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Die kleine Bücheroase

Begonnen von CarliSun, 15 Juni 2014, 16:03:54

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MMeXX

Dann will ich hier mal mit einem etwas anderen "Buch" dazwischenfunken. :D



Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung: Marvel Super Heroes - Secret Wars, Teil 1

Jahr
1984

Herkunftsland
USA

Worum geht's?
Der Beyonder holt jede Menge Superhelden (X-Men, Avengers, Spider-Man, 3 der Fantastischen Vier und eventuell noch andere) und Bösewichte (Dr. Doom, Galactus und noch andere) in eine andere Galaxie, sagt ihnen, dass der Sieger einen Preis bekommt und los geht der Kampf.

Zum Autor
Geschrieben hat die Geschichte Jim Shooter (* 27.09.1951), der offensichtlich eine bewegte Karriere hat. Schon als kleiner Bengel hat er Texte an DC geschickt und 1966 erschienen seine ersten Geschichten (in Action Comics und Adventure Comics). Bis '69 blieb er bei DC, dann machte er erstmal 'ne Comic-Auszeit, ehe er einige Jahre später zunächst wider bei DC anheuerte, aber schnell zu Marvel wechselte. 1978 wurde er Marvel Chefredakteur und blieb bis '87 in der Position. In seiner Amtszeit brachte er diverse Neuerungen auf den Weg und sorgte mehrfach für Kontroversen. Als er dann '87 entlassen wurde, hatte er eine geil Idee: Er wollte Marvel kaufen. :icon_lol: Das klappte nicht und in den nächsten Jahren gründete Shooter diverse Verlage, die immer wieder Pleite gingen.

Meine Ansicht:
Der Sammelband enthält die Hefte 1-6 (von 12) - wie ja das "Teil 1" im Titel schon andeutet. 1984 war diese Crossover-Geschichte wohl noch eine enorm große Nummer, wenn auch nicht völlig neu. Für mich als "Comics eher durch die Filme"-Kenner besteht da natürlich ein gewisser Wiedererkennungswert. Die Geschichte ist äußerst dialoglastig, da gab es in dieser Sammelreihe schon deutlich bildlastigere Beiträge - sowie einen "stummen" Beitrag, der quasi gänzlich ohne Sprechblasen auskommt. Das kann teils schon anstrengend werden. Denn gerade bei Beginn eines neuen Heftes wird noch mal zusammengefasst, was geschehen ist. Das ist nicht immer ganz leicht, denn die Expositionen fallen da durchaus mäßig aus. Die eigentliche Geschichte "Gut vs. Böse bis zum letzten" besitzt zwar einen gewissen Reiz, aber auch ein wenig den "Ach, irgendwie wird doch jeder irgendwie überleben"-Hintergedanken. Bleibt also höchstens die Hoffnung auf einen Drama-Anteil. Und der kommt durchaus zum Tragen. Da zieht es die X-Men mit einem resoluten Charles eher zu Magneto als den Avengers, die fantastsichen Vier denken an Frauen (eine ist schwanger, die Fackel findet auf dem fremden Planeten anscheinend seine Liebe) bzw. das Ding verwandelt sich unerklärlicherweise in Ben. Die Wasp-Echse-Epsiode hat auch Potential und geht ein bisschen vom einfachen Gut/Böse-Schema weg. Interessant auch die Götter-Liebelei bei Thor. Die Kämpfe durchaus kurzweilig, bei Spidey hätte ich ein paar sprüche mehr erwartet. Mal schauen, was da in 7-12 noch passiert, bis dahin erstmal knappe 6 Punkte.

CarliSun

25 Juni 2014, 20:27:18 #31 Letzte Bearbeitung: 26 Juni 2014, 07:30:50 von CarliSun
Sehr schön!  :icon_cool:

Ich mag die Comics mit Spidey und Thor auch immer sehr gerne. Mit den größeren Heldengruppen wie Avengers kann ich nicht soviel anfangen. Außerdem komme ich da immer recht schnell durcheinander, weil ich dann doch nicht so sehr im Marvel-Universum drin stecke.

Bei den Filmen kenne ich mich auch weniger aus. Was habe ich gesehen? Alle Spideys (egal mit welchem Hauptdarsteller), Iron Man 1 und Fantastic Four 1+2. Und hey, der erste Hulk mit Eric Bana. That's it! Doch irgendwann soll in jedem Fall noch Thor folgen ... auch wenn der Schauspieler alles andere als sexy ist...

Im Übrigen kann ich nur sagen, dass ich beiFilmen in jeden Fall Marvel DC vorziehe. (Ja, ich weiß, Batman war geil! Trotzdem!) Marvel rules.  :dodo: Und was Comics angeht sowieso, da ich DC gar nicht gelesen habe oder lese. Für die Zukunft bezweifle ich das ebenfalls. Ich finde dort einfach die Helden nicht so ansprechend. Waum auch immer??! 

XOXO CarliSun

Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

26 Juni 2014, 00:15:22 #32 Letzte Bearbeitung: 1 Juli 2014, 20:39:44 von CarliSun
William Golding: Herr der Fliegen


Quelle: http://media.ebook.de/shop/coverscans/131/1318868_3596214629_xl.jpg

Originaltitel
Lord of the Flies

Jahr
1954

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Ein Flugzeug stürzt über dem Pazifik ab. Die Überlebenden können sich auf eine unbewohnte Insel retten. Dabei stellt sich heraus, dass die Gruppe lediglich aus sechs bis zwölf Jahre alten Knaben besteht. Kein Erwachsener hat überlebt. Um Rettung zu erfahren, sind sie gezwungen sich zu organisieren. Doch sind sie dazu wirklich in der Lage?

Lord Of The Flies (In Less Than 4 Minutes)
https://www.youtube.com/watch?v=IRUcKBeOzIo

Zum Autor


Quelle: http://benedict-cumberbatch.de/wp-content/uploads/2013/06/William.Golding.jpg

Sir William (Gerald) Golding wurde am 19. September 1911 in Columb Minor, Cornwall geboren. Im Alter von sieben Jahren begann er zu schreiben. Als Sohn eines Lehrers wuchs er in Marlborough, Wiltshire auf. 1930 zog er nach Oxford und begann dort sein Studium der Naturwissenschaften und anschließend der englischen Literatur. Bereits 1934 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Fünf Jahre später heiratete Golding die Chemikerin Ann Brookfield, mit der er zwei Kinder hat und bis zu seinem Tod zusammenlebte. Noch im selben Jahr nahm er einen Lehrauftrag für Englisch in Salisbury an. Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde sein künstlerisches Schaffen unterbrochen. Er arbeitete als Marineoffizier für die Royal Navy und war in diesem Zusammenhang auch an der Schlacht gegen die Bismarck beteiligt. Die Kriegserfahrungen wurden prägend für seine Arbeit. Mit dem Ende des Krieges widmete sich Golding erneut seiner Lehrtätigkeit und begann wieder zu schreiben. 1954 veröffentlichte er seinen Welterfolg "Herr der Fliegen". Dieser ermöglichte es ihm später seinen Beruf aufzugeben und sich ganz dem Schreiben zu widmen. Neben zahlreichen Preisen wurde Golding 1980 mit dem Booker Prize und 1983 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. 1988 wurde er zudem von der Königin in den Ritteradel erhoben. Am 9. Juni 1993 starb er in Perranarworthal, Cornwall an Herzversagen.

Meine Meinung
Ich bin gerade dabei berühmte Klassiker der Weltliteratur neu zu entdecken. "Herr der Fliegen" ist ein Werk, dass in meinen Augen definitiv in diese Kategorie fällt. Ich hatte mit der Geschichte bereits zweimal in meinem Leben zu tun. Das erste Mal war zur Schulzeit. In der Philosophieklasse mussten wir im siebten Jahr das Buch lesen und auswerten. Zur Belohnung gab es damals auch den Film (1990) zu sehen . Doch daran habe ich kaum noch Erinnerungen. Die zweite Begegnung kam durch meine Theaterleidenschaft. Der Inhalt wurde vor einigen Jahren von unserem Volkstheater auf die Bühne gebracht (2007) und ohne Verschönerungen inszeniert. Aus diesem Grund wusste ich noch, dass der Muschel eine große Rolle zukommen musste und das nicht alles auf eine heile Welt herauslaufen würde. Nichts desto trotz hatte ich Goldings Meisterwerk sehr positiv in Erinnerung. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass ich es jetzt noch einmal entdecken wollte. Gesagt, getan.

Der Roman setzt direkt nach dem Flugzeugabsturz an. Ralph und Piggy finden sich am Strand wieder und kommen ins Gespräch. Als sie anfangen die Insel zu erkunden, finden sie eine Muschel. Der kluge aber leicht nervige Piggy erklärt Ralph, dass man darauf "spielen" kann. Dieser bläst daraufhin in die Muschel bis ein lautes Geräusch folgt. Die übrigen Kinder werden angelockt. Um Ordnung und Zivilisation zu gewährleisten, wählen sie einen Anführer, der die Lage sortieren soll. Die Wahl fällt auf Ralph und die Muschel wird zum Symbol der Demokratie. Als letzte Gruppe trifft der Chor ein unter der Führung von Jake. Dieser ist enttäuscht, dass er nicht das "Alphamännchen" wird und meldet sich anschließend freiwillig zum Anführer der Jäger. Es werden Pläne entwickelt für Essensbeschaffung, Hüttenbau und die Aufrechterhaltung des Feuers (vorbeifahrende Schiffe sollen Rauch sehen können, um Rettung zu gewährleisten). Alles scheint in bester Ordnung. Sie sind im Paradies gelandet.

Die Charaktere des Buches minimieren sich auf die Hauptfiguren bei den wichtigen Handlungsstängen. Diese setzen sich zusammen aus: (1.) Ralph (gutaussehender Anführer), (2.) (Piggy (nerviger Denker), (3.) Jake (machthungriger Egomane) und (4.) Simon (schüchterner Außenseiter). Alle Personen werden liebevoll beschrieben und bis zum Detail vorgestellt. Man bekommt eine klare Vorstellung vermittelt und kann sich schnell in die Geschichte einfühlen.

Der Schreibstil ist auch hier wieder sehr flüssig und einfach geschrieben. Eine Ausnahme bildet das Kapitel über "den Herr der Fliegen" selbst. In den Szenen mit Simon und dem aufgespießten Schweinskopf findet sich meines Erachtens eine gesteigerte Ausdrucksweise, die zur Erkenntnis des Außenseiters wunderbar konstruiert wurde. Dieser Teil ist ebenfalls in einfacher Sprache verfasst, in ihm findet sich jedoch eine blumige Steigerung. Ich sah darin die Sprache der Erwachsenen.
Die Kapitel sind mittelang und haben kleine Zwischenüberschriften, die jedoch nicht zuviel über das Folgende verraten.

Durch den, wie bereits erwähnt, unvermittelten Einstieg dauert es einige Seiten bis man in der Geschichte komplett angekommen ist und man sich denken kann, wohin der Autor will. Nützlich ist auch das Wissen über Goldings eigene Kriegserfahrungen. Aus diesem Grund wird sehr bald deutlich, dass der Roman in Richtung eine Dystopie darstellt. Die Handlung spielt zu Kriegszeiten. Die englischen Schuljungen befanden sich in dem Flugzeug, weil sie zum Schutz woanders hin transportiert werden sollten. Daraus lässt sich schließen, dass sie zu Familien zählen, die ebenfalls gehobenen Standes sind. Durch die anfängliche Entscheidung der Gruppe Ralph zum Anführer zu wählen, wird deutlich, dass die Kinder aus einer Demokratie kommen. Um ihren Alltag geordnet und ohne Chaos zu gestalten, halten sie am gewohnten System fest. Doch mit der immer längeren Anwesenheit auf der Insel steigert sich bei den Heranwachsenden das Stresslevel. Verborgene Charakterzüge kommen ans Licht und konfrontieren die Anwesenden mit ihrem Dasein. Durch die Stagnation der Situation (ausbleibende Rettung) beginnt die Gruppe langsam zu zerfallen. Alle Personen beginnen für sich eigene Prioritäten zu setzen und versuchen die jeweils anderen davon zu überzeugen. Ich nennen einige Beispiele. Ralph empfindet es am wichtigsten das Feuer zu pflegen, um eine rasche Rettung zu erreichen. Piggy ist ängstlich und drängt auf den Bau von Schutzhütten. Jake wiederum sieht das Ziel in der Jagd und dem guten Essen. So kommt es, dass die Charaktere immer weiter auseinander driften. Vor allem durch kleine Situationen stellt das der Autor das wunderbar heraus. Ein wiederkehrendes Moment in dem Buch sind die einberufenen Versammlungen, in denen die Muschel als Sprachrohr fungiert. Gerade in diesen Momenten wird deutlich, dass Ralph ein Sinnbild für das System der Demokratie ist.
Spoiler: zeige
Um so weiter das Buch voranschreitet, um so mehr verliert die Muschel an Bedeutung bis sie gar komplett zerbarstet. Das kommt einer Art Unordnung, aber vor allem einem Systemwechsel gleich. Jake beginnt sich aufzulehnen und an die Macht zu kommen. Er bildet den totalitären Gegenpol. In ihm sehe ich das Sinnbild für eine Tyrannis.
Einfach und genial gemacht. Meinen Respekt, Sir Golding!

Ich weiß nicht, wie es anderen Lesern geht. jedoch muß ich hervorheben, dass ich mich heimlich in den Charakter Simon verliebt habe. Dieser Junge gehört zu der Gruppe der "Großen" (der zwölfjährigen). Er ist sehr schüchtern und weiß sich nicht recht auszudrücken. Wenn er im Mittelpunkt steht, bekommt er keine Worte raus und wird rot. Aus diesem Grund wird er immer wieder ausgelacht und ins abseits gedrängt. Zu Beginn der Geschichte bemüht er sich noch komplett dazu zu gehören. Er baut sogar mit Ralph alleine eine Hütte, während alle anderen sich vergnügen. Mit der vergehenden Zeit und den sich verändernden Charakteren findet er immer weiter zu sich selbst. Er zieht sich immer weiter und öfter in den Dschungel zurück, weil er sich selbst genug ist.
Spoiler: zeige
Als er jedoch den "Herr der Fliegen" kennenlernt, erkennt er das riesige, bedrohliche Problem der Gruppe.


Im Laufe der Zeit häufen sich die Sichtungen von einem so genannten Untier. Die Berichte unter den Kleinen häufen sich und widersprechen sich leicht. Das gilt für die Gestalt und die Herkunft. Unmut und Angst beginnen die Gruppe zu regieren. Die einzige Hoffnung sieht man in den Jägern.
Spoiler: zeige
Der endgültige Sieg für Jake in seinem Buhlen um Macht ist gekommen.
Das anfängliche Paradies verwandelt sich langsam in die Hölle.
Spoiler: zeige
Nebenbei bemerkt ist das Untier ein Fallschirm mit einer Leiche, die bei Sturm immer wieder in die Höhe getrieben wird. Simon entdeckt es und will alle "entwarnen". Doch durch den Wahn der Gruppe wird er in diesem Moment getötet. Die Spaltung von Demokratie und Tyrannis beginnt.


Ein erstklassiger Punkt stellte auch der Moment von Simons Erkenntnis dar.
Spoiler: zeige
Er war von Beginn an überzeugt, dass es kein Monster gibt. Doch mit der Entdeckung vom aufgespießtem Schweinekopf erkennt er die Gefahr und ihren Ursprung. Das Untier steckt in den Kindern selber. Sie lassen durch den bewussten Verzicht auf Regeln immer mehr das Böse, die wilde Natur, in sich selbst zu. So verwundert es nicht, dass selbst Mord keine schlimme Sache mehr darstellt. An späterer Stelle wird die Brille von Piggy, die zum Feuer machen dient, von Jake böswillig geraubt. Als er sich die wiederholen will, wird er durch einen Felsbrocken bewußt durch die Gruppe (Roger) getötet. Lediglich Ralph steht noch auf der Seite der "Ordnung". Doch die Jagd auf ihn hat begonnen.


Das Buch zielt auf die große Frage nach der menschlichen Natur ab. Wie ist der Charakter wirklich? Kann man auch als Kind schlecht sein? Sind Kinder gar nicht so rein, wie man immer denkt? Herrscht tatsächlich das Prinzip "alle gegen jeden" vor? Vor allem diese Fragen machen den Roman ungeheuer spannend. Während ich zu Beginn noch kurzzeitig Probleme damit hatte in die Handlung zu kommen, verwandelte sich im Laufe des Leseprozeßes meine Wahrnehmnung völlig. Ich konnte garnicht so schnell lesen wie ich wollte und musste mich der absoluten Spannung hingeben! Wahnsinn! Doch dann kam das Ende.
Spoiler: zeige
Ralph flüchtet gejagt von den anderen. Diese haben die ganze Insel in Brand gesetzt, um ihn auszuräuchern. Sie wollen ihn töten, köpfen und seinen Kopf auf einen Stock aufspießen. Ralph erreicht mit letzter Kraft den Strand. Dort trifft er auf Soldaten, die den Rauch entdeckt haben und nach dem Rechten sehen wollen. Sie können nicht verstehen, was aus den englischen Schuljungen geworden ist. Nach und nach treffen auch die anderen Kinder ein. Alle entdecken die Erwachsenen und verfallen wieder in ihre frühere Kinderrolle. Allmählich wird ihnen ihr Verhalten klar. Sie weinen vor Scham vor sich selbst. Die Soldaten schauen aus dem gleichen Grund (Scham vor der vorliegenden Situation) weg. Sehr bezeichnend! Der kindliche Krieg wird unterbrochen, weil sie von erwachsenen Kriegern gerettet werden, die sie in den weltlichen Krieg wieder mitnehmen. In meinen Augen erfolgt so eine Verlagerung. Ich sehe darin kein gutes Ende!


Abschließend muss ich noch festhalten, dass ich das Buch äußerst brutal in seiner Einfachheit fand.
Viele Aspekte sind darin enthalten, die ich in der 7. Klasse bestimmt noch nicht verstanden habe. Zudem finde ich das Buch auch nicht geeignet für eine derartige Zielgruppe.  Doch ich mag mich täuschen...

Verfilmungen
Lord of the Flies (1963), R: Peter Brook
Lord of the Flies (1990), R: Harry Hook

Ein unglaublich spannendes Buch, dass sehr zum Nachdenken anregt. Man sieht nach dieser Lektüre die Welt mit anderen Augen. Ein eindeutige Empfehlung!

9 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

MMeXX

Noch zu den Comics: Ich war nie der große Comic-Leser, daher ist diese Sammlung quasi so ein erstes Eintauchen und Abstecken. Und da sind wirklich tolle Dinger dabei (bspw. "Blue" bei Spider-Man), aber auch einige, die mich weniger mitnehmen. Da kann ich verstehen, dass solche Crossover-Mega-Kämpfe sicher einen Reiz haben. aber mir ist das "einfache" Hau-Drauf meist nicht interessant genug. Da war dann Der Tod von Captain America 'ne ganz andere Nummer. Oder die Ausgabe aus der Sicht eines Passanten.

Herr der Fliegen: Oh ja, den haben wir in der Schule auch auseinandergenommen. Diese ganzen Symbole (Muschel, Brille, Kopf, etc. pp.) konnten einen durchaus schaffen. Andererseits ja auch stark, wie man vordergründig eben eine "simple" Geschichte hat, bei der dann aber so viele Ebenen aufgemacht werden, dass sie eben nicht nur als """Abenteuer"""-Geschichte funktioniert, sondern gleichzeitig diverse Aussagen beinhaltet. Ganz großes Tennis! Und nun habe ich direkt wieder Lust darauf bekommen, selbst nochmal reinzulesen.

CarliSun

Zitat von: MMeXX am 26 Juni 2014, 11:19:51
Herr der Fliegen: Oh ja, den haben wir in der Schule auch auseinandergenommen. Diese ganzen Symbole (Muschel, Brille, Kopf, etc. pp.) konnten einen durchaus schaffen. Andererseits ja auch stark, wie man vordergründig eben eine "simple" Geschichte hat, bei der dann aber so viele Ebenen aufgemacht werden, dass sie eben nicht nur als """Abenteuer"""-Geschichte funktioniert, sondern gleichzeitig diverse Aussagen beinhaltet. Ganz großes Tennis! Und nun habe ich direkt wieder Lust darauf bekommen, selbst nochmal reinzulesen.

Es freut mich sehr, dass ich dein Interesse aufs Neue entfachen konnte. Immer ran ans Werk! Und vergiss dann nicht deine Meinung zu posten... :respekt:
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

28 Juni 2014, 20:48:20 #35 Letzte Bearbeitung: 1 Juli 2014, 20:40:40 von CarliSun
Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz


Quelle: http://www.sardegna.com/de/blog/wp-content/uploads/2010/11/KleinePrinz-356x500.jpg

Originaltitel
Le Petit Prince

Jahr
1946

Herkunftsland
Frankreich

Kurze Inhaltsangabe
Nach einem Maschinenfehler landet ein Pilot Not in der afrikanischen Wüste. Komischerweise lernt er ausgerechnet an diesem einsamen Ort den kleinen Prinzen kennen, der ihm lehrt wieder richtig zu leben.
Dieses Büchlein beginnt mit einer Kritzelei und endet mit einer Erkenntnis, die jeder selber lesen sollte.

Zum Autor


Quelle: http://abcblogs.abc.es/espejo-de-navegantes/files/2013/08/st-exupery_1.jpg

Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Schon früh verlor er seinen Vater. Aus diesem Grund verband ihn Zeit seines Lebens eine innige Beziehung zu seiner Mutter. Nach dem Besuch der Jesuitenschule leistete er seinen Militärdienst und fand auf diesem Weg zu seinem Beruf. Im Jahr 1926 übernahm er als Pilot die Linie Toulouse - Casablanca. Bereits zwei Jahre später wurde er Direktor der Luftpost von Buenos Aires. Einige Zeit später folgte seine Einstellung als Versuchsflieger. 1935 stürzte er über der ägyptischen Wüste ab. Diese Erfahrung verarbeitete er in seinem Buch "Wind, Sand und Sterne". Es erhielt den Großen Preis der Académie Francaise.
Im Zweiten Weltkrieg emigrierte Saint-Exupéry nach der Besetzung Frankreichs in die Vereinigten Staaten. Dort entstand auch "Der kleine Prinz". Als die Alliierten 1942 in Nordafrika landeten, schloss er sich der Armee des Generals de Gaulle an. Am 31. Juli 1944 startete sein Fernaufklärer von der Insel Korsika aus zum letzten Flug. Jedoch kehrte der Schriftsteller nicht zurück. Sein Leichnam wurde niemals geborgen.
1998 fand der Marseiller Fischer Jean-Claude Bianco beim Säubern seiner Netze Saint-Exupérys Silberarmband im Meer östlich der Île de Riou, südlich von Marseille. Es trägt eine Gravur mit seinem Namen und der Inschrift: Reynal & Hitchcock. Erst im Jahr 2000 wurden von Luc Vanrell, einem Marseiller Taucher und Unterwasserforscher, Teile der Maschine auf dem Grund des Mittelmeers in der Nähe der Île de Riou geortet, im Herbst 2003 geborgen und 2004 anhand der im Turbolader eines der beiden Motoren eingravierten Nummer ,,2734" identifiziert. Die Fundstelle liegt weit westlich der vorgegebenen Flugroute von Saint-Exupérys Aufklärungsflug. Vermutlich wollte Saint-Exupery eigenmächtig Aufklärungsfotos von Marseille machen und so eine weitere Verwendung bei den Luftstreitkräften erzwingen. Die Wrackteile wurden im Juni 2004 dem Musée de l'air et de l'espace in Le Bourget übergeben und sind zusammen mit dem 1998 gefundenen Silberarmband dort ausgestellt.

Meine Meinung
Wenn man aufwächst, begegnet man mancher Literatur immer wieder. So ging es mir mit diesem Büchlein ohne es selber je gelesen zu haben. Bereits vor einigen Jahren kaufte ich mir ein Exemplar mit dem Gedanken, dass es endlich Zeit dafür wurde. In den letzten Tagen hatte ich wieder vermehrt Lust auf die so genannte "Moral von der Gechichte" und da fiel mir gleich "der kleine Prinz" ein.

Das Buch ist äußerst übersichtlich mit seinen 94 Seiten. Die Sprache ist einfach. Der Ausdruck richtet sich an die jüngere Leserschaft, obwohl das Märchen für alle Altersgruppen brauchbar ist. Ausgangspunkt der Geschichte ist der Erzähler dessen eigener Namen ungenannt bleibt. Er berichtet von seinen Erfahrungen aus der Zeit mit dem kleinen Prinz. Diese spielten sich in den Tagen nach seiner Notlandung in der afrikanischen Wüste ab. Während er siich darum bemühte seinen Motor zu reparieren, erzählte der kleine Prinz von seinen Erlebnissen bis er auf der Erde ankam.

Der kleine Prinz besitzt genau benannte Eigenschaften. Er hinterfragt die Welt und nimmt sie nicht einfach so hin. Er glaubt an das Gute in der Welt und das man sich selber treu sein muss. Er ist neugierig und wiederholt seinen Fragen so lange bis sie zu Antworten führen. Er antwortet selber niemals auf direkte Fragen. Er schwärmt von seiner Welt und spricht offen über Erfahrungen, die ihn bekümmern. Er gibt Fehler zu und erkennt auch negative Momente. Er ist auf der Suche nach einem wahren Freund und bereit selber einer zu werden. Er ist der kleine Prinz.

Die Handlung beginnt mit einem Ausflug in die Kindheit des Erzählers selbst. Er berichtet von dem ersten Moment, in dem er sich von einem Erwachsenen seinen Traum ausreden lassen hat. Er selber war immer bemüht das Kind in sich zu bewahren. Jedoch musste er feststellen, dass er der Einzige mit dieser Einstellung bei den Erwachsenen ist. Er lässt sich verändern und entwickelt sich zu einem einseitig denkenden Mann. Als er jedoch dem kleinen Prinz begegnet, findet er in kleinen Schritten immer mehr zu sich selbst. Durch kleine Zufälle gelingt es ihm seiner neuen Bekanntschaft intime Details zu entlocken.
Der kleine Prinz wohnt auf dem Asteroiden B 612. Dort besitzt er eine anspruchsvolle Rose mit vier Dornen und drei Vulkane, die er jeden Tag ausfegen muss. Nachdem er von dem Charakter seiner Blume immer mehr in den Bann gezogen wird, hält er es nicht mehr länger aus und ergreift die Flucht. Auf seiner Reise trifft er viele interessante Menschen.
Spoiler: zeige
Auf dem ersten Planet lebt ein einsamer König, der niemanden hat über den er herrschen kann. Auf dem zweiten Planet trifft er einen Eitlen, der sich nur um sein Aussehen kümmert, obwohl niemand dort ist, der ihn sehen kann. Auf dem dritten Planet lebt ein Säufer. Dieser trinkt um zu vergessen und vergisst um zu trinken. Der vierte Planet hat einen Geschäftsmann zum Einwohner. Dieser möchte die Sterne besitzen, in dem er es einfach sagt. Auf dem fünften Planet findet sich ein überfordeter Laternenanzünder, der fleißig seiner Arbeit nachkommt. Der sechste Planet ist bewohnt von einem Geografen, der andere Menschen über Landschaften ausfragt. Der siebte Planet ist die Erde. Auf ihr bleibt er ein ganzes Jahr. Während dieser Zeit lernt er eine falsche Schlange, einen einsamen Fuchs, eine Mehrheit an Rosen und den Erzähler kennen.


Die Geschichte wird immer wieder mit Illustrationen belegt. Diese stammen ebenfalls aus der Feder des Autoren de Saint-Exupéry. In dem Werk wird seine Weltsicht sehr deutlich und durch seine moralischen Grundsätze belegt. Immer wieder findet man politische Anspielungen. Das Buch kann als Kritik an der Erwachsenenwelt und am Kapitalismus gesehen werden, zum Beispiel schreibt der Autor immer wieder über das einseitige Denken der "Großen Leute". Der kleine Prinz begegnet immer wieder Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Dinge im Leben vergessen haben.
Spoiler: zeige
Der einzige, den der kleine Prinz versteht, ist der Laternenanzünder, der sich mit einfachen Dingen beschäftigt.
Doch diese Dinge sind bei genauer Betrachtung wichtig.

In dem Märchen findet sich zwei wichtige Anspielungen. Zum einen wird auf die Gefahr von Affenbrotbäumen hingewiesen. Sobald sie auf einem kleinen Planeten wachsen, besteht die Gefahr einer Überwucherung, die wieder um zu einer Zerstörung führt. Gemäß der modernen Interpretation sind sie ein Sinnbild für die Achsenmächte.

Ich empfand das Werk kurzweilig und schön geschrieben. Es machte Spaß sich mit den Gedankenspielereien zu beschäftigen und den Wahrheitsgehalt anhand der Realität zu prüfen. Außerdem sind die moralischen Bedenken auch wunderbar auf die heutige Zeit zu übertragen. Eine wichtige Lektion aus der Geschichte wird niemals verjähren: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Verfilmungen
The Little Prince (1974), R: Stanley Donen
The Little Prince (2015), R: Mark Osborne

Ein wunderschönes Buch voller kleiner Wahrheiten, dass man gelesen haben muss!

9 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

1 Juli 2014, 20:32:05 #36 Letzte Bearbeitung: 1 Juli 2014, 20:41:01 von CarliSun
Agatha Christie: Mord im Orientexpress


Quelle: http://www.fischerverlage.de/media/fs/15/978-3-596-17422-5.jpg

Originaltitel
Murder on the Orient Express

Jahr
1934

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Hercule Poirot ermittelt wieder. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ankara wird er auf dringenden Befehl von seinem Arbeitgeber zurück nach London beordert. Vor Ort trifft er seinen Freund Monsieur Bouc, den Direktor der Eisenbahngesellschaft. Dieser bietet ihm ein Abteil in seinem Orientexpress an.
In Jugoslawien werden sie durch eine Schneewehe ausgebremst. Vor Ort müssen sie jedoch feststellen, dass das nicht ihr einziges Problem ist. Einer der Passagiere wurde in der voran gegangenen Nacht erstochen.

Zum Autor


Quelle: http://www.agathachristie.com/static/agathachristie/img/portraits/agatha.jpg

[Siehe Rezension 3, #10; Agatha Christie "Der Tod auf dem Nil" http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,187454.msg1107178.html#msg1107178]

Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, wurde am 15. September 1890 in Torquay, Grafschaft Devon in England geboren. Einem breiterem Publikum bekannt wurde sie vor allem durch ihre zahlreichen Kriminalromane und Kriminalfälle, die auch für das  Fernsehen verfilmt wurden. Ihre bekannteste Figur ist der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot, der mit seinem Freund Hastings in 33 Fällen ermitteln durfte. Eine weitere bekannte Schöpfung ihrerseits ist Miss Marple, der sie ganze 12 Romane widmete. Agatha Christie war zweimal verheiratet und starb am 12. Januar 1976 in Wallingford, Grafschaft Oxfordshire an einem Schlaganfall.

Meine Meinung
Aus der Hercule Poirot-Reihe war "Mord im Orientexpress" mein zweiter Band. Dem voran gegangen ist "Der Tod auf dem Nil", obwohl dieser einige Jahre später erschienen ist. Unglücklicherweise bemerkt man das auch beim Lesen, da Bezug auf die Lösung des Falles genommen wird. Aus diesem Grund wusste ich leider schon einige Hinweise vor dem Lesen.

Die deutsche Erstausgabe erschien 1934 unter dem Titel "Die Frau im Kimono". 15 Jahre später wurde der Titel in "Der rote Kimono" umgewandelt. Erst mit dem Start des Kinofilms 1974 fand der Roman zu seinem endgültigem Namen "Mord im Orientexpress".

Wie bereits bei ihrem anderen Werk ist die Sprache wieder einfach konstruiert. Christie wechselt zwischen Beschreibungen von Situationen und Dialogen regelmäßig. Auf diese Weise entsteht ein lockerer Lesefluss. Nach einer kleinen Einführung in die Lebensumstände von Poirot beginnt die Handlung. Alle Gegebenheiten spielen sich im Zug ab. Dieser enthält neben dem Titelhelden auch verschiedene Charaktere aus unterschiedlichen Ländern. Die Schriftstellerin beginnt mit der Vorstellung der Nationalitäten mit stereotypen Klischees zu spielen. Gerne bezeichnet sie die Engländer als kontrolliert und kühl. Die Italiener scheinen unbeherrscht und aufbrausend. Die Deutschen sind fleißig und loyal. Die Amerikaner tragen das Herz auf der Zunge. Jedes Gerücht wird ausgespielt und verbunden mit den Protagonisten. Monsieur Bouc beauftragt Poirot mit der Lösung des Mordfalles. Ihm zur Seite stehen der Bordarzt und Bouc selbst.

Nachdem im ersten Teil des Buches die anwesenden Charaktere kurz vorgestellt wurden, widmet sich der folgenden Part den Zeugenbefragungen. Hier lernen wir die einzelnen Personen besser kennen. Interessant wird auch immer wieder die Vorgehensweise des Meisterdetektivs, die er bei jeder einzelnen Person verändert und anpasst. Dabei kommen sowohl spannende als auch lustige Elemente zum Tragen.

Der dritte große Part beschäftigt sich mit der Aufklärung des Verbrechens. Nachdem Poirot die Möglichkeit hatte alle Gäste zu befragen, trommelt er die Runde zusammen, um ihnen seinen Lösung zu präsentieren. In diesem Moment atmen nicht nur die Figuren laut auf.

Spoiler: zeige
 Im Verlauf des Buches stellt sich heraus, dass der Ermordete eine fremde Identität angenommen hatte. In Wahrheit trug er den Namen Cassetti. In der Vergangenheit war er beteiligt an der Entführung und der Ermordung der jungen Millionärstochter Daisy Armstrong. Jedoch wurde er durch einen Fauxpas des Gerichts freigesprochen. Seitdem ist er auf der Flucht gewesen und fern von den Vereinigten Staaten. Poirot findet in den einzelnen Befragungen heraus, dass einige Personen Kontakte zu der Familie pflegten. Doch scheint sich der Fall immer weiter zu verdichten.
Inspiriert hatten Christie die Ereignisse um die Entführung des Lindbergh-Babys.Charles Augustus Lindbergh jr., der Sohn des Flugpioniers Charles Lindbergh, war im März 1932 im Alter von 20 Monaten aus seinem Elternhaus entführt worden. Nach der Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von 50.000 US-Dollar wurde das Kleinkind ermordet aufgefunden. Zur Zeit der englischsprachigen Erstveröffentlichung von Mord im Orient Express im Januar 1934 war der Fall Lindbergh noch unaufgeklärt. Der mutmaßliche Täter Bruno Hauptmann wurde am 19. September 1934 festgenommen, wegen Mordes 1935 schuldig gesprochen und am 3. April 1936 hingerichtet.


Verfilmungen
Murder on the Orient Express (1974), R: Sidney Lumet
Murder on the Orient Express (2001), R: Carl Schenkel
Murder on the Orient Express (2010), R: Philip Martin

Leider gefiel mir "Der Tod auf dem Nil" deutlich besser. Ich habe mich zwar bemüht erneut wieder solche Spannung zu empfinden wie beim ersten Mal, bin aber daran gescheitert. Anfänglich fing ich Feuer, dass recht bald auch wieder ausging. Falls jemand Interesse an einem Buch der Christie hat, würde ich immer eher zum anderen bereits vorgestellten Buch tendieren!

5 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

Jack London: Der Ruf der Wildnis


Quelle: http://www.freundederkuenste.de/typo3temp/GB/Buch-Jack-London-Der_Ruf_der_Wildnis_edcbac376c_4ee290d55d.png

Originaltitel
The Call of the Wild

Jahr
1903

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Ende des 19. Jahrhunderts. Der Bernhardiner-Schäferhund-Mischling Buck lebt im sonnigen Kalifornien als Hund einer reichen Familie. Eines Tages wird er nach Alaska verschleppt und zu einem Schlittenhund wider Willen ausgebildet. Dort angekommen, lernt er schnell das Gesetz von "Reißzahn und Kralle".

Zum Autor


Quelle: http://www.ilgrandeinquisitore.it/wp-content/uploads/2014/04/jack-london.jpeg

Jack London (John Griffith Chaney) wurde am 12. Januar 1876 in San Francisco geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste aus diesem Grund auf eine höhere Bildung verzichten. Zeit seines Lebens wurde er als ein aufgeweckter und intelligenter junger Mann beschrieben. Seine Leidenschaft galt dem Schreiben und den Tieren. Seinen Durchbruch schaffte er, in dem er beide Interessen miteinander verband. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Der Ruf der Wildnis", "Wolfsblut", der "Seewolf" und seine Autobiographie "König Alkohol". Diese Werke geben gleichzeitig eine Übersicht über die geographischen Räume, die er kannte: den arktischen Norden Nordamerikas (Klondike) zur Zeit des Goldrausches, Kalifornien und den Pazifik bzw. die Seefahrt auf diesem Ozean. Er war bis kurz vor seinem Tod Mitglied der Socialist Party der Vereinigten Staaten und hatte sich 1901 für diese Partei erfolglos um das Amt des Bürgermeisters von Oakland beworben.
Jack London starb am 22. November 1916 in Glen Ellen, Kalifornien an Nierenversagen auf Grund seines häufigen Alkoholkonsums.

Meine Meinung
Mit den Büchern von Jack London hatte ich in meinem Leben bisher wenig zu tun. Ich wusste, dass er für seine Tierromane bekannt ist und das diese vor allem in Alaska spielen. Doch das war es auch so ziemlich. Als kleines Mädchen hatte ich auch die eine oder andere Verfilmung begeistert geschaut, doch die sind mir heute nicht mehr geläufig.
Wie bereits in früheren Rezensionen erwähnt, habe ich mir einige Werke der Weltliteratur herausgesucht und auf meine Leseliste gesetzt. "Der Ruf der Wildnis" gehört dazu.

Der Schreibstil ist sehr abwechslungsreich. London variiert zwischen kurzen und Kettensätzen. Das macht den Lesefluss "fließend". Die Novelle ist aus der Sicht von Buck, dem Hund, erzählt. Er beschreibt seine Erlebnisse, Erfahrungen, gelernte Lektionen und Gedankengänge bis ins Detail. Bereits zum Einstieg kommt in dem Roman Spannung auf, die sich (meiner Ansicht nach) durchgehend bis zum Ende hält. Man entwickelt sofort Sympathien mit dem Hauptcharakter.  Diese Art der Darstellung fand ich unglaublich spannend und unterhaltsam. Da ich selber Tierbesitzer bin, konnte ich mich in die eine oder andere Situation gut herein denken und verliebte mich regelrecht in die Charaktere. Neben Buck werden auch andere Figuren vorgestellt-sowohl Hunde als auch Menschen, Gute wie Böse. Zu allen baut man eine Beziehung relativ zügig auf. Das ist Londons Erzählstil zu verdanken. Die Sprache hat mich regelrecht begeistert und ist seit Yann Martel (seit langer Zeit) wieder der erste Autor, der mich rhetorisch "aus den Socken gehauen hat". Das Lesen hat sehr viel Spaß gemacht.

Buck durchlebt in diesem Buch verschiedene Situationen und reagiert unterschiedlich darauf. Er kennt zu Beginn das kameradschaftliche Leben im sonnigen Kalifornien und ist damit zufrieden.
Spoiler: zeige
Erst als er mit Gewalt aus dieser Idylle heraus gerissen wird, bemerkt er wie gut er es doch hatte. Anfangs ist er geschockt über die harten Lebensumstände in Alaska. Er lernt die tägliche Gewalt und Kannibalismus aus Hunger kennen. Gewalt wird von einer Unbekannte zur Normalität. Doch Buck ist ein Kämpfer und er gibt alles. Er schafft es sich durch zu beißen und als Schlittenhund zu bestehen. Dabei lernt er sowohl liebe Menschen als auch böse Personen kennen. Den letzteren  scheint er hilflos ausgeliefert bis er sich mit letzter Kraft befreit. Rettung findet er erst durch den Goldgräber John Thornton. Dieser zeigt ihm zum ersten Mal was wahre Liebe ist. Er ist bereit alles zu geben und ihm bis zum Ende der Welt zu folgen. Jedoch melden sich in Buck (ausgelöst durch seinen negativen Erfahrungen) seine animalischen Instinkte, die ihn in die Wildnis locken wollen. Doch seine Treue zu diesem einen Menschen hält ihn in der Zivilisation. Als Thronton stirbt, kehrt er selbstbewusst eben jener den Rücken zu und verschwindet in die Wälder. Der Kontakt zu Menschen ist für ihn nicht mehr wichtig.
Seine beschriebene Entwicklung ist einfach unglaublich geschrieben. Man leidet mit ihm, man freut sich, man trauert mit ihm und man sehnt sich nach der Freiheit wie er.

Der Roman hat mich unglaublich gepackt und in seinen Bann gerissen. Ich bin nach wie vor begeistert von dem Roman und werde Jack London in jedem Fall im Auge behalten. Hier stimmte einfach alles. Eine wunderbare Geschichte, eine erstklassige Wortwahl und unendlich viel Liebe zum Detail. Ich bin regelrecht verliebt in die Sprache.

Verfilmungen
The Call of the Wild (1935), R: William A. Wellman
The Call of the Wild (1972), R: Ken Annakin
The Call of the Wild (1976), R: Jerry Jameson
Call of the Wild (1993), R: Michael Toshiyuki Uno
The Call of the Wild (1997), R: Peter Svatek
Call of the Wild (2000), R: Zale Dalen
The Call of the Wild (2007), R: Ron Lamothe
Call of the Wild (2009), R: Richard Gabai

Ich wünschte, ich könnte noch mehr Punkt geben!

10 Points!

Ein Buch für Tierliebhaber, Abenteurer und Leseratten! Absolute Empfehlung! Dieses Buch darf in keinem Bücherregal fehlen!

XOXO CarlSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

RoboLuster

2 Juli 2014, 00:14:42 #38 Letzte Bearbeitung: 2 Juli 2014, 00:37:52 von RoboLuster
Danke, das  hat mich neugierig gemacht, gefällt mir bestimmt. Wird dann wohl mein 1. Jack London, wird diesen Monat mitbestellt.  :D

ps: Im Gegenzug möchte ich dir einen Film empfehlen, der auch aus der Sicht eines Hundes spielt. Als Hundebesitzer kann man sich da auch leicht einfinden. http://www.ofdb.de/film/4596,Baxter

Klasse Review dazu:  http://www.filmflausen.de/Seiten/baxter.htm

ps:  Baxters deutsche Synchro ist wirklich uneimlich gut, hatte den Film vor Jahren mal gesehen, und kann mich noch genau an diese Stimme erinnern.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

KrawallBruder

3 Juli 2014, 13:35:20 #39 Letzte Bearbeitung: 10 Juli 2014, 11:14:51 von KrawallBruder (Filmriss)

Jahr
1892

Herkunftsland

Norwegen 

Worum geht's?
Eine kleine norwegische Hafenstadt Ende des 19.Jahrhunderts. Alles scheint normal, jeder kennt jeden, jeder weiß alles über jeden – der ganz normale öde Alltagstrott. Doch dann steigt eines Tages aus dem Nichts der 27 Jährige Johan Nagel vom Schiff. Er trägt ausschließlich knallgelbe Anzüge, ist unermesslich reich und widerspricht sich ständig wenn er von seiner Vergangenheit erzählt. Dieser Nagel ist die Hauptfigur des Romans und lässt uns teilhaben an seinen vielen inneren Monologen, welche im Verlauf des Romans immer verzwickter, gar schizophrener werden. Nagel stellt das Alltagsleben des kleinen Dorfes auf den Kopf. Dabei fällt kaum einem auf, dass Nagel selbst wohl am überraschten von seinem Erscheinen ist...

Zum Autor
Ja – Knut Hamsun. Oder wie ich sagen würde: Der Gerhart Hauptmann von Norwegen. Es sind viele Bücher über ihn geschrieben worden und sicherlich könnte man alleine über sein Leben einiges diskutieren. Aber das lassen wir einfach mal hier außen vor. Geboren am 04.08.1958 in Norwegen wanderte Hamsun 1882 nach Amerika aus und führte da ein schwieriges Leben. Er hielt sich über Wasser mit kleinen Jobs (z.B. Straßenbahnfahrer in Chicago oder als Farmer in North Dakota), konnte allerdings nie ganz Fuß fassen, warum er schließlich nach Norwegen zurückkehrte.
Anfang der 30er war Hamsun einer der blühendsten Vertreter des aufkeimenden Faschismus in Norwegen. Bis heute scheiden sich die Geister: Die einen sehen ihn in den überzeugten Faschisten, die anderen den alten verwirrten Mann, der die Gefahr des Nationalsozialismus nicht in seiner Gänze begreifen konnte.
Wie gesagt: Das Thema ist zu groß, um es hier in kürze abzureißen. Auf jeden Fall bleibt Hamsun eine sehr interessante Persönlichkeit. (Für mehr empfehl ich das Video unten!)

Meine Ansicht:
Ich kam eigentlich eher zufällig auf dieses Buch und von Hamsun hatte ich bis dato noch nichts gelesen. Aus unerklärlichen Grund ist er komplett an mir vorbei gegangen und erst als ich in Sekundärliteratur gelesen hatte, dass Hermann Hesse und Thomas Mann große Fans des Norwegers waren, habe ich mal zu einen Hamsun Roman gegriffen – und was für einen!
Die Story des Romans ist so einfach, wie genial. Der fremde Exot, der das Leben eines kleinen Dorfes aufmischt ist ja schon unterhaltsam an sich. Das besondere hier machen allerdings die vielen inneren Monologe der Hauptfigur aus. Die Weltsicht von Nagel, die Gedanken die er sich macht, die Monologe die er stets mit sich selbst führt.
Des Weiteren ist besonders, dass das Buch die gesamte Zeit im Ungewissen bleibt. Ständig tuen sich neue Facetten auf und neue Aspekte zwischen den Figuren erscheinen. Vor allem bei der Hauptfigur ist es bemerkbar. Als Leser erfährt man ständig neues, selbst noch einige Seiten vor Schluss, was dazu führt, dass man ständig den Drang hat weiterzulesen, um mehr zu erfahren.

Der Schreibstil ist ziemlich einfach. So einfach, dass ich am Anfang sogar überrascht war, als ich die ersten 100 Seiten am Stück weggelesen hatte. Aber gerade das macht auch irgendwie den Reiz aus: Dieser leichte Schreibstil und dieses tiefe psychologische Verständnis des Autors. Der Stil ist ja nicht dann perfekt, wenn man möglichst viel hinzugefügt hat, sondern wenn er funktioniert, mit so wenig wie möglich.

Anbei ein Video vom Roger. Er kann es (ohne Spoiler - also keine Angst ;) )nochmal 10 mal besser sagen als ich:

Willemsens Bücher_Knut Hamsun

CarliSun

Zitat von: RoboLuster am  2 Juli 2014, 00:14:42
Danke, das  hat mich neugierig gemacht, gefällt mir bestimmt. Wird dann wohl mein 1. Jack London, wird diesen Monat mitbestellt.  :D

ps: Im Gegenzug möchte ich dir einen Film empfehlen, der auch aus der Sicht eines Hundes spielt. Als Hundebesitzer kann man sich da auch leicht einfinden. http://www.ofdb.de/film/4596,Baxter

Klasse Review dazu:  http://www.filmflausen.de/Seiten/baxter.htm

ps:  Baxters deutsche Synchro ist wirklich uneimlich gut, hatte den Film vor Jahren mal gesehen, und kann mich noch genau an diese Stimme erinnern.

Hej RoboLuster!

Vielen Dank für den Filmtipp. Den werde ich natürlich im Auge behalten!  ;)

Noch viel schöner finde ich es, dass ich dich auf Londons Spur bringen konnte. Ich hoffe, er bereitet dir genauso viel Freude wie mir! ich bin gespannt auf deine Meinung!

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

KRAWALLBRUDER!!!

Ich danke dir für deine Rezension!  :respekt: Du hast mich neugierig gemacht! Ich habe bisher leider noch nichts von Hamsun gelesen. Jedoch habe ich ihn seit geraumer Zeit ins Auge gefasst und sein Werk "Hunger" auf meine To-Do-Liste gesetzt. Nach deiner Beschreibung musste ich "Mysteries" in jedem Fall hinzufügen. Sehr, sehr schön! Ich finde es super, wenn man sich Inspirationen holen kann!
Ruhig weiter so!  :kuss:

XOXO CarliSun

Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

8 Juli 2014, 22:50:52 #42 Letzte Bearbeitung: 8 Juli 2014, 22:57:30 von CarliSun
Harper Lee: Wer die Nachtigall stört


Quelle: http://ecx.images-amazon.com/images/I/71sErPq27zL._SL1193_.jpg

Originaltitel
To Kill a Mockingbird

Jahr
1960

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Alabama in den 1930er Jahren. Eine Kleinstadt wird durch einen Gerichtsprozeß aufgerüttelt. Ein Farbiger wird beschuldigt eine weisse Frau vergewaltigt zu haben. Der Anwalt Atticus Finch wird vom Richter zum Pflichtverteidiger des Angeklagten ernannt. Während er seinen Klienten immer mehr ins Herz schließt, bemüht er sich seinen Kindern (hautfarbenübergreifende) Toleranz beizubringen. Doch mit der näher rückenden Verhandlung breitet sich in der angeblichen Idylle immer weiter Rassismus unter den einfachen Bürgern aus.

Zum Autor


Quelle: http://cp91279.biography.com/1000509261001/1000509261001_1313081582001_Bio-Mini-Bio-Writers-Lee-SF.jpg

Nelle Harper Lee wurde am 28. April 1926 in Monroeville, Alabama geboren. Seit ihrer Kindheit widmete sie sich dem Schreiben. Dennoch entschied sie sich 1944 für ein Studium der Rechtswissenschaften, dass sie jedoch vier Jahre später abbrach. Stattdessen bekam sie ein Stipendium für Oxford und konzentrierte sich von da an komplett aufs Schreiben. Nach ihrer erfolgreichen Exmatrikulaton zog sie nach New York. Dort hielt sie sich mit verschiedenen kleinen Jobs über Wasser. In ihrer Freizeit schrieb sie kleine Geschichten über ihre Kindheit. Diese sollten später die Vorlage für ihren einzigen Roman "Wer die Nachtigall stört" werden. 1960 erfolgte die Veröffentlichung und das Buch wurden zu einem Erfolg. Bereits kurze Zeit später verkündete Lee, dass sie keinen weiteren Roman schreiben werde, da dieser nur im Schatten ihres Erstlingswerkes stehen würde. Sie hielt ihr Versprechen.
Von Kindheitstagen an war sie eine enge Freundin des Schriftstellers Truman Capote. Dieser ist auch die Vorlage für die Figur des "Dill" in ihrem Buch. Nachdem der erste Erfolg ihres Buches abgeklungen war, begann sie ihrem Kindheitsfreund bei der Recherche seiner Romane zu assistieren. Jedoch zerbrach diese Geschäftsbeziehung nach der Veröffentlichung des Werkes "Kaltblütig". Lee empfand ihre Mitarbeit an diesem Roman nicht hinreichend gewürdigt. Danach zog sich die Schriftstellerin immer mehr zurück und lebt heute zurückgezogen in New York.   

Meine Meinung
Der Titel des Romans war mir immer ein Begriff. Ich wusste, dass er zur Weltliteratur zählt und von Hollywood verfilmt worden war. Jedoch hatte ich weder den Film gesehen noch mich näher mit der Thematik beschäftigt. Als ich eines Tages im Buchladen stand, erblickte ich das Werk und nahm es mit nach Hause. Ich war sehr überrascht, dass er ein so kontroverses Thema behandelt und neugierig auf den Inhalt.

Das Buch bedient sich der einfachen Umgangssprache. Es wird aus der Sicht eines kleinen Mädchens namens Jean Louise (Spitzname: Scout) erzählt. Sie ist die Tochter des Anwalts Atticus Fitch und die Schwester von Jem. Die Kinder erleben die Unruhe in der kleinen Stadt aus erster Hand mit und sind erst im Verlauf der Handlung in der Lage zu verstehen, worum sich der Konflikt dreht.
Scout teilt ihre Erlebnisse und Gedanken dem Leser direkt mit. Sie berichtet über die Spiele mit ihrem Bruder und deren Ferienfreund Dill. Außerdem kommt immer wieder ihre Liebe und Verbundenheit zu ihrem Vater durch, die sie mit großem Respekt schildert. Der Leser bekommt einen Einblick in die Nachbarschaft der Familie Finch und lernt so die verschiedenen stereotypen Charaktere der Handlung kennen. Lee verliert in ihren Beschreibungen nicht die kindliche Unschuld der Erzählerin aus den Augen. Da Atticus seinen Kindern Toleranz lehrt, haben sie auch eine respektable und freundschaftliche Beziehung zu ihrer schwarzen Haushälterin, die selber sehr intelligent ist. Sie begleiten sie mit zu ihren Gottesdiensten, was in der Gemeinde für Gerede sorgt.

Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist in diesem Roman sehr spannend. Die Kinder verlieren im Laufe des Buches immer mehr ihre "seelische" Unschuld und bemerken das Übel in der Welt. Während die ganze Nachbarschaft einen Zorn gegenüber der schwarzen Gemeinde entwickelt, bleiben Atticus und seine Kinder unverändert. Zu Beginn der Geschichte gehört Atticus in seiner Position zu den angesehensten Bürgern der Gemeinde. Er ist ein erfolgreicher Anwalt, der gleichzeitig als Abgeordneter fungiert. Durch den Prozeß wird deutlich, dass er keine Unterschiede in der Hautfarbe macht und schlägt sich auf die Seite seines Klienten. Das sorgt im Städtchen für Unmut und Atticus verliert zunehmend an Popularität. Die Bürger fühlen sich immer hilfloser und greifen teilweise sogar zu gewalttätigen Mitteln.
Spoiler: zeige
Eines abends verabreden sich einige Bürger zur Verübung von Selbstjustiz. Sie ziehen los, um den Angeklagten und Atticus zu verletzen. Jem und Scout sind ihrem Vater jedoch aus Neugier gefolgt und stellen sich beim bevorstehenden Angriff vor ihn. Aus Respekt vor den Kindern lassen die Männer von ihrem Vorhaben ab.
Scout scheint ihre anfängliche Naivität immer weiter einzubüßen und öffnet den Blick für die unmoralische Seite des Menschen. Sie versteht nicht das Verhalten ihrer Nachbarn und wie sie sich so verändern konnten. Trauer und Angst machen sich bei den Kindern breit und stoßen sie so in einen eigenen (inneren) Konflikt.

Der komplette Roman wird in einem ruhigen Tempo geschildert. Er beschreibt auch die Unterrichtsstunden der Kinder und die ungerechte Behandlung durch die Lehrerschaft. Vor allem diese Szenen fand ich äusserst unterhaltsam und spannend. Mit einfachen Mitteln gelingt es Lee in diesen Momenten die gesellschaftlichen Unterschiede der Kinder zu entlarven und ihre Reaktion darauf zu zeigen. Nicht selten wird das Thema: Scham im Buch angesprochen. In meinen Augen hat Harper Lee mit diesem Roman einen wunderbaren Einblick in ihre Jugend geschaffen. Die Ansichten der 1930er Jahre wurden wunderbar beschrieben und laden zum "eintauchen" ein. Die Kritik an der Gesellschaft überzeugt und bringt einem zum Nachdenken. Das Buch ist heute noch so aktuell wie damals und setzt ein Zeichen für Toleranz.

Lee zeichnet in ihrer Geschichte das Bild von starken und schwachen Menschen. Sie beschreibt wie schnell man zum Ausgestoßenen werden kann, sobald  man Toleranz zeigt. Gleichzeitig zeigt sie auch welche gruseligen Wege Intoleranz nehmen kann. Das Bild der Zeit ist bis ins Detail glaubhaft konstruiert und lässt einen schnell in die Geschehnisse eintauchen. Die Charaktere sind zum Großteil liebenswert und intelligent. Die Tatsache, dass sie ein so brisantes Thema aus der Sicht von Kindern erzählt, ist ein absoluter Geniestreich und unterlegt noch einmal die Botschaft des Buches.

Verfilmungen
To Kill a Mockingbird (1962), R: Robert Mulligan

9 Points!

Ein gesellschaftskritischer Roman, der durch Liebenswürdigkeit überzeugt!

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

Jerry Garcia

Ich lese deine Besprechungen regelmäßig. Auch, weil es Stoff ist, um den ich üblicherweise nen Bogen schlage. Das macht es umso interessanter.

CarliSun

Zitat von: Jerry Garcia am  8 Juli 2014, 23:30:20
Ich lese deine Besprechungen regelmäßig. Auch, weil es Stoff ist, um den ich üblicherweise nen Bogen schlage. Das macht es umso interessanter.

Jerry, vielen lieben Dank! Das freut mich zu hören. Natürlich ist jetzt mein Ansporn ein Buch vorzustellen bei dem du auch neugierig wirst ...  :dodo:
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

9 Juli 2014, 20:59:21 #45 Letzte Bearbeitung: 9 Juli 2014, 21:05:56 von CarliSun
Morton Rhue: Die Welle


Quelle: http://static.images.ravensburger.de/images/produktseiten/1024/58008.jpg

Originaltitel
The Wave

Jahr
1981

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Ein junger, motivierter Geschichtslehrer unterrichtet seine Klasse über die Zustände im Dritten Reich. Die Schüler können nicht verstehen, wie die Deutschen soweit gehen konnten. Daraufhin beginnt der Lehrer einen "Unterrichtsversuch, der zu weit führt".

Zum Autor


Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/f/ff147265135684cb261ae1f84d18a460v1_max_440x330_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg

Morton Rhue (Todd Strasser) wurde am 5. Mai 1950 in New York City geboren. Nach einigen Reisejahren durch Europa, in denen er seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker verdiente, kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück und schloss hier 1974 ein Literaturstudium am Benoit College in Wisconsin ab. Danach bestritt er seinen Unterhalt als Zeitungsreporter. Er begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die sich mit Problemen von Jugendlichen auseinandersetzten. In Deutschland wurde Rhue vor allem mit dem Jugendroman »Die Welle« (1981) bekannt, der in vielen Schulen auf dem Lektüreplan steht und auf ein reales Unterrichtsexperiment zurückgeht, in dem ein Geschichtslehrer die Ursachen menschlicher Verführbarkeit durch Massenphänomene und Gruppenzwang erforschen will.
[ http://www.inhaltsangabe.de ]

Meine Meinung
Wie bereits in der Autorenbeschreibung erwähnt, zählt dieses Buch zum modernen Lesestoff in Schulen. Das ging auch an mir nicht vorbei. Wenn ich mich nicht irre stand die Lektüre auf dem Lehrplan der 9. Klasse. Ich konnte mich noch wage daran erinnern, dass mir das Buch sehr gut gefallen hatte. Damit hatte es sich jedoch auch. Da ich bereits "Herr der Fliegen" vor kurzem (wieder) "ausgegraben" hatte, war es nur ein logischer Schritt auch die Welle zum zweiten Mal zu betrachten.

Die Sprache ist einfach und auf dem Niveau eines klassischen Jugendbuches. Das kann natürlich an der Übersetzung liegen. Ich habe die Novelle auf Deutsch gelesen und kann zum Originaltext keine Angaben machen.
Der Leser erfährt die Perspektiven von drei verschiedenen Gruppen. Zum ersten wird die Gedankenwelt des Geschichtslehrers Ben Ross mit seinen ganzen Erfahrungen geschildert. Des weiteren erfährt man die Erlebnisse der beliebten Schülerin Laurie Sanders. Als letzten Angelpunkt richtet Rhue sein Augenmerk auf die (ehemaligen) Freunde von Laurie. Diese sind David Collins (Lauries Freund), Robert Billings und Amy Smith (Lauries beste Freundin).

Der Roman beginnt mit einer einfachen Vorstellung der Charaktere und die Beschreibung ihres Alltags. Man sieht den klassischen Ablauf eines High School-Tages förmlich vor sich. Zudem wird das Augenmerk auf den jungen Geschichtslehrer Ben Ross gerichtet. Durch seine lockere Art ist er bei seinen Schülern sehr beliebt. Er selbst sieht in seinem Job die Chance etwas zu bewegen und beißt sich in seinen Projekten gerne fest. Seine Frau Christy arbeitet ebenfalls als Lehrerin an der Schule und ist Bens Strebsamkeit gewohnt. Aus diesem Grund lässt sie ihm in seinen Recherchen freien Lauf.

Am Anfang wir der Leser Zeuge einer klassischen Geschichtsstunde. Ross erzählt seinen Schülern von den Verhältnissen im Dritten Reich und zeigt ihnen zur Verdeutlichung einen Dokumentarfilm. Die Jugendlichen sind geschockt und können nicht verstehen, wie es soweit kommen konnte. Sie sind davon überzeugt, dass es in der aktuellen Zeit nicht mehr möglich wäre so eine Staatsform zu legitimieren. Dies bringt Ross auf die Idee für ein Gedankenexperiment, um die Schüler vom Gegenteil zu überzeugen. Er tauft es "die Welle".
,,Vielleicht sollte er eine Stunde oder zwei auf ein Experiment verwenden und den Schülern ein Gefühl dafür geben, was es bedeutet haben mochte, in Nazi-Deutschland zu leben? Wenn es ihm gelang, eine treffende Situation zu erfinden, konnte er damit die Schüler wirklich weit stärker beeindrucken als mit allem, was Bücher erklären konnten." [Aus Rhue, Morton: Die Welle, S. 29 ff.]

Zu diesem Zweck führt er Grundsätze ein, die alle Schüler gleichstellen. Diese lauten:
Spoiler: zeige
1. Macht durch Disziplin; 2. Macht durch Gemeinschaft und 3. Macht durch Handeln.
Die Schüler sind begeistert von diesen Grundsätzen und nehmen die Idee gerne an. Niemand möchte die Gruppe nach unten ziehen. Aus diesem Grund erledigen die Schüler ihre Arbeiten gründlicher als vorher. Vorher Ausgestoßene werden nun offen in die Mitte der Gruppe aufgenommen. Alles scheint perfekt.

Im Laufe der Zeit scheint das Experiment jedoch aus dem Ruder zu laufen.
Spoiler: zeige
Die Idee "der Welle" verbreitet sich von der Schulklasse auf die ganze Schule. Ross beginnt sich vor seiner eigenen Kreation zu fürchten. Jedoch bringt er es nicht über sich die Sache zu beenden. Er geniesst es der "Führer" zu sein auf den alle hören. Laurie, das beliebteste Mädchen an der Schule, beginnt sich vor der Sache zu fürchten. Ihre Freunde verändern sich in einem Maße, dass ihr Angst macht. Bald beginnen Einschüchterungsversuche den Schülern gegenüber, die nicht in das Projekt einsteigen wollen. Die Idee gerät völlig außer Kontrolle. Erst durch Laurie und David motiviert, gelingt es Ben Ross seinen Schülern ihren "wahren Führer" (Adolf Hitler) zu zeigen. Diese Tatsache verstört und beschämt die meisten bis ins Mark.


Die Grundidee ist kreativ und beängstigend zugleich. Die ganze Geschichte beruht auf wahren Tatsachen. 1967 führte der Lehrer Ron Jones an der High School von Palo Alto, Kalifornien ein Experiment mit seinen Schülern durch namens "The Third Wave". Jahre später veröffentlichte er ein Buch über seine Erfahrungen. ("No Substitute for Madness: A Teacher, His Kids, and the Lessons of Real Life") Darauf aufbauend wurde das Drehbuch für den Fernsehfilm aus dem Jahre 1981 verfasst. Rhue interpretierte den Film wiederum in Romanform. So kommen wir zu dieser Vorlage.

In meinen Augen ist es ein sehr lehrreiches Buch. Es ist falsch die Augen vor unangenehmen Themen zu verschließen. Gerade aus den Fehlern der Vergangenheit sollten wir unsere Lehren ziehen. Die Erfahrungen dieser Klasse zeigen, dass trotz der Vorlage von Vorkenntnissen solche Entwicklungen wieder vorkommen können. Erschreckend, aber durchaus lehrreich. Wir sollten in uns herein hören und unserem Gefühl Vertrauen in Bezug auf guten oder schlechte Handlungsweisen. Nur weil die Masse in eine Richtung steuert, muss es nicht die richtige Richtung sein. Meiner Meinung nach hat Rhue diese Aspekte wunderbar hervorgehoben. Er bedient sich einfachen Elementen, um dem Leser die sich nähernde Gefahr vor Augen zu halten.
Spoiler: zeige
Ein Beispiel dafür wäre, wie David Laurie ohrfeigt, weil sie nicht mehr Teil der "Welle" sein mag.
Mit erwachsenen Augen wirkt dieses Buch immernoch genauso wie es wirken soll -  als eine Warnung! Und die sollten wir beachten.

Leider ist mir der Schreibstil mittlerweile zu einfach. Teilweise fand ich den Ausdruck sogar ermüdend einfallslos. Doch das kann zum einen an der Übersetzung und zum anderen an der Zielgruppe (Wir erinnern uns-Lehrstoff 9. Klasse) liegen. Dennoch ist es ein Grund für mich ein wenig die Punkte zu drücken.

Verfilmungen
The Wave (1981), R: Alexander Grasshoff
Die Welle (2008), R: Dennis Gansel

Eine interessante Betrachtung eines Gruppengeistes, die noch lange nichts an ihrer Aktualität einbüßen wird.

7 Points!

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

CarliSun

9 Juli 2014, 23:02:28 #46 Letzte Bearbeitung: 9 Juli 2014, 23:06:16 von CarliSun
Simon Beckett: Die Chemie des Todes


Quelle: http://4.bp.blogspot.com/-uf0gB8oMdp0/TXf9l25vx6I/AAAAAAAABSk/vp44KX7JyEk/s1600/351779_de_9783499241.jpg

Originaltitel
The Chemistry of Death

Jahr
2006

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Nach dem Tod von Frau und Kind beendet Dr. David Hunter seine Karriere als führender forensischer Anthropologe. Er verlässt London, um in dem verschlafenen Nest Manham als Allgemeinmediziner Fuß zu fassen. Über seine Vergangenheit redet er nicht. Nach drei Jahren beginnt ein Mörder in der Gegend sein Unwesen zu treiben. Der örtliche Polizist erfährt von Davids früherer Tätigkeit und bittet ihn um Hilfe bei dem Fall. Trotz anfänglicher Ablehnung bricht David mit seinen Vorsätzen und beteiligt sich an den Ermittlungen. Dabei stößt er auf Wahrheiten, die er nicht für möglich gehalten hätte.

Zum Autor


Quelle: http://media.news.de/resources/thumbs/40/74/855233886_800x600/aae2c431937d4ff1a5689ce381ad.jpg

Simon Beckett wurde am 20. April 1960 in Sheffield, England geboren. Er machte seinen Master of Arts in englischer Sprache. Danach arbeitete er als Hausmeister, Lehrer und Schlagzeuger, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Als freiberuflicher Journalist schrieb er für "The Times", "The Independent on Sunday", "The Daily Telegraph", "The Observer" und andere Medien. Als Journalist hatte er Einblick in die Polizeiarbeit. Dieses Wissen verarbeitet er in seinen Romanen um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter. Das gilt insbesondere für seine Erfahrungen mit der Body Farm der University of Tennessee in Tennessee, USA, einer Forschungsanstalt für Verwesungsprozesse. Seine ersten beiden Thriller "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" standen monatelang auf Platz 1 der Taschenbuch-Bestsellerliste.

Meine Meinung
Wenn man sich durch die modernen Buchhandlungen bewegt, trifft man immer wieder auf Simon Beckett. Er ebnet einem immer den Weg in die Krimiabteilung. Wer sich auch nur ein wenig mit diesem Genre beschäftigt, kennt seinen Namen. So ging es auch mir. In den letzten Jahren habe ich mich viel mit Romanen aus der Horrorwelt (Richard Laymon, Jack Ketchum, Brian Keene, etc.), der skandinavischen Krimis (Hakan Nesser, Jussi Adler Olsen, Henning Mankell, Jo Nesbo, etc.) und der modernen Thriller (Cody McFadyen *kotz*, Mara Laue, Dan Wells, etc.) beschäftigt. Das mag auch ein Grund sein, warum ich diese Geschichten für den Moment (!) ein wenig satt habe. Vor allem bei den klassischen Krimis findet man immer das gleiche Schema vor. Das kann bei häufigem Konsum rasch zu Ermüdungserscheinungen führen. Versteht mich bitte nicht falsch! Ich lese die genannten Genres nach wie vor gerne. Jedoch muss ich tatsächlich in Stimmung dafür sein. Simon Beckett ist ein Autor, den ich in den vergangenen Jahren immer wieder in den Händen hatte ohne ihn zu kaufen. Das lag an der großen Krimivielfalt, die zu Hause noch auf mich wartete. Dennoch merkte ich mir seinen Namen und beschloss ihn eines Tages zu lesen. Kürzlich entdeckte auch eine Kollegin von mir diesen Herren und verfiel seiner Anziehungskraft. Sie schwärmte mir in einer Tour von ihm vor und überraschte mich eines Tages, indem sie einen Roman von ihm mitbrachte. Nun hatte ich den Salat. Lust oder nicht-ich wollte ihr Buch nicht "bunkern" und machte mich ans Lesen.

Der Stil ist seinem Genre entsprechend einfach und kühl. Beckett tritt in die Fußstapfen seiner Vorgänger und kreiert der Hauptfigur eine klassische Tragödie. Dr. David Hunter war in den letzten Jahren der Star seines Berufstandes. Forensische Anthropologen sind nicht häufig anzutreffen und David schaffte es zum führenden Berater von Scotland Yard. Privat hatte er sein Glück mit seiner liebevollen Ehefrau und der kleinen Tochter gefunden.
Spoiler: zeige
Diese beiden werden eines Tages durch einen Autounfall aus dem Leben gerissen. Von nun an kann David nicht mehr den Tod sehen und ertragen. Er gibt seinen Beruf auf.
Um Abstand zu gewinnen, zieht er in das Kaff Manham und praktiziert dort als Allgemeinmediziner. Vor Ort findet er Freunde, denen er seine Vergangenheit vorenthält. Meiner Meinung nach begegnet einem wieder der typische Krimieinstieg. Das Klischee vom einsamen, tragischen Wolf wird mal wieder aufgegriffen und ausgeweitet. Die Geschichte wird passenderweise aus der Sicht von ihm erzählt. Anteilig finden auch Kapitel mit Betrachtungen der Mörders statt. Diese Szenen finden sich jedoch erst im letzten Drittel des Buches. Im Buch wird stark betont, dass Hunter sich viel auf sein Bauchgefühl verlässt. Da ihm keiner glaubt oder er sogar zeitweise selber in Verdacht gerät, ermittelt er auf eigenen Füssen. David ist auf sich allein gestellt: Meine lieben Damen und Herren! An dieser Stelle transformiert sich der Roman von einem Krimi in einen Thriller.

Wie man sich denken kann, tauchen mit der Zeit weitere Opfer auf. Diese führen die Polizei immer näher an den Täter. In seiner Funktion als forensischer Anthropologe darf David Autopsien durchführen. Zudem schafft er es Analysen zu entwickeln auf Grund der Insektenbildungen an der Leiche. Der Leser erfährt viel Fachwissen über das Zusammenwirken von Ableben und Ungezieferbildung. Den Großteil dieses Wissen erfuhr der Autor am eigenen Leib als er die bereits erwähnte "Body Farm" in Tennessee erkunden konnte. Wer mehr darüber erfahren möchte, der sollte diesen Artikel nicht vergessen: http://nachrichten.freenet.de/wissenschaft/mensch/bodyfarm-die-farm-der-leichen_1530912_533368.html .

Im Laufe der Erzählung wird David immer wieder von Albträumen heingesucht, in denen seine Familie eine große Rolle spielt. Auf diese Weise setzt er sich mit dem Geschehenen auseinander. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass er die Vergangenheit verdrängt. Nur im Schlaf sorgt sein Unterbewusstsein dafür, dass er sich ihr stellt. Das nimmt im Laufe der Lektüre immer größeren Raum ein.

Obwohl ich zum Zeitpunkt des Lesens nicht in Krimistimmung war, hatte ich das Buch innerhalb von zwei Tagen zu Ende gelesen. Die Charaktere sind authentisch und sympathisch. Das Hintergrundwissen ist sehr interessant und spannend. Der Plot selbst ist eher durchschnittlich. Der Mörder lag für mich relativ früh auf der Hand. Doch das mag nicht jedem so gehen. Aus diesem Grund lasst euch von dieser Information bitte nicht verunsichern. Ich habe öfter ein Näschen für die bösen Buben in Romanen. Den Hintergrund des Hauptcharakters fand ich eher enttäuschend. Natürlich sorgt er für mehr Substanz zum Einstieg. Dennoch ist es das immer und immer wieder benutzte Schema F. Manchmal frage ich mich wirklich wer damit angefangen hat und wer bei wem genau abgeguckt hat. Für einen Thriller fand ich ihn zu lasch. Als Krimi war er solide, sticht jedoch nicht aus der Masse heraus.

Verfilmungen
Keine

Wer Lust auf einen soliden Krimi als Bettlektüre hat, sollte Beckett nicht vergessen!

6 Points!

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

Jerry Garcia

Da hast du schon einen gefunden, um den ich immer rumschleiche und dann doch wieder andere entdecke, die mich mehr interessieren.

CarliSun

Sehr schön!  :banana:

Schade, dass ich nur 6 Punkte vergeben konnte. Das motiviert dich wohl auch nicht dazu das Buch recht bald zu lesen. Trotzdem ist der Roman sehr unterhaltsam. Nur der Hintergrund war mir zu ausgelutscht...da musste ich einfach Punkte abziehen.

Jetzt ist natürlich auch die Frage welcher Krimi-Typ du bist??! Ich liebe zum Beispiel das Zynische. Aus diesem Grund würde ich immer als erstes zu Adler Olsen greifen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du auch schon einige Erfahrungen mit ihm sammeln können. Vom Schreibstil überzeugt am meisten Nesser meiner Meinung nach. Gesellschaftskritische Momente finden sich immer häufig bei  Mankell. Wie bereits gesagt, es kommt darauf an, welcher Krimi-Typ du bist.  :unknown:

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

MMeXX

10 Juli 2014, 14:40:38 #49 Letzte Bearbeitung: 10 Juli 2014, 20:41:55 von MMeXX


Stephen King: Nachtschicht

Kurzgeschichten vom König...

Briefe aus Jerusalem - Als Briefe/Tagebucheinträge aufgezogene Geschichte über ein eingeschüchtertes Dorf und einem dunklen Geheimnis in der Nähe mit Schlusspointe. Sehr gefällig das Ganze, da würde ich mir direkt auch 'ne Verfilmung antun. Wobei die angenehm ausgesparte Schreibweise schon beim Lesen genug Platz für die eigene Vorstellung ließ. Das war wahrscheinlich sogar direkt mein persönliches Highlight in der Sammlung.

Spätschicht - Großreinemachen in den Kellern einer Wäscherei. Und Groß meint hier auch tatsächlich Groß. Eklig-makaber trifft es hier aus meiner Sicht am besten. Auch dieses kurze Stück hat mir sehr zugesagt und mit dem Verlauf hätte ich in der Form auch nicht ganz gerechnet.

Nächtliche Brandung - Nette kleine Dystopie, die angesichts aktueller Krankheiten durchaus auch heute (Geschihcte ist im Original 1974 veröffentlicht worden) noch einen bisschen Angst macht. Insgesamt aber eher eine der schwächeren aus der Sammlung.

Ich bin das Tor - Sci-Fi-Horror-Mix über einen Astronauten, den es da ean einer bestimmten Stelle ziemlich juckt. Ich fand diese Geschichte durchaus lakonisch erzählt, was für eine angenehm komische Atmosphäre sorgte. Aber auch hier nichts, was mich für längere Zeit beschäftigt hat.

Der Wäschemangler - Die blonde Banane meinte ja vor kurzem, der Film wäre nicht so doll. Auch die Geschichte ist stark vom "glauben machen" abhängig. Okay, das ist jede der Geschichten und das wird ja im Vorwort auch unterhaltsam erläutert. Hier jedoch ist das schon ein ziemlicher Zacken. Wobei der Spannungsaufbau und Verlauf der Geschichte durchaus gelungen sind. Werde mir den Film wohl mal anschauen müssen...

Das Schreckgespenst - Dämlicher Titel (OT: Boogeyman), der das Problem hatte, dass ich ständig an die Simpsons-Szene denken musste, in der Bart zu Homer läuft. :LOL: Ansonsten wiederum eine sehr schöne Geschichte für spät Abends in der Nähe von möglichst vielen Schranktüren.

Graue Masse - Auch hier wird eine interessante Prämisse genommen, denn was machen Saufen und TV gucken eigentlich aus dem Menschen. Die Grundfrage wird spannend/eklig umgesetzt und kann wiederum mit einer angenehm sanftschaurigen Stimmung aufwarten.

Schlachtfeld - Für mich die mit Abstand lustigste Geschichte aus dem Band. An sich todernst, dennoch einfach unterhaltsam.

Manchmal kommen sie wieder - Mit dem recht kurz vorher gesehenen Film natürlich interessant, welche inhaltlichen Änderungen beim Film vorgenommen worden sind. Dennoch auch in in schriftlicher Form durchaus unterhaltsam, wenngleich mir die Zug-Sache beim Film deutlich besser gefallen hat.

Erdbeerfrühling - Durchschnittliche Killer-Geschichte mit lässigem Kniff zum Schluss. Hier hängt viel davon ab, wie sehr man sich da atmosphärisch reinziehen lässt. Insgesamt eher mau.

Der Rasenmähermann - Mit dem Bild von Pierce Brosnan und dem blonden Muskelmann im Kopf angefangen, um dann festzustellen, dass der Film wohl eine deutlich andere Richtung einschlägt. Nach Schlachtfeld für mich die zweitunterhaltsamste Geschichte.

Ich weiß, was du brauchst - Stalking anno 1976. Wiederum eine gute Grundprämisse (Was für einen Partner wünsche ich mir?) mit wohligem "Hier stimmt doch was nicht!"-Gefühl.

Die letzte Sprosse - Ausnahmsweise eine "echte" Geschichte, ohne Übersinnliches, Monster etc. In der (aus meiner Sicht) King-typischen "Hach, waren das tolle Zeiten als Kind"-Perspektive geschrieben, die den Höhepunkt - bei entsprechendem Hineinversetzen - ordentlich wirken lässt.

Der Mann, der Blumen liebte - Aus der Abteilung "Wie gut kennt man jemanden wirklich?" wird ein ein netter kleiner Strauß gezaubert, der trotz gestreuter Hinweise durchaus überraschend daherkommt.

Einen auf den Weg - Wieder ein Ausflug gen 'Salem's Lot, diesmal jedoch nicht in Briefform, sondern als "Alte Männer in der Kneipe erzählen sich was" à la Graue Masse. War nicht gänzlich meins. Das lag aber auch mit daran, dass ich Briefe aus Jerusalem so toll fand.

Die Frau im Zimmer - Für die nächste Sterbehilfe-Diskussion sicher interessant, ansonsten für mich ungewohnt/überraschend und nciht so recht in die Runde der anderen Geschichten passend.

Lastwagen - Terminator à la King. Maschinen übernehmen die Kontrolle. Beliebtes Gedankspiel (Wer [Mensch und/oder Maschine] ist eigentlich von wem abhängig?), welches hier sehr kurzweilig aufbereitet worden ist.

Der Mauervorsprung - Schwindelerregend und durch die Höhe spannend. Ansonsten nicht wirklich was zum länger drüber Nachdenken.

Quitters, Inc. - Wohl noch immer die beste Variante, um endlich aufzuhören.

Kinder des Mais - Die Geschichte wird von einer sehr schönen Stimmung getragen. Hier muss auch endlich mal 'ne Filmsichtung her.

Insgesamt ein sehr interessanter Querschnitt aus Kings kürzeren Arbeiten, wobei der Großteil zu gefallen weiß. Und Bock auf die Filme machen sie auch. ;)

Moonshade

Schöne Aufdröselung einer meiner liebsten Anthologien.

Ich mag auch "Briefe aus Jerusalem" ausgesprochen gern, so sehr hat sich King sonst nie an einen anderen Autor wie hier Lovecraft rangetraut.

"Nächtliche Brandung" ist ja so eine Art Variante, Sidestory etc. von "The Last Stand".

Meine Highlights waren immer (neben den o.e.) "Spätschicht", "Schlachtfeld", "Manchmal kommen sie..." , "Kinder des Mais" und "Das Schreckgespenst" - mit den "realistischen" Stories wie "The Woman..."; "Die letzte Sprosse" oder "Graue Masse" konnte ich nicht so viel anfangen. "Rasenmähermann" hat ein irgendwie unfertiges Feeling, da fehlt noch was, dabei ist die Story besser als die Verfilmungen.
Und "Mangler" ist als Story x-mal besser als die Filmgurke, die sie daraus gemacht haben.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Jerry Garcia

Zitat von: CarliSun am  9 Juli 2014, 23:31:49
Sehr schön!  :banana:

Schade, dass ich nur 6 Punkte vergeben konnte. Das motiviert dich wohl auch nicht dazu das Buch recht bald zu lesen. Trotzdem ist der Roman sehr unterhaltsam. Nur der Hintergrund war mir zu ausgelutscht...da musste ich einfach Punkte abziehen.

Jetzt ist natürlich auch die Frage welcher Krimi-Typ du bist??! Ich liebe zum Beispiel das Zynische. Aus diesem Grund würde ich immer als erstes zu Adler Olsen greifen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du auch schon einige Erfahrungen mit ihm sammeln können. Vom Schreibstil überzeugt am meisten Nesser meiner Meinung nach. Gesellschaftskritische Momente finden sich immer häufig bei  Mankell. Wie bereits gesagt, es kommt darauf an, welcher Krimi-Typ du bist.  :unknown:

XOXO CarliSun

Vorrangig Hardboiled. Hab hier noch die Mike Hammer-Reihe liegen, ebenso die Scudder-Romane. Dan Simmons und sein Joe Kurtz konnten mich ebenso begeistern.

Und Actionware wie Matthedw Reilly und jetzt wieder Jon Land. Adler Olsen war nicht schlecht, bei Mankell bin ich raus. Simon Kernick, Drew Chapman (neu) zählen auch zu meinen Favoriten.


KrawallBruder

16 Juli 2014, 12:37:47 #52 Letzte Bearbeitung: 16 Juli 2014, 12:44:19 von KrawallBruder (Filmriss)

Jahr
2000

Herkunftsland
Deutschland 

Worum geht's?
Wer hätte es gedacht: Um Friedrich Nietzsche.
Der Prolog des Romans spielt 1900 in Weimar, als der alte Philosoph schon kurz vor dem Tode steht. Seine Schwester hegt ihn als lebendes Ausstellungsstück ihres Nietzsche Archives, das sie erschaffen hat und von dem sie sehr gut leben kann. Sie fertigt aus unvollendeten Notizen Nietzsches letztes Buch (,,Der Wille zur Macht"), führt Gäste in das Krankenzimmer des vor sich hinsiechenden Philosophen und lebt an sich ein sehr schönes Leben im Schatten ihres todkranken Bruders. Als sie sich entschließt Nietzsche noch einmal zeichnen zu lassen, lässt sie den dafür eingestellten Maler mit Nietzsche alleine. Der Maler gibt Nietzsche das Schlafmittel, nachdem er verlangt und dieser fällt darauf in einen tiefen Traum – Nietzsches letzter Traum.
Die Haupthandlung des Romans handelt von den letzten Jahren seines Lebens und dem langsamen Verfall Nietzsches. Die erste Szene, ist die berühmte Begebenheit mit dem Pferd. Als ein Freund Nietzsche auf dessen Geisteszustand aufmerksam wird, versucht er ihn in eine Nervenanstalt zu bringen, was ihm dann auch gelingt. Das Buch handelt dann weiter von jenem Aufenthalt in der Anstalt und dem geistliche Zerfall des Dionysos, wie sich Nietzsche (in Anlehnung an seine Philosophie) beginnt selber zu nennen.

Zum Autor

Viel kann ich nicht sagen über Joachim Köhler. Er besitzt nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag.
Köhler beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Friedrich Nietzsche und war vor allem auch bekannt von seiner Nietzsche Biografie ,,Zarathustras Geheimnis" (, welche ich hier neben mir liegen habe). Seine Thesen zum Philosophen wurden zwischen bahnbrechend und verachtend aufgenommen. Eine seiner Kernthesen ist die deutliche Homosexualität die er Nietzsche zuschreibt und mit der er fast jedes seiner Werke interpretieren möchte. Und auch in ,,Nietzsches letzter Traum" spielt das Thema Homosexualität eine große Rolle.

Meine Ansicht:
Ein merkwürdiger Roman. Das Buch sagt von sich selbst, dass es nicht realitätsnahe ist, aber dennoch sich auf Briefe und Notizen von Angehörigen bezieht. Es war also nicht so, aber es hätte so ähnlich gewesen sein können.  So oder so, ist der Roman unterhaltsam, wenn man denn ein Grundinteresse an Nietzsche mitbringt. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass das Buch schnell langweilen könnte.
Was mich teilweise leicht verwunderte, war der deutliche  Umgang mit dem Thema der Homosexualität. Also, ich kenn mich nicht genug mit der Biografie von Nietzsche aus, um zu wissen ob das nun stimmte oder nicht – aber das mein ich gar nicht. Viel eher die Deutlichkeit des Themas empfand ich streckenweise einfach unangebracht. Es war wie der Faustschlag ins Gesicht und nicht der subtile Hinweis. Wer schon immer einmal lesen wollte, wie
Spoiler: zeige
Nietzsche von einem Bekannten einen runtergeholt bekommt, während er über Philosophie spricht –
dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Mich führte das Buch nun allerdings dazu, dass ich nach Jahren mal wieder zum Zarathustra gegriffen habe. Als ich es das letzte mal versucht habe, war ich wohl einfach noch zu jung und habe kaum etwas verstanden. Nun sieht das ganz anders aus und ich will es gar nicht mehr aus der Hand legen. Allein dafür, war es doch wert den Roman gelesen zu haben ;)

Mr. Blonde

16 Juli 2014, 14:52:28 #53 Letzte Bearbeitung: 16 Juli 2014, 14:56:04 von Mr. Banane
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 16 Juli 2014, 12:37:47
Wer schon immer einmal lesen wollte, wie
Spoiler: zeige
Nietzsche von einem Bekannten einen runtergeholt bekommt, während er über Philosophie spricht –
dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Wenn man den homosexuellen Bezug entfernt, ist das eine wunderbare Metapher auf den, der mir das Buch geschenkt hat. Nur wäre es in dem Fall dann Masturbation und kein einvernehmlicher sexueller Akt.

Soweit habe ich allerdings nie gelesen. Von der angepriesenen Spritzigkeit und dem Humor konnte ich nichts erkennen bzw. war nichts vorhanden. Mir war es zu trocken, zu öde, obwohl es Verspieltheit vorgaukelte.

Von homosexuellen Beziehungen Nietzsches habe ich noch nie gehört oder gelesen. Soweit ich weiß, war bei ihm für Beziehungen sowieso kaum Raum.

KrawallBruder

Zitat von: Mr. Banane am 16 Juli 2014, 14:52:28

Soweit habe ich allerdings nie gelesen. Von der angepriesenen Spritzigkeit und dem Humor konnte ich nichts erkennen bzw. war nichts vorhanden. Mir war es zu trocken, zu öde, obwohl es Verspieltheit vorgaukelte.

Ja, muss sagen, dass ich nach den ersten 30-40 Seiten auch keine große Lust hatte weiter zu lesen, aber ab dann ging es ja erst los. Als dann auf den "normalen" Alltag von Nietzsche eingegangen wird und vor allem der Aufenthalt im Irrenhaus gepaart mit seiner Schizophrenie war dann schon recht amüsant  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Banane am 16 Juli 2014, 14:52:28
Von homosexuellen Beziehungen Nietzsches habe ich noch nie gehört oder gelesen. Soweit ich weiß, war bei ihm für Beziehungen sowieso kaum Raum.

Das sieht Joachim Köhler anders  :stop:
Ich kann dir ja mal seine Biografie mitbringen und du schaust dann nach was er so sagt. Ich habe nämlich kein Bock die 700 Seiten zu lesen  :icon_mrgreen:

Mr. Blonde

Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 16 Juli 2014, 15:14:50
Ja, muss sagen, dass ich nach den ersten 30-40 Seiten auch keine große Lust hatte weiter zu lesen, aber ab dann ging es ja erst los. Als dann auf den "normalen" Alltag von Nietzsche eingegangen wird und vor allem der Aufenthalt im Irrenhaus gepaart mit seiner Schizophrenie war dann schon recht amüsant  :icon_mrgreen:

Das wäre bestimmt cool gewesen, aber davor wurde für mich zu viel Papier aufgewendet, um zu beschreiben, wie Nietzsche aus dem Fenster guckt, sich einlebt und sein Zimmer inspiziert. Wenn ich mich überhaupt richtig erinnere. Allerdings bin ich da auch sehr sensibel und gerade das Ausufernde und extrem detailierte, was viele Leser an Büchern so schätzen, ist mir oft einfach zu viel. Da bin ich sehr eigen. Ich kann mir sehr schnell einen Raum vorstellen und muss nicht wissen, ob der Westwind durch die Türritzen zieht, oder ob das Linoleum nach alten Eiern riecht. Aber ich bin auch ein furchtbarer Leser von Büchern, das werde ich nie bestreiten.

701 Seiten hätte ich ja gelesen, aber so... :D

CarliSun

Hej Jerry!
Zitat von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 20:56:23
Adler Olsen war nicht schlecht, bei Mankell bin ich raus. Simon Kernick, Drew Chapman (neu) zählen auch zu meinen Favoriten.
Das klingt ja weniger begeistert. Wieso bist du bei Mankell raus? Und wie kommt es, dass dich Olsen nicht vom Hocker gerissen hat? Was hat dich an dem Stil gestört oder was hast du vermisst?
Drew Chapman sagt mir leider überhaupt nichts. Gibt es Werke, die man von ihm kennen sollte? In welche Richtung geht denn sein Geschriebenes?
:unknown:
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

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CarliSun

Hej KrawallBruder & Mr. Banana!

Ich finde es interessant, dass sich gleich zwei Leute hier finden, die Köhler ansatzweise gelesen haben. Ich muss leider gestehen, dass er mich überhaupt nichts sagt. Ich habe deine Rezi mit Spannung gelesen, da mir das alles recht unbekannt vorkam. Das Werk ist leider total an mir vorbei gegangen. Jetzt mal Butter bei die Fische ... muss man das kennen? War das vor Jahren in irgendwelchen Bestsellerlisten o. ä.?  :icon_redface:

Vielleicht liegt es aber auch an der Thematik. An sich bin ich literarisch sehr offen und kann mich in beinahe jedes Genre mit Begeisterung einlesen, aber Nietzsche ist nicht nein Lieblingsthema. Anfänglich dachte ich, dass der Roman in Richtung "Sunset" (von Klaus Modick) geht. In dieser Erzählung verschwimmen ebenfalls die Paralleln von Wahrheit und Fiktion. Dort geht es um die Perspektive von Lion Feuchtwanger. Dieser erfährt vom Tod seines guten Freundes Bertolt Brecht und blickt auf Vergangenes zurück. Sehr schön inszeniert!  :respekt: Doch als deine ersten Kritikpunkte, insesondere der "Spoiler", auftauchten, verabschiedete ich mich von dieser Idee. Schade! Denn das hätte mich neugierig gemacht.

Der Titel des Romans klingt interessant. Jedoch muss ich nochmal auf meinen anfänglichen Kritikpunkt zurück kommen. Ich finde es schön, wenn viele Leute sich den Ergüssen von Nietzsche hingeben. Ich kann es leider nicht. Ich kann aber auch nicht erklären warum. In jüngeren Jahren probierte ich einige Texte und liess es auch recht schnell wieder sein. Jahre später verbrachte "Also sprach Zarathustra" mindestens 24 Monate in meinem Badezimmer als sogenannte "Klolektüre".  Es wurde immer brav weitergelesen, nicht zuletzt, weil sich die kurzen Kapitel hervorragend dafür eignen.  :pfeif: Doch auch da wollte der Funke nicht überspringen. Mittlerweile sind erneut einige Jahre ins Land gezogen. KrawallBruder! Deine Wiederentdeckung machte mich neugierig! Könnte es tatsächlich sein, dass ich einen dritten Versuch starten sollte?! Könnte meine geistige Reife endlich soweit sein? Oder setzt sich meine stille Aversion weiterhin durch? Ich glaube, ich werde mich in den nächsten Tagen diesem inneren Kampf stellen müssen. Doch zurück zu Köhler: ich denke, wenn nichts dazwischen kommen wird, werde ich dieses Buch wohl nicht lesen!  ;) Und nebenbei bemerkt, habe ich auch noch nie von einer angeblichen Homosexualität Nietzsches gehört... ist das Teil der Fiktion im Buch oder wirklich als Wahrheit ausgeschrieben?

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

Jerry Garcia

Drew Chapman ist ein Debütant, der  mit Der Analyst zwar eine Attacke auf die USA zum Thema hat, aber NICHT den Weg des Hauruck-Helden wählt und der sich auch statt mit größerem Geballer mehr den Angriffen auf die Wirtschft via Internet gewidmet hat. Mal was anderes als die sonstigen "Wir verteidigen unsere Heimat"-Klopper.

Mankell hab ich seit dem "Chinesen" nicht mehr angerührt, den fand ich nur lahm.

Adler-Olsen kommt bei mir in die Reihe der "Später einkaufen"- Bücher. Es gibt viel zu viel Neuware, an der ich mehr interessiert bin. Wirklich gestört hat mich da eigentlich nicht und sein Protagonist ist auch gut skizziert.


KrawallBruder

Zitat von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:56:06
Jetzt mal Butter bei die Fische ... muss man das kennen? War das vor Jahren in irgendwelchen Bestsellerlisten o. ä.?  :icon_redface:

Überhaupt nicht! Habe das Buch auch eher nebenbei, zufällig wenn man so will, gelesen. Ich hatte einfach Lust was zu schreiben, darum die Rezi hier  :icon_mrgreen:
Als nächstes werde ich wieder was über ein "Klassiker" schreiben...aber sicher nicht "Zarathustra". Ist zwar ein sehr gutes Buch, nur trau ich mich nicht zu hier in einer A4 Seite zu erklären worum es geht.
Aber: Ich habe vor paar Wochen noch den ein oder anderen Klassiker verschlungen. Vielleicht schreib ich einfach dazu was, um das alles noch mal aufzufrischen (was echt hilfreicht ist, wie mir auffiel).

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