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Silent Night (quasi John Woo's John Wick)

Begonnen von StS, 4 Oktober 2023, 00:06:24

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StS


Joel geht eigentlich immer... und John ging mal ziemlich gut. Sieht nicht originell oder Woo-typisch aus... wird aber auf jeden Fall geschaut. Könnte rocken.  :happy3:
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Newendyke

Genau DAS dachte ich mir auch... Woos richtige Action-Glanzzeit liegt schon lange zurück (wohl Face/Off - einige Fans würden wohl sagen, Hard Boiled... ach, übrigens bekommt The Killer nun einen richtig feinen dt. BD-release im Dezember, bin gespannt, wie die Quali sein wird), aber bisserl 2-hand-gun-weilding und heroic bloodshed scheint er noch drauf zu haben.


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

Hitfield

4 Oktober 2023, 23:39:34 #2 Letzte Bearbeitung: 4 Oktober 2023, 23:41:29 von Hitfield
Etwa zwei Actionszenen im Trailer sehen ganz gut aus, aber insgesamt kommt John Woos "klassischer" Stil hier kaum zum Vorschein und das alles lässt mich letztendlich eher mit einem Schulterzucken zurück. Werde ich sichten, aber nur auf BR, DVD oder VoD.

Was die Action angeht, ist das alles leider nicht (mehr) sonderlich beeindruckend. Reihen wie "John Wick" oder die letzten "Mission Impossible"-Filme stellen für mich längst die Genre-Referenz dar. Woos "M:I 2", inzwischen auch schon fast ein Vierteljahrhundert alt, ist zwar ein guter Actionfilm, aber m. E. dennoch der schwächste Teil der Reihe (ich habe alle gerade letztes Quartal noch einmal gesichtet). Seine besten Jahre liegen lange zurück, wobei ich "Face/Off", "Operation Broken Arrow" und "Hard Target" durchaus noch dazu zählen würde.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

McClane

Ich stimme mal in den Kanon ein: Es ist der Zirkelschluss der Geschichte. Die Filmemacher, die von Woos Frühwerk inspiriert wurden, produzieren jetzt einen Woo-Film, der wiederum wie ein Epigone ihres Erfolgwerks "John Wick" ausschaut. Aber wie ein geiler Epigone, deshalb werde ich jedenfalls am Start sein.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Terry Noonan

Aber bitte auch ein paar Zeitlupen-Close Ups von Einschüssen und nicht nur den John Wick CGI-aus-der-Totalen-Kram, dann bin ich doppelt gern dabei  :smiley:
Life is what happens while you are busy making other plans.

Wolfhard-Eitelwolf

99 Cent-Sichtung, mehr sollte man für diesen irgendwie von den Produktionswerten an den 90er Black Jack erinnernden (TV-)Actioner nicht zahlen. Schon das fehlende Cinemascope nimmt dem Ganzen, insbesondere dem Schauplatz LA, enorm viel an Reiz, dazu hätte für die enorm eindimensionale Handlung auch eine lineare Erzählstruktur locker ausgereicht. Offenbar wollte man dies durch Zeitsprünge irgendwie krampfhaft kaschieren.
Insgesamt bleibt der Film bei allem soliden Standardkostniveau äußerst bieder und wirkt wie der hilflose Versuch Woos, an alte Zeiten anzuknüpfen. Dabei können nicht mal die Shootouts überzeugen, die zu schnell geschnitten und mit penetrant hässlichem CGI-Blut verschandelt werden. Eher überzeugt da der ein oder andere Autocrash. Das alte Gespür für ikonische Szenen ist jedenfalls völlig abhandengekommen. Dafür werden, ebenfalls äußerst plump, diverse Querverweise auf alte Werke eingestreut.
Ich will den Film nicht schlechter machen, als er ist. Es bleibt ein gut gespielter und solide inszenierter Rachestreifen nach Schema F. Am besten hätte Woo jemand anderem die Regie überlassen, er scheint schon lange "fertig"...

StS

20 Jahre nach seinem letzten amerikanischen Film (dem enttäuschend-lahmen ,,Paycheck") sowie sechs nach seiner generell letzten Regiearbeit (der HK-chinesischen Gurke ,,Manhunt") kehrte John Woo für ,,Silent Night" (2023) zum Drehen in die USA sowie mit jenem anschließend dann auf die internationalen Kinoleinwände zurück – was prompt in einem Fiasko endete: Bei einem Budget von knapp 30 Millionen Dollar spielte der Action-Thriller weltweit bloß $11,067,228 ein...

Basierend auf einem arg generischen Drehbuch Robert Archer Lynns hat Woo einen formelhaften Film geschaffen, der aber zumindest mit einem ,,Gimmick" aufwartet – nämlich dass die Geschichte ohne Dialoge erzählt wird, da der Hauptprotagonist seine Stimme verliert und überhaupt nicht mehr sprechen kann. Leider wird das nicht konsequent durchgezogen und wirkt auf diese Weise hier (u.a. daraus resultierend) zudem mitunter nicht gerade glaubwürdig...

Eingangs baut Woo eine irritierende Mini-Zeitlupe (einfach so beim Laufen unseres Leads) sowie ein paar Zooms (aufs Gesicht der Frau im Krankenhaus) ein – danach nicht mehr. Seltsam. Und statt Tauben gibt´s im Vorliegenden 'nen bunten Papagei: Zumindest besser als die ollen ,,Ratten der Lüfte". Allerdings heißt eine Schnaps-Marke im Vorliegenden Duva sowie eine fiktive Stadt Las Paloma (beides übersetzt: Taube – auf Schwedisch und Spanisch)...

In der Hauptrolle agiert Joel Kinnaman ordentlich – ist als ,,Genre-Held" seit jeher ja bekanntlich eine gute Wahl – allerdings kommt die emotionale Verbindung zwischen ihm und seinem Sohn nicht in einem vernünftigen Maße rüber und ist es bereits zu Beginn nicht ganz überzeugend, dass ein liebender ,,normaler" Familienvater/Bürger die Leiche seines Kindes einfach zurücklässt, um voller Wut hinter den Schützen her zu hetzen und sie brutal anzugreifen...

Als seine Frau wurde Catalina Sandino Moreno dagegen sträflich verschenkt – darf am Ende aber bei Woo´s ,,Hang zu Melodramatik" im Zentrum einer eben solchen Szene stehen (während ich mich derweil fragte, woher die Spielzeug-Eisenbahn auf dem Friedhof eigentlich ihren Strom bezieht). Die Baddies besitzen unterdessen einige coole Tattoos – allerdings als Figuren keinerlei Profil – und auch mit Scott Mescudi´s Part wurde nichts Gescheites angestellt...

Die dünne Geschichte braucht obendrein zu lange, um richtig in Fahrt zu kommen. Wenn es Action gibt, kann diese durchaus überzeugen – einiger herausstechender CGI-Beigaben zum Trotz. Die Sache ist nur: Ähnliches bieten einem inzwischen allerlei Regisseure und Filme – und Woo ragt da einfach nicht nennenswert heraus. Selbst die inzwischen fast obligatorische ,,Plan-Sequenz" ist mal wieder (dieses Mal in einem Treppenhaus) mit von der Partie...

Alles in allem ist ,,Silent Night" nicht schlecht – aber auch nichts Besonderes. Die Action stellt zufrieden und einige Momente wurden cool arrangiert (allein die Farben sowie gesamte Raum-Einrichtung beim Showdown). Kann man sich also ansehen – ist aber nichts im Vergleich zu ,,Hard Target", ,,Face/Off" oder Werken wie ,,Death Sentence". Und wer einen wirklich packenden Streifen nahezu ohne Worte sehen will: ,,No one will save you" sei da empfohlen.

5,5/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

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