OFDb

Another Life (SF-Serie mit Katee Sackhoff, Netflix)

Begonnen von Moonshade, 16 November 2021, 12:28:08

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Moonshade

Angesichts einer zweiten Staffel auch hier mal ein eigener Threat...

ZitatAuf einmal war es da, dieses seltsame Artefakt, das aus den Weiten des Alls kam. Was es hier soll und von wem es genau stammt, das kann keiner beantworten. Und so machen sich gleich zwei Teams an die Arbeit, für alle Fälle gerüstet zu sein. Während der Wissenschaftler Erik Wallace (Justin Chatwin) alles dran setzt, um mit der außerirdischen Lebensform eine Kommunikation aufzubauen, da reist seine Frau Niko Breckinridge (Katee Sackhoff) ins All, um die Ursprünge des Artefakts zu klären – und notfalls mit Waffengewalt einzugreifen. Doch noch bevor ihr Raumschiff den Zielort erreicht, kommt es zu einer Reihe von Problemen, welche die Stimmung an Bord zunehmend erhitzt. (Quelle Film-Rezensionen.de)

Darsteller : Katte Sackhoff, Selma Blair, Justin Chatwin, Blu Hunt,

OFDB: https://ssl.ofdb.de/film/322664,Another-Life
IMDB: https://www.imdb.com/title/tt8369840/reference


Bevor "Lost in Space" seinen Kreis schließt, dachte ich, da geht vielleicht noch was mit einer kleinen, feinen Space Opera - aber leider, leider: es kann nicht alles wie "The Expanse" sein.

Wer jetzt Potential anhand der IA erschnuppert, ja, das ist vorhanden.
Nicht, dass es originell wäre: Außerirdisches Artefakt und Reise zum Ursprung, das hat es alles schon gegeben. Dennoch: manchmal kann man sich sogar im schönen Explorer-Gefühl wälzen, die Sterne zu entdecken, aber letztendlich bietet AL so viele Kopfkratzer und Nervfaktoren, dass man schon bald in einem Klischee-Serial mit dem Toten der Woche feststeckt.

AL bietet eine Art 75/25-Verhältnis: ein Viertel geht für die Erforschung des Artefakts drauf, auf der Erde (oder vielmehr nicht, denn besonders ergiebig ist dieser Handlungsstrang eigentlich in Staffel 1 selten), drei Viertel gehen an die von Frau Sackhoff geleitete Sternenschiff-Mission in das Sternbild Großer Hund, um die Aliens mal kennenzulernen.

Natürlich geht das nicht ohne Probleme, hier mackt das Raumschiff, da hat man sich mit den Zielvorgaben geirrt, dann haben wir eine Dunkelzone und einen Neutronenstern, das ist soweit stabiler Stoff.
Wenn es dann aber an die Figuren geht, wird es finster.
Zunächst mal spart die Serie ausgiebig mit den sog. "Bibelvorgaben", also den gesellschaftlichen oder politischen Umständen dieser Zukunft. Die muss man sich mühsam zusammen basteln, etwa, dass es offenbar noch Staaten gibt (aber nicht WANN die Serie spielt, vermutlich spätes 21. Jahrhundert). Soziale Probleme gibt es wohl noch, Armut auch und die jungen Wilden haben den kreativen Input der Gesellschaft übernommen.
Was das Schiff angeht, klingen die Macher wie "Alles außer Star Trek bitte!" - bloß keine Uniformen, keine militärische Rangordnung, flache Hierarchien, Talent als Basis der Teilnahme an der Mission.
Da man immer nur einen Teil der Besatzung aufweckt, können die Macher immer gut nachlegen mit Personal - doch was man dann ab Folge 1 tatsächlich sieht, sträubt schon so manche Augenbraue.

Anstatt halbwegs stabiler Extremtalente, die für so eine Mission die Creme de la Creme wären, präsentiert sich die Besatzung als ein Haufen emotional höchst instabiler Twens, die offenbar nach gängigen Role Models gecastet und entwickelt werden. Den meisten würde man noch nicht mal die Betriebsweihnachtsfeier oder ein Streichholz anvertrauen, wenn sie nicht gerade auf ihrem Fachgebiet arbeiten. Wenn Sackhoff gleich in Folge 1 erwähnt, dass ihre Nr.2 ziemlich eigensinnig wäre, ahnt man noch nicht, dass die Figur noch in derselben Folge offen gegen sie agiert,
Spoiler: zeige
dann eine Meuterei anzettelt, psychisch fast durchdreht und am Ende der Folge schon mal zur allg. Sicherheit gekillt wird.


Und so geht es dann der Reihe nach, denn neben der überall offen zur Schau gestellten Unreife und Instabilität, erweisen sich die Teilnehmer der Reihe nach auch als enorm doof oder leicht zu übertölpeln. Da rennt man binnen kürzester Zeit praktisch schutzlos auf einem Alienplaneten rum, lässt sich von Sporen high machen, provoziert Exo-Tiere oder infiziert sich mit gefährlichen Aliens, die tödliche Reaktionen hervorrufen.

Augenrollen ist angesagt, wobei die Beziehungen untereinander einige Sachen wieder auffangen, aber letztendlich bald nur noch zählt, was einen am Ziel erwartet: und das sind halt wieder mal die Bösen mit dem Imperium, die die Erde bedrohen.

Ich könnte jetzt seitenlang Fehler aufzählen, mich über zu gefühlige Dialoge in großer Masse aufregen, aber aufgrund versch Umstände reduziert sich der Cast über die Season sowieso ein, bis dann zum Start der 2.Staffel praktisch jeder eingeäschert ist, mit dem man offensichtlich nichts anfangen konnte (praktisch der komplette Teenagercast).

Die Serie hat dennoch so ihre Momente und recht ordentlich produzierte Tricks, aber zuzusehen, wie Froschface Sackhoff versucht, die Flöhe an Teammitgliedern zu hüten und salbungsvolle Worte an Lebende und Tote zu verteien, ist wahrlich nicht immer nur ein Vergnügen - vor allem wenn man sieht, wie viel Platz der Love Story zu der Bord-KI eingeräumt wird (sehr viel).

Ich hoffe jetzt auf den Rest der aktuellen 2.Staffel, die immerhin den Vorhang gelüftet hat, um so eine Art StarWars-StarTrek-Arrival-Independence Day möglich zu machen, aber eine so bemerkenswerte Mischung aus Kompetenz und Facepalm-Scifi-Trash kommt einem nur selten unter.

Daher von mir eine mittlere Wertung (gerade noch), weil gerade wegen dieser Pannenshow die Serie einen gewissen Trashreiz auslöst - selten haben mich wirklich fast alle Beteiligten an einer Show so sehr wegen irgendwas genervt und gerade deswegen fasziniert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Moonshade

Nach der halben 2.Staffel kann man immerhin konstatieren, dass sie sich offenbar die Punkte zu Herzen genommen haben, die Kritik provoziert haben: der emotional-impulskontrollenunterentwickelte Besatzungscast ist weg, wenn auch immer noch (Kolonisten) einige Leute in der Gegend rumlaufen, die offenbar psychisch nicht für instellare Raumfahrt geeignet ist. Auch die eher nervig angelegte Figur von Selma Blair hat man per Handstreich rausgeschrieben, da allerdings wohl, weil sie wegen ihrer MS-Erkrankung nicht mehr in Schauspielerei macht.
Allerdings scheint jetzt alles mal wieder in Richtung "böse Infiltration der Erde und ihrer Bevölkerung" hinauszulaufen, so wie man es von diversen Invasions-Serien kennt. Das ist jetzt nicht eben originell.


Und ich hab selten so sehr gehofft, dass eine Produktion einen Hauptdarsteller anweist, sich bitte mal die Haare zu waschen und zu schneiden (Justin Chatwin).
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Moonshade

Ich hab die 20 Folgen jetzt zuende gebracht und wenn es das gewesen ist, können sich die Macher immerhin auf die Fahnen schreiben, dass sie es zu einem runden Abschluss gebracht haben, auch wenn die Auflösung bisweilen etwas hastig und mit vielen "Häh?" gewürzt war.

Immerhin bot die Staffel 2 ein etwas dichteres Bild (die Episoden waren auch meist deutlich kürzer knapp unter 40 Minuten) und war nicht ganz so zum Augenrollen, wenn es mal etwas bedeutsamer wurde. Auch hat man seine Crew wesentlich besser zusammengehalten.
Spoiler: zeige
Warum jetzt offenbar mit dem Einsatz des C-Teams an Bord gleich von Beginn an so eine Art Betriebssabotage betrieben wurde (damit wurde ja erklärt, warum so viele "teenage soziopaths" in Staffel 1 rumliefen),
ist dann letztendlich nie geklärt worden, aber die Liste an Unerklärlichem ist sowieso sehr lang (mein liebstes Beispiel ist sicher das
Spoiler: zeige
Geschick, mit dem Sackhoff bei den Folteraliens und dem Eisplaneten schließlich ohne jeglichen Funktionsplan und mit null Sprachkenntnisse soweohl die Mutationsmaschine als auch das Raumschiff bedient, das offenbar nach dem One-Touch-Verfahren fliegt - und die Ziele, also die unbeschrifteten Leuchtpunkte auf dem Screen, sind offenbar auch selbsterklärend
).

AL ist sowohl leichte Unterhaltung der beliebtesten Alien-Invasion-Motive als auch die klischeehafte 101.Verwurstung (inclusive der rettenden
Spoiler: zeige
 ID4-Plot-Device mit dem "Computervirus")
des immergleichen Themas, hat aber optisch einiges zu bieten, wo es auf der Plot- und Charakterebene hakt.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

AfterBusiness

Ist es schon sicher, das es nicht mehr weiter geht?....  :jonglier:

Moonshade

Naja, ist am Ende von Staffel 2 auch am Ende seines zentralen Konflikts. Das bedeutet, man müsste das neu ganz groß mit diversen Alienrassen hochziehen - ja, man könnte das weiter erzählen. Aber die Serie hatte breitflächig mäßige Kritiken (und ich weiß auch, warum) und ich denke nicht, dass sie ausreichend zu den Hitshows gehört, so dass sie fortgesetzt wird.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Private Joker

Das Serienende ist jetzt auch (fast) offiziell:

http://www.robots-and-dragons.de/news/126116-another-life-katee-sackhoff-bestatigt-absetzung-netflix-serie

Wobei mich die Meldung wie einen der Kommenatare dort etwas verwundert, denn die hatten das mit S2 doch relativ rund und ohnehin nur schwierig neustartbar beendet, auch wenn das gemessen an der Bedrohungslage und den eigentlich geschilderten Kräfteverhältnissen Menschen-Aliens schon wieder etwas abrupt und sagen wir mal "independenceday-mäßig" rüberkam.

Die Serie bzw. die 2. Staffel habe ich durch den leichten Bodennebel einer Coronainfektion verfolgt und würde daher kein endgültiges Urteil abgeben wollen. Die harschen Personalwechsel (wir haben ja genug Leute in den Schlafkammern) und einige wilde Exkursionen (der Flug in dem fremden Raumschiff und ein paar eher merkwürdige Planetenszenarien) sind mir noch im Gedächtnis geblieben. War halt der eher halbherzige Versuch einer Spaceopera mit etwas Soap und ein paar Schockeffekten, nicht der allerschlechteste glaube ich, aber das spricht eher gegen die noch üblere Konkurrenz (ich sage nur Pandora) als für die hier.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020