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Shōgun (Hulu/FX-Miniserie)

Begonnen von StS, 2 November 2023, 18:59:53

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StS

https://www.youtube.com/watch?v=yAN5uspO_hk

Based on James Clavell's novel, FX's Shōgun is set in Japan in the year 1600 at the dawn of a century-defining civil war. Lord Yoshii Toranaga is fighting for his life as his enemies on the Council of Regents unite against him, when a mysterious European ship is found marooned in a nearby fishing village.

An epic saga of war, passion, and power set in Feudal Japan. Coming February 2024 on Hulu and FX.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

1 November 2024, 14:02:52 #1 Letzte Bearbeitung: 2 November 2024, 12:36:48 von Private Joker
Soll übrigens - komplett gegen die abgeschlossene literarische Vorlage - weitergehen und noch zwei Staffeln bekommen. Hollywood halt - gestern canceln, was offen endet, heute einfach weiter auswalzen, was "eigentlich" rund ist.

Zu den ersten paar Folgen der ersten Staffel hatte ich ja im "TV-Sichtungsthread" schon was gesagt, aus Zeitgründen, aber auch weil die Suchfunktion das über ein simples "Shogun" nicht findet (da steht wohl das gutgemeinte Schleifchen auf dem "o" entgegen...). Und trotz des Boheis und der ganzen Awards, ich bleibe dabei: Meins war das nicht.

Nicht nur, wie im ersten Posting angedeutet, weil ich die alte Serie noch ganz gut vor Augen hatte und größere Verbesserungen nicht erkennen konnte. Klar ist das hier die "modernere" Fassung - der Erstling war noch sehr vom gutaussehenden Charmebolzen Chamberlain geprägt, der mit breitem Lächeln nach Japan kommt, den Eingeborenen mal schnell zeigt, wo Bartl-San den Sake holt, in Sachen Kriegsführung und überhaupt, die scheue Nippon-Lady in Folge 2 auf dem Kopfkissen hat, den strengen Möchtegern-Shogun eine später als guten Kumpel gewonnen. Sowas nennt man wohl "White Savior" (wußte ich bis jetzt auch nicht) und geht heute einfach nicht mehr, ist auch mir klar. Trotzdem: Warum muss ich den hier wenig charismatischen und eher hüftsteifen Jarvis als "Anjin" zur Randfigur seiner eigenen Story machen ? Welchen Beitrag leistet der jetzt noch mal gleich zu der mit 10x60 Minuten jetzt nicht eben kurzen, komplexen Geschichte ? Sein Schiff und seine Crew sind weg, seine Kananoneneinheit kommt nicht zum Einsatz, beim (Achtung MINISPOILER, aber das zieht sich ja durch alle Versionen) auch nicht ganz schlüssigen Opfergang von Mariko steht er nur daneben. Auch einige nette Nebenfiguren der Vorlage wie der portugiesische Navigator-Amtskollege und der quasi-befreundete Jungpriester werden schmerzlich vermisst oder kommen sehr kurz.

Überhaupt, Thema "nicht schlüssig". Was da politisch und generell in langen, orginalsprachig-untertitelten Auf-dem-Boden-Sitzkonferenzen von wem und warum besprochen und beschlossen wird, hat sich mir (bei ehrlicherweise etwas gedämpfter Aufmerksamkeit) nie ganz erschlossen; außer dass da am Ende in der Regel einer mit Selbsttötung droht oder die sogar ausführt. Was mich dann überdies auch noch mal zu dem Thema "kulturelle Unterschiede/Überlegenheit" führt: Der Film suggeriert das auch in der Sprache ("Der Wilde" wird der Navigator in den Untertiteln genannt), und die Serie sieht das zeitgeistgemäß wohl partiell tatsächlich so. Allein - wo ist die behauptete Überlegenheit der damaligen Japaner ? Klar, alles geht sehr "kultiviert" zu, das Hygieneniveau war sicher höher, im Bordell gibt es erst mal eine ausführliche Teezeremonie, natürlich die Umgangsformen. Dennoch verbirgt sich dahinter für mich, so wie es hier gezeigt wird, auch sehr viel entleertes Ritual, Erstarrung, Grausamkeit, sinnlose Selbstopfer, von der extremen Klassenstruktur mal ganz zu schweigen. Dass Europa zu dieser Zeit nautisch, militärtechnisch, auf etlichen Gebieten deutlich weiter war, sei da nur mal so von mir angemerkt, die Serie dimmt das kräftig runter.

In der Machart natürlich budgetgerecht kein Totalausfall; optisch o.k. wenn man mit dem übertrieben braun-grünen Colorgrading warm wird, und mit ein paar (wenigen) Highlights. Trotzdem im Look auch irgendwo immer leicht künstlich, klar - Originalschauplätze wie so ein Japan-Städtchen des 16. Jahrhunderts wird man bauartbedingt kaum mehr finden (die Serie spricht das ja sogar an), und "CGI" statt "Nachbau" dominiert heute eben allerorten. Ein paar blutige Szenen sind bei der Modernisierung schon abgefallen, insbesondere der (wenn man darauf steht) sehr eindrückliche "Kanonentest". Trotzdem: Viel passiert nicht, in einigen Folgen buchstäblich gar nichts; dass es keine große Finalschlacht gibt, ist glaube ich vorlagengerecht, aber irgendwie endet das schon arg unspektakulär und auch zuvor ist die Action überschaubar, sowohl quali- wie quantitativ.

Habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn ich "DEM" Kritikerliebling der letzten 12 Monate eher dürre 4,5/10 Punkte verpasse ? Ehrlicherweise nein; für lange 600 Minuten Lebenszeit und aus meiner Sicht viel zu wenigen "echten" Verbesserungen einer 30 Jahre alten Erstverion darf ich das, finde ich.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

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