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Die letzte Sichtung: Filme

Begonnen von MMeXX, 19 November 2012, 13:01:27

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lastboyscout

Oh, ganz vergessen dieses Horror-Schmankerl hier zu erwaehnen.
Stitches (2012)
Was fuer eine geiler, uebertriebener, blutruenstiger und mit hervorragenden Effekten aufwartender Horrorfilm.
Sehr geniale Morde die meist nicht wie Fast Food sondern wie ein Drei- oder Vier-Gaenge-Menue serviert werden.
Da hat man sich maechtig ins Zeug gelegt.
Was fuer ein Fest, ich bin noch immer hin und weg.
Selbst die Schauspieler sind ganz anstaendig, fuer einen niedrig budgetierten Horrorfilm aus Irland beachtenswert.
Wandert definitiv ins Regal, ANSEHEN Leute, unbedingt.
9/10 Punkten

P.S.: Man koennte ihn auch fuer zwei Suchanfragen die wir hier drin hatten gleichzeitig vorschlagen:
Filme aus Irland und Filme mit Clowns.  :icon_mrgreen:
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

StS

Zitat von: lastboyscout am 29 April 2013, 00:30:28
Stitches (2012)
Wandert definitiv ins Regal, ANSEHEN Leute, unbedingt.

Der ist ja auch schon hierzulande zu haben. Werd ich mir gewiss mal ansehen. Danke für den Tipp.  ;)
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

lastboyscout

Keine Ursache.

Gangster Squad (2012)
Ist jetzt weniger der elegante Gangsterthriller denn ein Gangsteractioner geworden.
Schauspielerisch hat sich da ja das Allerfeinste vor der Kamera versammelt, mein lieber Scholli.
Bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt, einfach nur wow.
Action ist wuchtig und brutal, da wurde nicht gekleckert sondern geklotzt. Sehr fein.
Wenn man sich daran gewoehnt hat nen Actioner serviert zu bekommen funktioniert es ganz wunderbar.
Gibt 7.5/10 Punkten

Django Unchained (2012)
Hm, bin jetzt da nicht so hunderprozentig auf den Fanwagen aufgesprungen.
Gibt etliche hervorragende Szenen, ein paar coole Oneliner und geniale Schauspieler sowie viele nette Zitate.
Macht das einen guten Film? Leider nein.
Hierbei hat Quentin sein Haendchen fuer Musik verloren, selten so unpassende Musikauswahl in einem Film gehoert.
Sehr enttaeuschend, wenn ich da nur an Kill Bill zurueckdenke wird mir ganz anders, da war jedes Musikstueck einfach nur perfekt gewaehlt.
Auch zieht sich der Streifen unglaublich in die Laenge, der ist ne gute halbe bis dreiviertel Stunde zu lange.
Auch wirkten die extremen Blutfontaenen deplaziert, wollte er hiermit auf den Kampf mit den Crazy 88 aus Kill Bill einen draufsetzen?
Klar sind viele der homagierten Filme gewalttaetig, aber an sowas kann ich mich eigentlich nicht erinnern.
Schade, die Vorfreude war naemlich immens.
6/10 Punkten

Attack Of The Herbals (2011)
Ganz annehmbare englische Amateur-Horrorkomoedie die leider etwas dauert bis sie in Fahrt kommt.
Geht um zwei Freunde die ne angeschwemmte Kiste finden und deren Inhalt an die Bevoelkerung der kleinen Insel verhoekern.
Der Nazi-Tee verwandelt die ganzen Anwohner dann in Zombies. Ist wohl der erste Zombie-Film bei dem Tee der Ausloeser fuer die Verwandlung ist.  :icon_mrgreen:
Effekte sind budgetbedingt (£15,000 ) nicht besonders einfallsreich oder ausgewalzt, leider, das hat dem Film eindeutig gefehlt.
Schauspielerisch auf dem hoelzernen Level, dafuer kameratechnisch ganz ordentlich eingefangen.
Fuer Zombie/Horror-Allesgucker nen Blick wert, der Rest sollte wohl die Finger von lassen.
4/10 Punkten
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

RoboLuster

Stitches ist wirklich total cool! Auch wie die Clowns dargestellt werden, suuuper. :respekt:
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Private Joker

7 Psychos
(klingt als Filmtitel irgendwie ziemlich seltsam, btw, in den Zeiten, in denen (fast) alles unter dem Originaltitel anläuft, hätte man das auch nicht unbedingt "eindeutschen" müssen)

Brügge sehen ... war ein netter kleiner, sicher nicht umwerfender Gangsterfilm, dank Lokalkolorit und zumindest ein bis eineinhalb guter Typen. Ohne Schauplatzbonus und mit viel mehr (überflüssigem) Personal ist die Luft aber schlagartig raus. Und irgendwie hat man vergessen, McDonagh darüber zu informieren, dass die Zeit für derartig krause Humor/Gewaltmixturen mitsamt wirrer Handlung und öder Endlosdialoge eigentlich vorbei ist, auch und gerade dann, wenn man in Sachen Abgedrehtheit noch einen oder zwei draufsetzt: Hier passt eigentlich gar nichts, nicht die Bluteffekte, nicht die Schauspieler, und allein schon wegen der völlig bescheuerten Mixtur aus Fantasie- und realen Szenen/Figuren würde ich den Machern mal dringend eine gute Entzugsklinik empfehlen.

3/10
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

ratz


1984

Lange Zeit habe ich vor mir hergeschoben, den Film mal wiederzusehen, zu tief hatten sich die Bilder vom gequälten John Hurt und dem fiesen Richard Burton in mein jugendliches Hirn gebrannt. Beim Wiedersehen ist vom damaligen Schrecken (leider? zum Glück?) nicht viel übrigggeblieben. Es hat sich eher ein Gefühl eingeschlichen wie beim Sehen von Watchmen oder Tinker, Taylor... (2011) – eine Art seltsamer Nostalgie, ein Sehnen nach den trotz aller Paranoia klar definierten Feindbildern während des kalten Krieges (obwohl ich, wie die meisten von uns, diese Zeit und ihre Stimmung nur versuchsweise rekonstruieren und damit sicherlich auch verklären kann). Interessanterweise hat sich das Grundthema des Films, die Beinflußbarkeit des menschlichen Geistes bzw. seine Widerstandsfähigkeit gegen Manipulationen, denkbar frisch gehalten. Nur starren wir heute nicht auf einen großen, sondern viele kleine Bildschirme, und statt einem gemeinsamen huldigt jeder seinem Privatgötzen. Der Effekt ist ähnlich: Ruhigstellung der Massen durch die Machteliten. Erbringt man diese geringe Transferleistung, hat man mit 1984 einen brandaktuellen (und dabei vermutlich zu wenig gesehenen) Klassiker.

Hitfield

Space Soldiers (USA 2012)

Als Science Fiction-Allesseher konnte ich mal wieder nicht widerstehen. Schlauer werde ich auch nicht. Besetzung, Effekte und Ausstattung sind in einigen Momenten okay, meistens mäßig und manchmal ziemlich schwach. Ich habe in den letzten Jahren in der Videothek aber schon wesentlich schlechtere Arbeiten erwischt, was den "Look" angeht (zum Beispiel "Humanity's End" oder "Battlespace").

Die ersten fünf Minuten sind echt gelungen: ein Astronaut im Anzug schwebt im leeren Raum und beobachtet die weit entfernte Weltraumschlacht zweier verfeindeter Gruppen im Orbit eines Planeten. Sieht ziemlich gut aus. Auch die Story (es geht um Weltraumpiraten, die den Schrott von interplanetarischen Kriegen einsammeln) ist gelungen und bietet gute Anknüpfungspunkte.

Im weiteren Verlauf spielt das aber ebenso wenig eine Rolle wie die auf der Cover-Rückseite angekündigten Parallelen zu "Event Horizon". Es folgen 80 Minuten hohle Dialoge und ein paar kurze Konfrontationen mit Budget-freundlichen, sehr irdischen, sehr gegenwärtig anmutenden Pistolen. Einzige handwerklich wirklich überzeugend umgesetzte Szene im restlichen Film ist der Splatter-Moment,
Spoiler: zeige
wenn der Klon bei der Berührung des Artefakts in einer riesigen Blut- und Gedärme-Explosion hochgeht und den ganzen Raum einsaut
. Aber was soll's, ein paar Liter Blut machen noch keinen erträglichen Film.

Es geht natürlich noch schlechter, dennoch ist der Film Bodensatz. 1 / 10
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

RoboLuster

30 April 2013, 01:38:42 #607 Letzte Bearbeitung: 30 April 2013, 01:55:03 von RoboLuster
Der war doch irgendwie witzig. Eindeutig der trashige kleine Parodie-Bruder von Firefly / Serenity. Charaktere, Setting, Story, alles erinnert an die kult Serie. Hier haben wir Superschablonenhafte Charaktere, die ihre jeweiligen Rollen bis zum Exzess auf die Spitze treiben. Beispiel: Wake, der "gute" Captain ist ein Bilderbuch Märchen Held erster Güte, stellt euch den Capt. der Firefly vor, und nun potenziert alle seine Attribute ins unendliche, dann habt ihr eine ungefähre Vorstellung, vom Auftreten des Capt. in diesem Film. Das wirkt so kitschig heroisch megacool absolut dämlich, dass man nur darüber lachen kann.

Die restliche Besatzung der "guten" ist nicht der Rede wert (wie bei Firefly, nur noch weniger). Die "bösen" sind da schon interessanter, zB ein nörgelnder Steuermann mit dem tollen Namen Overkill, dann das Pendant zu Fireflys "Summer Glau", eine stoisch unbewegte Gefrierfach Brutalokampftusse, und schließlich der Captain der "bösen", dargestellt von Sean Patrick Flanery (Blutige Pfad Gottes), der wirklich den Vogel abschießt. Sein Captain Jekel bewegt sich, stets over the top zwischen den Grenzen von leiser Verzweiflung und manischem Wahnsinn.

Also kurzum, dieser Film ist so gaga, dass kann unmöglich ernst gemeint sein. Die ganze Doofheit, wird so dermaßen furztrocken rübergebracht, dass man die billig Effekte kaum wahrnimmt, und zwischen Lachen und Maulsperre, will man einfach nur ausschalten... aber dann ist der Film auch schon vorbei.

Ich kann den nicht wirklich leicht bewerten, er ist billig, er ist schlecht, er ist doof, er macht Spaß. (Hier sollte man aber wirklich eher nicht nüchtern rangehen).

ps:  Ich finde, 1 Punkt ist die höchste Ehre, die man diesem Machwerk bieten kann, iwi hab ich das Gefühl, als wolle er nichts anderes als das.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

StS

Die deutsch-norwegische Co-Produktion ,,Jo Nesbø´s Headhunters" (OT: ,,Hodejegerne") aus dem Jahre 2011 kommt als eine ,,uneinheitlich-unebene Kombination" aus schwarzer Komödie, Krimi und Thriller daher, welche sich in den ersten 70 Verlaufsminuten zwar durchweg vorhersehbar und nie wirklich spannend entfaltet, u.a. dank des zügigen Tempos und der nicht uninteressanten Geschichte allerdings auch nie zu langweilen beginnt – bevor plötzlich eine durchaus packende, knapp sieben-minütige Sequenz eine wahrhaft reizvolle Wendung offenbart und dem Film (kurzzeitig) einen echt ersprießlichen ,,Kick" verleiht. Leider lässt die Qualität des Gebotenen im Anschluss dann jedoch (bis hin zum Einsetzen des Abspanns) im Prinzip genauso schnell wieder nach. Die wenigen Twists sind tatsächlich überraschend und prima geraten – allerdings lassen die Charakterzeichnungen teilweise zu wünschen übrig (da des Öfteren nicht gerade stimmig), sind einige Logik-Löcher unverkennbar und kommt die Inszenierung (inklusive Optik) nie über ein ,,solides TV-Niveau" hinaus (ähnlich wie zuvor auch schon die skandinavische ,,Millennium"-Trilogie). Zumindest darstellerisch sehe ich keinen nötigen Anlass zur Klage – wobei (einfach mal so nebenbei erwähnt) anzuführen ist, dass mich Hauptdarsteller Aksel Hennie vom Aussehen her stets an einen ,,jungen Christopher Walken" erinnert hat. Als Buch mag die Story vielleicht (hoffentlich) besser funktionieren bzw. funktioniert haben – der Film jedenfalls krankt merklich an seinem ,,holprigen inhaltlichen Ton" (mal humorvoll, mal auf cool getrimmt, mal gritty und brutal etc.) und stellt somit kein wirklich zufrieden stellendes Ganzes dar. Schade...   4/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Fastmachine

Die Spielregel, 1939

Der Flieger André Jurieux hat gerade heroisch den Ozean in Rekordzeit überflogen und könnte sich als Nationalheld feiern lassen, doch er verweigert sich diesem Spiel, da er nur aus Liebe zur verheirateten Christine gehandelt hat. Diese gehört zur französischen Oberschicht, die einen dekadenten und überkommenen Lebensstil pflegt, wo es keine aufrichtigen Gefühle gibt sondern nur Tändeleien und flüchtige Liebschaften. André nimmt die Einladung zu einer Jagdgesellschaft auf dem Lande ein, wo sich die Gesellschaft zu einem burlesken, ebenso komischen wie tragischen Zusammensein einfindet. Man gibt sich freigeistig und -zügig, aber hält doch eisern ungeschriebene Regeln ein. Wer sie bricht, weil er es ernst meint mit seinen Gefühlen, wird schnell zur tragischen Figur.

Jean Renoirs Porträt der französischen Gesellschaft, das wenige Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die Kinos kam, konnte aufgrund der Zeitumstände erst in den 1950er Jahren seine volle öffentliche Wirkung erlangen. Man sah in ihm eine Prophezeiung der kommenden französischen Katastrophe. Genau deshalb wurde es mit Deutungen derart überfrachtet, die den Film aus der Sicht der Nachkriegsgesellschaft völlig über- und fehlinterpretierten. Auch Renoir war 1939 kein Prophet.

Selbst wenn man archäologisch diese ganzen Interpretationsschichten ausmistet, bleibt aus heutiger Sicht doch DIE SPIELREGEL ein eindrucksvoller, aber weitgehend historisch entrückter, ja teilweise musealer Streifen. Vielleicht liegt dafür die Ursache in seinem Erfolg bei Kritikern und Künstlern, denn seine Art des Gesellschaftsporträts wurde seither vielfach nachgeahmt um weiterentwickelt. Was 1939 neu und provokant war, wirkt heute selbstverständlich und althergebracht. Ein Problem, das viele Filmklassiker der Vorkriegszeit haben.

Historisch sehr interessant und auch ohne filmhistorische Brille noch gut sehbar, ist DIE SPIELREGEL aber gewiss nicht mehr ein so überwältigendes Erlebnis, das man ihn heute noch zu den ,,besten Filmen aller Zeiten" rechnen möchte.

7.5/10
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

ratz

Na, daß Du das Kind nicht mit dem Bade ausschüttest! Ich müßte den Film zwar auch wieder auffrischen und würde das jederzeit gern tun, denn ich habe ihn als elegant gefilmt (dabei aber längst nicht so aufdringlich wie Ophüls) und mit herrlichem Dialogwitz versehen in Erinnerung, mit einigen unvergeßlichen Szenen (die Jagd, die Orgel, das nächtliche Durcheinander) und einer wohltuend melancholisch-ironischen Distanz zu den dargestellten Problemchen der besseren Gesellschaft. Über Bannersprüche wie "Bester Film aller Zeiten", den bestimmt die Franzosen zuerst drangeheftet haben, brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. J'äm bokuh le Renoir, jedenfalls bevor er nach drüben ging.


Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben

Habe ich nicht verstanden, Kommentar entfällt.

Discostu

Der Schatz der Sierra Madre (1948)
Schöner Abenteur-Film-Klassiker mit tollen Schauspielern, großartiger Kamera und einem stimmigen Soundtrack. Das Thema wie das Gold Habgier und Neid in eigentlich guten Menschen hervorruft hat mir gut gefallen, insgesamt hätte das Pacing für meinen Geschmack aber ruhig etwas flotter sein können. 7/10

Bretzelburger

Zitat von: Discostu am  1 Mai 2013, 23:53:32
Der Schatz der Sierra Madre (1948)
Schöner Abenteur-Film-Klassiker mit tollen Schauspielern, großartiger Kamera und einem stimmigen Soundtrack. Das Thema wie das Gold Habgier und Neid in eigentlich guten Menschen hervorruft hat mir gut gefallen, insgesamt hätte das Pacing für meinen Geschmack aber ruhig etwas flotter sein können. 7/10

Keine grundsätzliche Kritik an deiner Aussage, aber warum muss das "Pacing" flotter sein? - Das deutlich gemächlichere Tempo ist ja der häufigste Grund für Viele, sich alte Filme nicht mehr anzusehen - gar nicht mal so sehr bei den Filminteressierten hier im Forum, sondern generell (so ist meine Frage auch gemeint - nicht an dich, sondern in den Raum gestellt). Klar mag ich auch schnell geschnittene Action-Filme, aber warum nicht auch einen langsamen - wieso schließt sich das aus oder lässt zumindest den Wunsch entstehen, das auch ein sehr guter alter Film (zumindest hinsichtlich Story, Darsteller, Regie usw.) trotzdem noch etwas flotter sein könnte? Ist das der Lauf der Moderne, das immer höher, schneller, weiter, was von fast Allen eher kritisch angesehen wird, zumindest bezogen auf das eigene Leben?

Letztens musste ich eine unglaublich idiotische Kritik zu Hitchcocks "Vögel" in der OFDb lesen, in der eine Userin den Film nach reinen Unterhaltungs-Kriterien beurteilte - von denen sie zudem keine Ahnung hat. Daran knüpft sich die häufige Argumentation, dass "alte Filme" (also alles von vor 1990) nicht nur wegen ihrer Reputation gut gefunden werden sollten, sprich: ob Hitchcocks Film relevant war für seine Zeit, interessiert heute kein Schwein. Im Grunde gebe ich dieser Argumentation recht, denn einen alten Film nur deshalb gut zu finden, weil er einmal eine wichtige Rolle spielte oder super-erfolgreich war usw. ist für mich höchstens ein zusätzliches Kriterium, kein ausschlaggebender Grund. Für mich stellt sich nur die Frage, warum es scheinbar kaum Jemandem mehr möglich ist, sich auf eine andere Sichtweise einzulassen ? - Man hat die freie Wahl, achtet auf seine Stimmung und die äußeren Umstände und freut sich daran, dass dieser Film genau so wurde wie er ist. Man kann einen Film mögen oder nicht, aber warum gelingt es so selten, die immer gleichen Erwartungshaltungen, den immer gleichen Horizont einen Moment lang auszublenden?

Discostu

Also auch wenn du mich nicht direkt ansprechen willst, habe ich trotzdem ein bisschen das Gefühl, mich verteidigen zu müssen:

Ich gebe mir immer die allergrößte Mühe, meine Erwartungshaltungen bei alten Filmen entsprechend anzupassen. Würde ich den Schatz der Sierra Madre wirklich direkt mit Indiana Jones oder sowas vergleichen, hätte er vermutlich 5/10 Punkten bekommen (denn wie kann man allein schon auf die blöde Idee kommen, einen Abenteuerfilm in 4:3 und schwarz/weiß zu drehen?   :doof: :icon_mrgreen:). Aber für meine subjektive Bewertung eines Filmes spielt es einfach keine unerhebliche Rolle, wie es mir beim Anschauen ging. Und ich habe mich in diesem Film ein paar Mal dabei erwischt, auf die Uhr zu gucken. Vermutlich bin ich einfach ein etwas ungeduldiger Mensch und langweile mich vielleicht schneller, als andere Filmfans hier. Aber solange das so ist, fließt das auch in meine Bewertung mit ein, denn diese soll kein objektives Urteil sein sondern eher wiedergeben, "was hat der Film mit mir gemacht", wo 10/10 halt bedeutet "hat mich selbst beim dritten Mal noch total geflasht" und 7/10 "hat mich die meiste Zeit sehr gut unterhalten".

Im Endeffekt bedeutet "insgesamt hätte das Pacing für meinen Geschmack aber ruhig etwas flotter sein können" im Umkehrschluss natürlich eigentlich "leider habe ich meine modernen Sehgewohnheiten nicht vollständig genug ablegen können, um diesen Film ohne gelegentliche Ungeduld gucken zu können". Das trifft natürlich nicht nur alte Filme, auch "The Master" hat bei mir aus ähnlichen Gründen nur 7/10 Punkten bekommen. Ich will in Wirklichkeit diese Filme natürlich nicht ändern. Aber ich weiß leider auch nicht, ob ich es jemals schaffen werde, mich selbst so zu ändern, dass mir langsame Filme besser gefallen.

MMeXX

Das führt letztlich zu der alten Frage: Was ist ein "langsamer" Film? Kürzere Einstellungslängen, höhere Schnittzahl?

Discostu

Zitat von: MMeXX am  2 Mai 2013, 13:29:28
Das führt letztlich zu der alten Frage: Was ist ein "langsamer" Film? Kürzere Einstellungslängen, höhere Schnittzahl?

Nee, mit Schnitt hat das für mich gar nichts zu tun, ich bin sogar ein ausgesprochener Freund von langen Einstellungen. Für mich ist generell ein Film langsam, wenn die Handlung langsamer vorankommt als ich es nötig finde. Das ist natürlich auch wieder hochgradig subjektiv. Es hat aber glaube ich eher mit der Länge von Szenen zu tun als mit der Länge von Einstellungen, aber selbst das trifft es eigentlich nicht so ganz. 2001: Odyssee im Weltraum ist ein Film, der mir zum Beispiel trotz seiner langen Szenen nicht langsam vorkommt, weil der Film eine gewisse Grundspannung hat, die mich einfach nicht loslässt. Einzige Ausnahme ist da die Stargate-Sequenz, die ich dann wieder "länger als nötig" finde. Um bei Kubrick zu bleiben: Barry Lyndon fehlt diese Grundspannung (und er ist zusätzlich natürlich auch noch eine Stunde länger) und er hat viele Szenen, die relativ lang und schön anzusehen sind, aber durch die fehlende ständige Bedrohung (die in 2001 durch den Monolithen und durch HAL gegeben ist) eher wenig... Nervenkitzel haben.

Ich merke auch hier einfach, dass ich das nicht wirklich an objektiven Eigenschaften von Filmen festmachen kann. Wenn ich während eines Filmes irgendwann mit einer leichten Ungeduld darauf warte, dass mal wieder etwas passiert, das die Story voranbringt, dann ist er mir zu langsam.

Fastmachine

Eraserhead (1977)

Auch über 35 Jahre nach seiner Veröffentlichung hat ERASERHEAD nichts von seiner Kraft verloren. Selten gingen persönliche Vision und künstlerische Ambition in einem Erstlingswerk so eine durchweg originelle wie gekonnte Synthese ein. Kein angelerntes Kunsthandwerk, keine leeren Avantgardegesten, keine wichtigtuerische Nabelschau, die nur allzu oft die Debuts von Nachwuchsregisseuren aus der Bahn tragen, stören hier die existentielle Wucht dieser alptraumhaften Vision. Eine trostlose, fremde Welt, in der alle sozialen Beziehungen vollständig entfremdet empfunden werden, entwirft David Lynch hier und lässt uns am – wohl autobiographisch motivierten – Schaudern seines Helden vor den Zumutungen des Kosmos teilhaben.

Einsame Klasse 10/10. Die auf der DVD beigefügte Dokumentation über die hanebüchene Entstehungsgeschichte von ERASERHEAD verlängert das Schaudern noch einmal.

@ratz: Ich möchte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und schätze DIE SPIELREGEL durchaus. Vielleicht haben mich tatsächlich gewisse Eigenheiten der Rezeptionsgeschichte über Gebühr genervt, so dass es mir nur ungenügend gelungen ist, einen völlig freien Zugang zu finden. Renoir im Ganzen steht mir jetzt nicht deutlich genug vor Augen, da ich in den letzten Jahren nichts von ihm gesehen habe. LA GRANDE ILLUSION habe ich mal...Moment...im letzten Jahrtausend gesehen.   
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Stefan M

Zitat von: Discostu am  2 Mai 2013, 12:24:35
Im Endeffekt bedeutet "insgesamt hätte das Pacing für meinen Geschmack aber ruhig etwas flotter sein können" im Umkehrschluss natürlich eigentlich "leider habe ich meine modernen Sehgewohnheiten nicht vollständig genug ablegen können, um diesen Film ohne gelegentliche Ungeduld gucken zu können". Das trifft natürlich nicht nur alte Filme, auch "The Master" hat bei mir aus ähnlichen Gründen nur 7/10 Punkten bekommen. Ich will in Wirklichkeit diese Filme natürlich nicht ändern. [...]
Ich finde, das ist ein interessanter Punkt, dieses Sich-nicht-lösen-Können von den modernen Sehgewohnheiten. Ich ertappe mich auch bei einigen Filmen mit dem Gefühl, sie würden nicht richtig in die Pötte kommen, was möglicherweise auch damit zusammenhängt, daß ich mich zu sehr an Hochgeschwindigkeitskino gewöhnt habe, das durch die immer besser werdende Technik mittlerweile in Perfektion geliefert werden kann. Allerdings betrifft das in der Tat nicht nur die sogenannten "alten" Filme, sondern auch diejenigen, die zweifelsohne auch im 21. Jahrhundert noch reichlich gedreht werden. Und der wichtige Punkt ist eben, daß es mir nicht grundsätzlich so geht, sondern - wie gesagt - nur bei einigen Filmen. Das heißt, die Regisseure, die völlig ruhige Filme drehen und mich trotzdem so fesseln, daß ich eben nicht ständig auf das DVD-Player-Display gucken muß, machen für mich ganz subjektiv mehr richtig als diejenigen, die auch völlig ruhige Filme drehen, mich aber doch gelegentlich ungeduldig werden lassen - und, was man nicht vergessen darf, bei mir kommt es eben auch drauf an, in welcher Stimmung ich so einen Film sehe. Das hängt manchmal, glaube ich, wirklich mit der Tagesform zusammen. Das ändert natürlich nichts daran, daß es trotzdem genug Leute gibt, die mit den ollen Schinken vor 1990 nichts anfangen können (meine Schwester mag Schwarz-Weiß-Filme nicht und meidet sie, so gut es geht, sogar modernere wie den tollen "Ed Wood", obwohl sie durchaus Burton-Fan ist), aber mir geht es auch um obige Aussage von Discostu, weil ich sie aus eigenem Empfinden nachvollziehen kann.

Bei "Die Vögel" finde ich es auch unfair, von lahmen ersten 50 Minuten zu reden und temporeicher zweiter Hälfte, weil hier erst Charaktere und Beziehungen ausgelotet werden müssen, bevor es - salopp gesagt - ans Eingemachte geht. Ich habe kürzlich übrigens erstmals "Alles über Eva" gesehen - im Prinzip nichts anderes als ein 135 Minuten langes Dialogstück, bei dem so mancher wahrscheinlich leicht die Flinte ins Korn werfen würde, allerdings so vollgepackt mit bissig-amüsanten Seitenhieben gegen die Theaterwelt, interessanten Figuren (gerade die weiblichen) und herausragenden Schauspielern, daß ich jede Minute genossen habe. Das zeigt, ich bin noch nicht ganz verdorben.  ;)
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Akayuki

Zitat von: ratz am  1 Mai 2013, 23:00:48
Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben

Habe ich nicht verstanden, Kommentar entfällt.


Was für ein Zufall, den habe ich auch gestern Abend gesehen.  :icon_surprised:

Vielleicht fehlt mir hier ein gewisses interkulturelles Verständnis, um den Titel wirklich zu verstehen. Aus Thailand kenne ich zugegeben nur eine Auswahl an Prügelfilmen (u.a. mit Tony Jaa), welche allerdings mit der dortigen Kultur soviel gemein haben, wie Bubbletee mit gesunder Ernährung.

Tja, jedenfalls fühle auch ich mich außer Stande, dieses Werk in ein paar Sätzen zu analysieren.
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


mr. pink

Hab gestern Excision gesehen.
Was für ein fieses Teil!
Ich bin noch ziemlich ratlos, was ich davon halten soll.
I expect that you think that I should be haunted
But it never really bothers me

KrawallBruder

Zitat von: lastboyscout am 29 April 2013, 00:30:28
Oh, ganz vergessen dieses Horror-Schmankerl hier zu erwaehnen.
Stitches (2012)
[...]ANSEHEN Leute, unbedingt.

Hab ich doch glatt mal getan und ein wirklich sehr unterhaltender Film. Vom Humor her finde ich den Film irgendwie wie eine Mischung aus American Pie und Nightmare on Elm Street 6. Vor allem die Morde.
Spoiler: zeige
Am meisten lachen musste ich bei der Szene mit dem Dreirad :D und leicht verstörend fand ich die Szene mit der Katze...

Mr. Blonde

Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am  3 Mai 2013, 15:53:25
Zitat von: lastboyscout am 29 April 2013, 00:30:28
Oh, ganz vergessen dieses Horror-Schmankerl hier zu erwaehnen.
Stitches (2012)
[...]ANSEHEN Leute, unbedingt.

Hab ich doch glatt mal getan und ein wirklich sehr unterhaltender Film. Vom Humor her finde ich den Film irgendwie wie eine Mischung aus American Pie und Nightmare on Elm Street 6. Vor allem die Morde.
Spoiler: zeige
Am meisten lachen musste ich bei der Szene mit dem Dreirad :D und leicht verstörend fand ich die Szene mit der Katze...


Dann werde ich mir den wohl auch noch geben, wollte den nach LBS' Beschreibung und ein paar guter Kritiken eh schauen.

Mr Orange

Zitat von: Mr. Blonde am  3 Mai 2013, 16:32:19
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am  3 Mai 2013, 15:53:25
Zitat von: lastboyscout am 29 April 2013, 00:30:28
Oh, ganz vergessen dieses Horror-Schmankerl hier zu erwaehnen.
Stitches (2012)
[...]ANSEHEN Leute, unbedingt.

Hab ich doch glatt mal getan und ein wirklich sehr unterhaltender Film. Vom Humor her finde ich den Film irgendwie wie eine Mischung aus American Pie und Nightmare on Elm Street 6. Vor allem die Morde.
Spoiler: zeige
Am meisten lachen musste ich bei der Szene mit dem Dreirad :D und leicht verstörend fand ich die Szene mit der Katze...


Dann werde ich mir den wohl auch noch geben, wollte den nach LBS' Beschreibung und ein paar guter Kritiken eh schauen.

Gerade gesehen und muss sagen, wirklich sehr empfehlenswert!
Spoiler: zeige
Neben der o.g. Szene, mein Favorit: Der Clown tötet den Dicken in der Abstellkammer und dieser liegt in seinen Armen, während "Just died in your arms" von Cutting Crew auf der Party einsetzt.  :respekt:
"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Mr. Boo

Bei Stitches fand ich den Anfang recht gut, danach fällt der aber erstmal ordentlich ab. Der Mittelteil ist einfach nicht interessant genug. Dann kommen natürlich noch ein paar ordentliche Kills, aber auch hier hat mir irgendwie das Besondere gefehlt. Insgesamt noch gute 6/10, aber es war deutlich mehr Potenzial vorhanden.

Teppi

5 Mai 2013, 12:04:42 #624 Letzte Bearbeitung: 5 Mai 2013, 12:50:27 von Teppi
Mal in Kurzfassung die letzten Sichtungen aufarbeiten:

Texas Killing Fields
Der Streifen hätte eigentlich im Hochsommer geschaut werden müssen - das hätte die angespannt-hitzige Atmosphäre astrein untermalt. Eben jene schwüle Stimmung ist auch der größte Pluspunkt, während sich die anderen Aspekte im Mittelfeld wiederfinden. Von den allgemein solide agierenden Darstellern gefiel mit Sam Worthington am besten, während ich von den anderen einfach besseres gewohnt bin. Die Spannung des Kriminalfalls kommt aufgrund der begrenzten Anzahl potentieller Täter auch nicht über'n Durchschnitt hinaus. Insgesamt also ein annehmbarer Thriller, dessen tolles Setting etwas verschenkt wurde. 5/10

Insider
Nun endlich das (laut Meinung so mancher) "Meisterwerk" von Mann nachgeholt. Ich fand den Film zwar gut, wurde aber nicht komplett vom Hocker gerissen. Die 2,5h hätten meiner Ansicht nach gerne etwas entschlackt werden können; hier hatte ich nicht (wie bspw. beim genialen "Heat") bei jeder Einstellung das Gefühl, dass sie elementar wichtig für die Figuren sei. Pacino und Crow liefern dafür große Leistungen ab. Ein größtenteils starker Streifen, an artverwandte Werke wie "State of Play" oder auch "Good Night, and Good Luck" kommt er für mich aber nicht heran. 7/10

Wall Street - Geld schläft nicht
Kommt keinesfalls an Teil 1 heran. Auch ein vernünftig aufspielender Josh Brolin kann keinen durch und durch schmierigen Michael Douglas ersetzen, welcher hier leider viel zu oft mit störenden Familien-Problemen beschäftigt ist. Das Gefühlsgedöns sorgt dafür, dass die plakative, aber packende Botschaft des Erstlings nicht mehr ganz so kräftig einschlägt. Was bei Figuren und Geschichte teils verhauen wurde, wird immerhin durch die Inszenierung wieder etwas wett gemacht: Abgesehen von ein paar äußerst platten Bildern (platzende Seifenblasen, oh come on...) ist der Streifen sehr schick in Szene gesetzt. Zu mehr als einem soliden Endresultat reicht's aber nicht. 6/10

Paul - Ein Alien auf der Flucht

Nein, es ist keine große oder sonderlich innovative Komödie. Aber in der richtigen Runde (ein paar Leute mit einem gewissen Maß an Sci-Fi-Kenntnis) macht der Streifen wirklich Spaß. Die Anspielungen machen Laune und greifen nicht nur die bereits totzitierten Szenen heraus, schön. Pegg und Frost harmonieren erneut herrlich, und auch die Nebendarsteller (die unbeholfen fluchende Kristen Wiig mal drehbuchbedingt ausgeklammert) können sich sehen lassen. Eine charmante und kurzweilige Komödie. 7/10

Bleeder
Erneut ein Refn-Drama, dass wie die "Pusher"-Trilogie auf einen realistisch-rauen Stil setzt. Parallelen sind auch bei den auf den ersten Blick unspektakulären, jedoch ziemlich verstörten Figuren zu finden. Sehr schön fand ich hier den Part mit Mads Mikkelsen als sozial gestörter Filmfan, während mir die Charakterisierung von Kim Bodnia nicht immer nachvollziehbar erschien und dessen Geschichte zu drastisch endet - das passte nicht ins ruhige Gesamtkonzept. Nach "Walhalla Rising" habe ich dann alle Refns durch, dann werde ich sicherlich noch ein paar Worte mehr verlieren - hier gibt's als Urteil erstmal "nett, aber nicht auf "Pusher"-Niveau". 6/10

soisdas

Zitat von: TeppiNach "Walhalla Rising" habe ich dann alle Refns durch
Teilweise recht sperriger Film. Refn hat ihm unverkennbar seinen speziellen Stempel aufgedrückt. Ich finde ihn sehr berauschend. Stimmung sollte passen. ;)

Teppi

Zitat von: soisdas am  5 Mai 2013, 12:22:52
Stimmung sollte passen. ;)

Genau das ist der Grund, warum der Film hier seit Monaten ungesehen rumliegt - bisher hat der Gemütszustand einfach nie gepasst für das, was mich vermutlich erwartet.

Mal schnell obige Liste komplettiert:

Iron Man 1 + 2

Die richtig ernsten Comic-Streifen (Nolans "Batman", "Watchmen" etc.) mal ausgeklammert, zählt "Iron Man" zu meinen Favoriten in dem Genre. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Robert Downey Jr. als Tony Stark. Der charmante Narzist, der neben seinem schelmischen Humor auch einige seelische Tiefen bietet, bereitet die perfekte Grundlage für einen Film, der sich mehr für seine Hauptfigur als für spektakuläre Action-Szenen interessiert - was nicht heißt, dass es solche nicht in wohldosierter Form gäbe. Ein Held bringt natürlich wenig ohne Antagonist, und genau hier schwächelt Teil 2 etwas: Mickey Rourkes zu kurzer und klischeebeladener Auftritt reicht nicht an Jeff Bridges verlogene Vorstellung heran, weshalb ich die Fortsetzung trotz intensiver inszenierter Action-Szenen etwas schwächer als den Erstling einschätze.
Teil 1: 8/10
Teil 2: 7/10

Youth in Revolt
Eine Indie-Komödie, die durchaus in die selbe Kerbe wie bspw. "Juno" schlägt. Michael Cera spielt mal wieder seine Standard-Rolle, das jedoch spitze wie immer. Begleitet wird er von allerlei Gastauftritten größerer Darsteller, welche das Geschehen jedoch nie an sich reißen - der jugendliche Hauptfigur bleibt stets im Fokus. Zusammen mit der charmanten Verspieltheit bei der Inszenierung ergibt das einen locker-flockigen Feel-Good-Film der unterhaltsamen Sorte. 7/10

MMeXX

Zitat von: Teppi am  5 Mai 2013, 12:04:42Insider
Nun endlich das (laut Meinung so mancher) "Meisterwerk" von Mann nachgeholt. Ich fand den Film zwar gut, wurde aber nicht komplett vom Hocker gerissen. Die 2,5h hätten meiner Ansicht nach gerne etwas entschlackt werden können; hier hatte ich nicht (wie bspw. beim genialen "Heat") bei jeder Einstellung das Gefühl, dass sie elementar wichtig für die Figuren sei. Pacino und Crow liefern dafür große Leistungen ab. Ein größtenteils starker Streifen, an artverwandte Werke wie "State of Play" oder auch "Good Night, and Good Luck" kommt er für mich aber nicht heran. 7/10
Für mich der (objektiv) beste Mann-Film und damit der einzige 10er neben dem (subjektiv) besten Film aller Zeiten Manhunter. :D

Fastmachine

Overlord (1975)

Auch wenn OVERLORD thematisch den beiden großen Filmen über die alliierte Invasion in der Normandie 1944 an die Seite zu stellen ist, nämlich DER LÄNGSTE TAG und DER SOLDAT JAMES RYAN, so gehört er doch einer ganz und gar anderen Gattung von Film an. Nicht ein großes Historiengemälde oder heroische Sinnstiftung will OVERLORD sein. Eher trifft schon der Vergleich mit IM WESTEN NICHTS NEUES und FULL METAL JACKET zu, da hier ebenfalls vom Untergang des Individuellen im Militärischen und in der industriellen Kriegsführung von Millionenheeren die Rede ist.

OVERLORD zeichnet den Weg eines ganz normalen englischen Soldaten von der Einberufung 1944, durch die Entbehrungen der Ausbildung, über das endlose Warten vor dem Einsatz, bis schließlich zum Moment der Invasion nach. Trotz eines geringen Budgets gelang es Regisseur Stuart Cooper dank der Kooperation mit dem Imperial War Museum, eine niemals billig aussehende Rekonstruktion der gigantischen Kriegsmaschinerie zu inszenieren, die im Weltkrieg mobilisiert wurde. 30% des Films besteht aus Archivmaterials des Museums, das Cooper durch aufwendige Recherchen ausgegraben hat und ästhetisch nicht als dokumentarischen Fremdkörper, sondern als integralen Teil der Filmerzählung begreift.

OVERLORD ist eine Rarität im Kriegsfilmgenre. Er verzichtet auf große Geschichte ebenso wie auf Antikriegspathos oder halbexploitativen dreckigen Realismus. Der Film ist auf der einen Seite nüchterner als fast jeder andere Kriegsfilm, gleichzeitig aber persönlicher, da er einen 21jährigen Durchschnittsjungen als Hauptfigur hat, der im Guten wie im Schlechten gar nicht recht überschaut wo er hineingeraten ist, doch die Nichtigkeit seiner Versuche, etwas Persönliches zu bewahren, zunehmend ahnt.

8.5/10
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Teppi

Heute gab's zwei Comic-Verfilmungen, von denen keine so richtig überzeugen konnte.

Captain America

Alle "Avengers"-Filme somit komplettiert. Zu allererst muss angemerkt werden, was für ein kohärentes Bild mit allerlei Querverweisen Marvel hier aufgezogen hat, da steckte schon einiges an Planung dahinter. Leider muss gleich danach auch gesagt werden, dass der Captain wohl der schlechteste der Hinführungsfilme ist. Es gab weder wirklich gute Figuren, nach besonders erwähnenswerte Action-Szenen (welche teils auch einfach schnell in einer Kampf-Collage runtergerattert wurden) - der Streifen versinkt im Mittelmaß, aus welchem ihn auch das dezent trashige WWII-Setting und Hugo Weaving als annehmbarer, aber ohne Maske viel bedrohlicherer Bösewicht nicht heraushelfen können. 5/10

Priest

Schade, schade: So ein schönes Setting und Art-Design, welches hier an einen hölzern und hanebüchen umgesetzten Streifen verschenkt wird. Seine besten Momente hat der Film in den kurzen Momenten, wenn man sich an den künstlichen, aber dennoch hübschen Landschaftsaufnahmen erfreuen darf - warum hat man sich nicht etwas mehr Zeit genommen, um bspw. in stimmungsvollen Bildern der Stadt zu schwelgen? Die Kämpfe sind an sich kurzweilig geraten, bieten jedoch nichts Besonderes. Richtig schlimm wird's dann, wenn die Charaktere den Mund aufmachen - die lieblos dahingerotzte Story lässt die interessante Grundidee einfach links liegen und liefert stattdessen 08/15-Figuren der Marke "großes Gähnen". Das mit seiner offensiven Offenheit billig wirkende Ende macht die Enttäuschung um so größer - aus der Vorlage hätte man scheinbar viel rausholen können, hier hat man das nur in Ansätzen geschafft. 4/10

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