransitiv - eine andere Form annimmt), solche Sprachen sind heutzutage fast ausgestorben. Verwandtschaften zu anderen romanischen Sprachen gibt es keine, man hat mal versucht, eine Verbindung zum Etruskischen oder Sumerischen herzustellen, aber das sind Theorien.
You've been chosen as an extra in the movie adaptation
Of the sequel to your life.

Stefan M

31 Juli 2008, 15:52:26 #4 Letzte Bearbeitung: 31 Juli 2008, 15:57:34 von Stefan M
Mensch, doch immerhin ein paar, die sich über die Aufgabe ihre Gedanken machen. Ich danke sehr.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Nerf am 31 Juli 2008, 10:05:48
Ein paar Denkanstöße hätte ich evtl. auch, Linguistik ist eine interessante Sache ;)

Finde ich auch. Zumindest manchmal. Solche Aufgaben wie diese hier bringen mir sogar Spaß, vor allem, wenn ich nicht unter Zeitdruck stehe, nur sitze ich da jetzt schon seit Montag, und das mehrere Stunden am Tag, dran, habe so langsam die Schnauze voll davon und bin nur noch froh, diesen Kram meiner Dozentin endlich zuschicken zu können.  :icon_mrgreen:

Zitat
Zitatchèvre - cabra - crabe - crapo

Interessant hierbei das Konsonantengerüst c-b-r und wie das r dann teilweise vor das b/p wandert. Vielleicht kannst du daran was aufziehen.

Ja, das war mir auch schon aufgefallen und zeigt natürlich auch, daß die Sprachen von 1 bis 7 alle in irgendeiner Weise, mal mehr, mal weniger miteinander verwandt sind. cabra beispielsweise taucht in der Form nicht nur in 2 und 3 auf, sondern sogar in 7.

Bei C auffällig ist übrigens auch, daß 1, 4 und 5 souris - sourits - souris und 3, 6 und 7 ratolins - ratòns - ratones haben, während 2 mit gàri eine ganz andere Alternative bietet. Heißt übrigens alles 'Mäuse', was ganz lustig ist, weil 1 verglichen mit 4 und 5 sowie 3 verglichen mit 6 und 7 eher entfernte Verwandtschaft aufweisen. 

ZitatDann kannst du mal schauen, wann wo ein Begriff durch einen völlig neuen ersetzt wird (oiseau bis ausetch sind ja sprachverwandt - paxarico nicht mehr). Französisch und Spanisch sind ja beides romanische Sprachen, da kannst du evtl. eruieren, welches Wort etymologisch auf welches lateinische Wort zurückgeht (ist manchmal ganz interessant, dass das Lateinische für einen Begriff zwei verschiedene Wörter hatte, ein gehobenes und ein umgangssprachliches, und die romanischen Sprachen sich je nachdem eines der beiden Wörter rausgepickt und weiter gebraucht haben).

Jepp, habe deinen Rat beherzigt und mal nachgeblättert. paxarico und pajarillo scheinen gar keinen lateinischen Ursprung zu haben.

Interessanterweise gehen in C die verschiedenen Varianten von 'Katze' (chat - ca - gat - gato) gar nicht aufs Lateinische zurück, denn dort bedeutet Katze wahlweise feles, faeles oder faelis, was ja nun mal so überhaupt keine Ähnlichkeit mit chat & Co. hat.

ZitatWas das Baskische angeht - das kannst du echt rauslassen, die verschrobenste Sprache Europas (wenn man mich fragt :icon_mrgreen:). Ist eine sogenannte Ergativsprache (d.h. dass das Subjekt eines Satzes je nach Verbart - transitiv, intransitiv - eine andere Form annimmt), solche Sprachen sind heutzutage fast ausgestorben. Verwandtschaften zu anderen romanischen Sprachen gibt es keine, man hat mal versucht, eine Verbindung zum Etruskischen oder Sumerischen herzustellen, aber das sind Theorien.

Uääh, "Ergativsprache" - ich hasse Syntax.  :icon_lol: Muß ich allerdings leider, ob ich nun will oder nicht, alles für die Zwischenprüfung wiederholen.

PS: Kennt jemand eine deutsche Entsprechung für das Sprichwort C, "The daughter of the cat catches mice"? A heißt in etwa "Jeder Vogel liebt sein eigenes Nest" und B "Wie der Vater, so der Sohn".
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Punkrockschuppen

Sprachwandelkurs? Ist das sowas ähnliches wie ein Jodeldiplom?

Sorry, aber ich kann mir grad einfach nicht vorstellen, wie man solches Wissen im RL anwenden kann, um damit irgendwann mal Geld zu verdienen, bzw. etwas sinnvolles zur Bereicherung der Menschheit beitragen zu können.  :doof:

Wofür lernt man denn sowas genau?

Hedning

Das hat Stefan M oben schon geschrieben:

Zitat von: Stefan M am 30 Juli 2008, 18:56:37Ich habe das gleiche Problem wie du, nicht Romanist zu sein - das würde vermutlich helfen -, sondern nur ein Sprachwissenschaftsstudent im Grundstudium, der diese Hausaufgabe mit mindestens "ausreichend" bestehen muß, um für die Zwischenprüfung zugelassen zu werden.

Punkrockschuppen

Und mit so nem studierten "Quatsch" hat man ernsthafte Chancen, später mal nen Job zu bekommen?

Sorry wenn ich so bescheuert frage, aber gibts mit so einem Studium echte Chancen auf nen späteren Job in der Richtung?

Archäologie zu studieren z.B. mag ja auch sicherlich sehr interessant sein. Aber echte Jobangebote in der Richtung gehen doch gegen Null. Daher frag ich ja...

Hedning

Ich weiß jetzt nicht, welchen Studiengang er genau verfolgt (Germanistik/Allgemeine Sprachwissenschaften? BA/Magister/Lehramt?), aber Berufe, die mit Sprache zu tun haben, gibt es doch einige. Man muss nur relativ zielstrebig auf ein bestimmtes Berufsfeld hinarbeiten und schon während des Studiums Praktika usw. absolvieren, sonst kann es wirklich zu einem bösen Erwachen kommen.

Punkrockschuppen

1 August 2008, 23:00:49 #9 Letzte Bearbeitung: 1 August 2008, 23:07:21 von Punkrockschuppen
Übrigens, Herr Student:

Wer google halbwegs zu bemühen weiss, findet auf Anhieb mindestens einen Buchauszug bzw Literaturtip, der genau dieses Thema und genau diese Aufgabe abhandelt:

http://books.google.de/books?id=mIkOAAAAQAAJ&pg=PA62&lpg=PA62&dq=que+bat+lou+crabot&source=web&ots=eWcx-wjoEk&sig=99jSZUXCCMVkpAvLmHGjn1iqlms&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=3&ct=result#PPA62,M1

Gruß
Timo

-Realschüler & gelernter Schlosser-



Klugscheisser

Aber "Master of Google".  :D

Dass beim Studium häufig ein praktischer Bezug fehlt, mag richtig sein. Aber es geht ja auch darum, einen bestimmten wissenschaftlichen Bereich möglichst genau kennen zu lernen bzw. alle Teilaspekte abzudecken. Deshalb kann so einiges als nicht praxisrelevant erscheinen (und es gibt wohl genug Studenten, die über bestimmte Pflichtveranstaltungen fluchen) - dennoch gehört eben dies alles einer bestimmten Wissenschaft an. Wieviel daraus später noch berufsrelevant wird, ist immer fraglich. Dennoch erweitern solche Kenntnisse (womöglich und hoffentlich) den geistigen Horizont und das (wissenschaftliche) Denken. Tja, deshalb wohl so viel Krams, durch den man sich durchbeißen muss, der nicht so doll erscheint. Andererseits gibt's bestimmt immer mal wieder jemanden, der in dem Sprachwandel-Gedöns völlig aufgeht und die Erfüllung darin sieht (und dafür bezahlt wird)...  :D

Punkrockschuppen

2 August 2008, 00:36:52 #11 Letzte Bearbeitung: 2 August 2008, 00:39:18 von Punkrockschuppen
Ja. Aber wenn man sowas studiert, muss man doch ein gewisses berufliches Ziel vor Augen haben, das sich dann auch irgendwann mal verwirklichen lässt.

Ich jedenfalls kann mir nur sehr schwer vorstellen, das man mit solchem Wissen jemals nen Job bekommt, von dem man Leben kann. Solche "Spezialisten" im Bereich der Sprachwissenschaften werden doch sicherlich höchstselten irgendwo gesucht und mit gutem Geld bezahlt.

Davon, das viele Studis mit völlig Unsinnigem Wissen vollgepumpt werden, kann ich auch ein Liedchen singen...

Wenn bei uns im Betrieb damals Werksstudenten "zu Gast" waren, waren das in der großen Mehrheit die absoluten Vollhonks, die von der Praxis wirklich null Ahnung hatten. Es gab natürlich auch positive Ausnahmen, denen man direkt angemerkt hat, das sie Spaß und vor allem Verständnis für das Handwerkliche mitbringen. Aber die waren wirklich sehr selten gesät.

Ganz schlimm wars dann später mit den frischgebackenen Ingineuren, die wir als Schlosser erstmal anlernen mussten, weil die mal so gut wie nix gepeilt haben.
Da gabs zB einen Spezi, der meinte, das wir die Dichtungen von Rührwellen, (die mit 5 2cm starken Dichtungen abgedichtet wurden) mit einer Meßuhr (misst auf nen tausendstel Millimeter genau)kontrollierten sollten. Irgendwie haben wir es dann geschafft, dem Mann zu erklären, das man das fehlen von 2cm dicken Dichtungen auch mit nem Zollstock feststellen kann.

Will hier jetzt auch keine Studenten bashen, aber einige davon laufen echt ziemlich weit am eigenen Berufswunsch und/oder Leben vorbei.

Gerade bei technischen Berufen sollte man doch ein gewisses Interesse und eigene Praxiserfahrung (sei es nur durch Schrauben am eigenen Auto oder Mopped) mitbringen.
Aber viele Leute die sagen: "Ich hab jetzt Abi und mach Ingineur, weil die immer gebraucht werden", sind später in X % fehl am Platze, oder werden (zurecht) erst gar nicht irgendwo eingestellt.

Klugscheisser

Zitat von: Punkrockschuppen am  2 August 2008, 00:36:52
Ja. Aber wenn man sowas studiert, muss man doch ein gewisses berufliches Ziel vor Augen haben, das sich dann auch irgendwann mal verwirklichen lässt.

Klar. Aber wir wissen ja auch nicht, was Stefan M nun genau studiert. Es geht doch wohl nur um eine Zulassung zu einer bestimmten Prüfung. Wieviel das mit seinem "richtigen" Studium zu tun hat - keine Ahnung.  :D
Gibt eben mal immer wieder so Sachen, die man machen muss. Und evtl. gibt's dann auch immer jemanden, der gerade das besonders spannend und erfüllend findet. Wie gesagt, es gibt zahlreiche Dinge, die zur "Weiterbildung" dazu gehören - egal, ob dies nun im Studium ist oder in einer Lehre. Irgendwas erscheint immer unwichtig und womöglich langweilig.

Zitat von: Punkrockschuppen am  2 August 2008, 00:36:52
Will hier jetzt auch keine Studenten bashen, aber einige davon laufen echt ziemlich weit am eigenen Berufswunsch und/oder Leben vorbei.

Auch davon gibt's garantiert eine bestimmte Anzahl. Kann dir aber genau so gut bei jeglicher anderer Ausbildung passieren. Dass es genug Spezis gibt, die einfach die Möglichkeit haben, zu studieren und dies dann tun, mag ich überhaupt nicht abstreiten.

Zitat von: Punkrockschuppen am  2 August 2008, 00:36:52
Gerade bei technischen Berufen sollte man doch ein gewisses Interesse und eigene Praxiserfahrung (sei es nur durch Schrauben am eigenen Auto oder Mopped) mitbringen.

Klingt logisch. Und wenn man Glück hat, findet man eben solche Leute, die dann als Mechs das beste aus dem technischen Gerät herausholen... aber:

Zitat von: Punkrockschuppen am  2 August 2008, 00:36:52
Aber viele Leute die sagen: "Ich hab jetzt Abi und mach Ingineur, weil die immer gebraucht werden", sind später in X % fehl am Platze, oder werden (zurecht) erst gar nicht irgendwo eingestellt.

Da gibt es bestimmt auch genug Leute, die eben einen Ausbildungsplatz nehmen, der nicht die Erfüllung für sie ist, damit sie "wenigestens was gelernt haben". Vielleicht formuliert das ein Student in eben jener Situation anders, aber prinzipiell ist es der gleiche Schnack.  :D

Und glaub mir, von Leuten, die keine Ahnung von dem haben, was sie da eigentlich machen, kann ich dir ein Liedchen singen. Da könnte man Alben von füllen...  :icon_twisted: :icon_razz:

Stefan M

Zitat von: Punkrockschuppen am  1 August 2008, 21:43:00
Und mit so nem studierten "Quatsch" hat man ernsthafte Chancen, später mal nen Job zu bekommen?

Sorry wenn ich so bescheuert frage, aber gibts mit so einem Studium echte Chancen auf nen späteren Job in der Richtung?

Ja, es gibt durchaus Chancen, einen Job zu bekommen. Allerdings hat man uns gleich zu Beginn unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß nach Abschluß des Studiums eigentlich nur ein Beruf im sprachwissenschaftlichen Bereich in Frage kommt (Allgemeine Sprachwissenschaften ist mein Magister-Hauptfach, zudem habe ich als Nebenfächer Nordistik und - festhalten - Friesische Philologie  ;)). Ob das tatsächlich stimmt, ist eine andere Frage. Ich kann mir jedenfalls derzeit nicht vorstellen, später als Sprachwissenschaftler zu arbeiten - und kenne einige Kommilitonen, denen es ähnlich geht -, sondern habe das Fach 2006 eher aus Verlegenheit gewählt.

Am liebsten wäre mir so etwas wie Journalismus oder Medienwissenschaft gewesen (ein Beruf beim Fernsehen oder bei einer Zeitung ist nach wie vor ein Traum), aber es ist halt enorm schwer, mit einem durchschnittlichen NC, wie ich ihn habe, dort überhaupt einen Platz zu bekommen - und auf 10 bis 16 Wartesemester hatte ich, wie man sich sicherlich denken kann, auch keinen großen Bock. So blieb - zumindest hier im Norden, und im Norden wollte ich bleiben - für mich eben nur die Uni Kiel übrig, wo ich ohne Zulassungsbeschränkung einen Platz ergattern konnte. Da kam Sprachwissenschaft meinen Vorstellungen noch am nächsten. Ich meine, es ist zwar viel Theorie im Grundstudium dabei, die nicht sonderlich viel Spaß macht, aber ansonsten habe ich die Wahl bisher nicht bereut (das kann sich ändern, wenn ich im Oktober Zwischenprüfung mache und sie bei Nichtbestehen noch einmal ein paar Monate später wiederholen darf, was ich mal nicht hoffe  ;)).

Zitat von: Punkrockschuppen am  1 August 2008, 23:00:49
Übrigens, Herr Student:

Wer google halbwegs zu bemühen weiss, findet auf Anhieb mindestens einen Buchauszug bzw Literaturtip, der genau dieses Thema und genau diese Aufgabe abhandelt:

http://books.google.de/books?id=mIkOAAAAQAAJ&pg=PA62&lpg=PA62&dq=que+bat+lou+crabot&source=web&ots=eWcx-wjoEk&sig=99jSZUXCCMVkpAvLmHGjn1iqlms&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=3&ct=result#PPA62,M1

Ich weiß. Aus der zweiten Auflage des Trask-Buchs (die, das du verlinkt hast, ist die erste) habe ich die Aufgabe ja. :icon_mrgreen: Eine Lösung bietet sie trotzdem nicht an.

Google zu durchforsten, ist schließlich eins der ersten Dinge, was ich tue, wenn ich mir Anregungen holen möchte.

@ Hedning, Nerf:

Noch einmal danke für eure Anmerkungen. Ich habe einiges davon in meine Überlegungen einfließen lassen und die Aufgabe auf rund vier Seiten aufblähen können. Nun heißt es abwarten, was meine Dozentin dazu sagt.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Travelling Matt

2 August 2008, 01:46:27 #14 Letzte Bearbeitung: 2 August 2008, 01:52:36 von Travelling Matt
Ich schließe mich dem Klugscheisser an, möchte aber noch ergänzen, dass nicht alle ihr Leben nach wirtschaftlicher Verwertbarkeit ausrichten - und das ist gut so ;)
Und: och, jetzt hat der Herr M schon eine völlig un-elfenbeinturm-ige Erklärung geboten. Zur Lösung selbst kann ich leider nix beisteuern, da bin ich mit meinem Latein am Ende, auch wenn einigen das spanisch vorkommen mag  :king:

Punkrockschuppen

2 August 2008, 04:33:31 #15 Letzte Bearbeitung: 2 August 2008, 04:38:19 von Punkrockschuppen
Zitat von: Travelling Matt am  2 August 2008, 01:46:27
Ich schließe mich dem Klugscheisser an, möchte aber noch ergänzen, dass nicht alle ihr Leben nach wirtschaftlicher Verwertbarkeit ausrichten - und das ist gut so ;)

Klar ist das gut so. Solange es sich derjenige leisten kann, irgendwas "Unnützes" zu studieren und anderen Menschen mit seinem "Unwissen" nicht auf den Sack geht ist das ja alles kein Problem.

Aber ein Ingineur, der sich sein Wissen ausschließlich theoretisch angeignet hat, und in seinem Leben vorher noch nie ne Schraube festgezogen oder mal irgendwo ne Dichtung gewechselt hat, hat einfach seinen Beruf verfehlt. Und solche Deppen durfte ich in meiner beruflichen Karriere leider viel zu oft antreffen.
Die Halbwertzeit solcher Typen war in aller Regel zwar immer recht kurz, aber wenn danach direkt der nächste diesen Kalibers nachgeschoben wird, machts die Sache auch nicht grad besser.
Man sollte sich schon für das interessieren was man tut. Und als Ingineur muss man sich nunmal auch in der Praxis mit Technik auseinandersetzen und halbwegs ne Peil davon haben, und sollte dafür eine gewisse praktische Grunderfahrung dazu mitbringen.

Fäb

@Punkrockschuppen: Sorry, aber das klingt für mich nach dem typischen "Arbeiterklasse"-Gepöbel gegen vermeintlich sinnlose Studiengänge. Kennst du den mit dem Tellerrand?  :icon_rolleyes:

Stefan M

*hochkram*

So. Habe mir bereits vor knapp zwei Wochen meine letzten Scheine abholen können, die nötig sind, um für die Zwischenprüfung zugelassen zu werden. Somit habe ich auch diese Aufgabe hier anständig gelöst, auch dank eurer Hilfe. Also bedanke ich mich ein letztes Mal für die Anregungen. War nett von euch.  :respekt:

Am 17.10. gibt's dann die zweistündige Klausur, die Woche darauf folgt die mündliche Abfrage. *bibber*
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