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Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

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Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 01:48:00
Diese Aussage impliziert ja nicht zwingend eine Abwertung des Films. Von mir bekommt er nach inzwischen dreimaligem Sehen immer noch 9/10, er wird aber ganz sicherlich NIE den letzten Schritt schaffen denn - Rajko wird sich auf mich stürzen und zerfleischen - so sehr ich Hitchcock auch liebe und verehre, "Psycho" ist weder einer seiner besten Filme, noch kann man ihn nüchtern betrachtet und das ohne das ganze filmhistorisch künstlich aufgeblasene Kritiker-Gesabbel im Nacken, als perfekt bezeichnen.

"Psycho" ist auch nicht perfekt, das stand nie zur Debatte. Wenn ein Film von ihm überhaupt nahe an eine wie auch immer definierte objektive Perfektion heranreicht, dann sicher VERTIGO. Zerfleischen werde und will ich dich dafür nicht, nur erscheint es mir im höchsten, im allerhöchsten Maße fragwürdig, wie du PSYCHO, den ja nun wirklich fast jeder der von dir so geschätzten Regisseure (<60) als Wegweiser angibt (und der einen immensen Einfluss auf das gesamte europäische Autorenkino hatte) und der, wie immer wieder überall zu vernehmen ist, Initiationsquelle des New Hollywood war (das ist keine Hypothese), für überschätzt befinden kannst. Wie sähe das Kino heute ohne Saul Bass aus? Das kann kein aufgeschlossener, aufmerksamer Filmfreund/-kenner wie du doch einer bist anzweifeln.

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 01:48:00
Ein sehr guter Film - aber imo weder ein überlebensgroßer Meilenstein - soll heißen, das er in meinen Augen für die Entwicklung des Kinos keinesfalls bedeutender als beispielsweise "Peeping Tom", "Für eine Handvoll Dollar", "Blutige Seide", "A Clockwork Orange", "Metropolis", "Die Kinder des Olymp" oder sonst irgendein Film ist.

Darüber zu diskutieren ist sicher müßig. Auch wenn CLOCKWORK ORANGE in der Aufzählung ebenso nichts zu suchen hat (wenn, dann wohl doch eher 2001) wie FISTFULL OF DOLLARS, der ganz gut ist, aber ausnahmslos beim japanischen Kino plündert und dem ich schon deshalb keine Relevanz in diesem Kontext einräumen würde.

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 01:48:00
Offensichtlich und irgendwo verständlich, aber damit bist du schon zu 50 % in Hitchcocks "wicked little trap" getreten!  :icon_twisted: ;) Das was du in dem Film siehst - was auch keineswegs zweifelhaft oder absurd sondern vollkommen nachvollziehbar ist - halte ich für bedeutend, aber nur für beiläufig. Diese Motive und diese Inszenierung hat Hitchcock in einigen seiner anderen Filme weit besser getroffen.

Sicher, aber nur vereinzelt. Was du als "wicked little trap" bezeichnest, war immer als solche gemeint und ist für unsere Generation auch immer als solche erkenntlich gewesen. PSYCHO spielt auf unzähligen Metaebenen mit sich und Film als Theorie, das alles mit einem dunklen Augenzwinkern. Nur ist das keine besonders neue Erkenntnis.

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 01:48:00
Den bloßen Gedanken, das du dich an dem Film verhebst, bzw. dem Diktat der Filmwissenschaftler erlegen bist, empfindest du sicherlich als Beleidigung oder Blasphemie.

Weder noch, nur neige ich in der Regel nicht dazu, "dem Diktat der Filmwissenschaftler" zu erliegen, sonst passte manch meiner Ansichten, angefangen bei Kubrik bis zu Bertolucci, nicht so ganz. Nur akzeptiere ich Filmgeschichte und neige nicht dazu, sie mithilfe persönlicher Vorlieben zu revisionieren. :icon_twisted:

Literaturtipp: Robert Kolker - Allein im Licht

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 01:48:00
Vergiss nicht, das auch ich Hitchcock verehre - und gerade deswegen kenne ich ihn und weiß, das er mit "Psycho" zwar einen seiner wichtigsten, keinesfalls aber besten Filme abgeliefert hat. Und diese Signifikanz innerhalb seines Schaffens steht auch in keinem Äquivalent zu der allgemeinen, filmhistorischen - sie ist größer. "Psycho" als bedeutender einzustufen als "Vertigo", "Notorious" oder "Spellbound" erscheint mir paradox.

Abgesehen von der berüchtigten und visuell wundervollen Traumsequenz hat SPELLBOUND keinerlei Berechtigung, überhaupt unter den besten Hitchcocks zusammengefasst zu werden. NOTORIOUS ist handwerklich brillant und sicher einer der wichtigsten Filme des Regisseurs, hat aber keinen annähernd vergleichbaren Impact gehabt wie PSYCHO. Man kann ihn besser finden, das ist alles Geschmackssache, aber man kann PSYCHO eben einfach nicht die Bedeutung absprechen, die er nun einmal hat.

McKenzie

12 September 2007, 03:07:08 #511 Letzte Bearbeitung: 12 September 2007, 03:10:30 von McKenzie
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
Zerfleischen werde und will ich dich dafür nicht, nur erscheint es mir im höchsten, im allerhöchsten Maße fragwürdig, wie du PSYCHO, den ja nun wirklich fast jeder der von dir so geschätzten Regisseure (<60) als Wegweiser angibt (und der einen immensen Einfluss auf das gesamte europäische Autorenkino hatte) und der, wie immer wieder überall zu vernehmen ist, Initiationsquelle des New Hollywood war (das ist keine Hypothese), für überschätzt befinden kannst. Wie sähe das Kino heute ohne Saul Bass aus? Das kann kein aufgeschlossener, aufmerksamer Filmfreund/-kenner wie du doch einer bist anzweifeln.

Lasset die Haarspalterei beginnen! Aber diesen immensen Einfluss habe ich doch nicht bestritten, oder? Nur wären da noch viele andere Filme, die mindestens ebenso einflussreich waren. "Psycho" diesen Status als Alleinherrscher zukommen zu lassen halte ich nun einmal für falsch. Und natürlich kann man nicht bestreiten das viel filmhistorisch bedeutende Filme keine Meisterwerke sind - wenn man z. B. "Reazione a catena" als Urfilm des Slasher-Films betrachtet (bzw. Slasher-Strickmusters) muss man dennoch eingestehen das er im Schaffen Mario Bavas auf den hinteren Plätzen rangiert und bei weitem kein Meisterwerk ist. Oder den Umstand berücksichtigt, das zahlreiche Filme nur aufgrund ihrer Spezialeffekte als Meilensteine gelten.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
Darüber zu diskutieren ist sicher müßig. Auch wenn CLOCKWORK ORANGE in der Aufzählung ebenso nichts zu suchen hat (wenn, dann wohl doch eher 2001) wie FISTFULL OF DOLLARS, der ganz gut ist, aber ausnahmslos beim japanischen Kino plündert und dem ich schon deshalb keine Relevanz in diesem Kontext einräumen würde.

Wie war das mit dem Ausklammern des persönlichen Geschmacks?  ;) Imo gehört "Clockwork Orange" eindeutig in eine solche Auflistung doch darum geht es hier ja nicht. Ob ein Film formal oder narrativ Einfluss ausübt ist schließlich immer noch zweierlei. Und da du hier ja auf die berühmte "Zatoichi"- und Kurosawa-Parallele anspielst ist das eher narrativer Natur und damit schwieriger zu definieren (Der Einfluss von "Psycho" ist in meinen Augen eher formaler Natur - wenn man einmal die klassische Verehrung der Nouvelle Vague für Hitchcock aufgreift, so bezog sich das nie so sehr auf "Psycho" wie die vorangegangenen Filme) und darüber hinaus willst du natürlich auch Leone nicht diesen Stellenwert zugestehen da du ihn und seine Philosophie nicht leiden kannst. Ist ja in Ordnung - aber so langsam kristallisiert sich doch heraus, das filmhistorische Bedeutung auch individuell bemessen werden kann und wird, nicht objektiv messbar ist (Jeder wird nun einmal Partei für bestimmte Filmemacher ergreifen oder bei Parallelen den innovativen Einfall oder Stil einem der beiden zuschreiben und den anderen als Dieb bezeichnen) - und die Beliebtheit von Hitchcock unter diesen selbsernannten Filmhistorikern resultiert eben auch aus der populären Machart seines Kinos, seiner Massentauglichkeit. Regisseure wie Michelangelo Antonioni oder Alexander Kluge konnten sich dies nie erarbeiten weil sie zu unpopuläre Filme machten. Somit ist Hitchcock also, wenn man so will, filmwissenschaftlicher Mainstream und ein großer, gemeinsamer Nenner auf dem sich alle treffen (ich bin ja auch dabei, also). Genauso gibt es aber auch Leute, die heute beinahe vergessene Regisseure wie Glauber Rocha, Lina Wertmüller, Mikio Naruse, Andrzej Wajda, Satyajit Ray oder France Stiglic für mindestens ebenso einflussreich halten - denn die meisten Regisseure sind selbst filmbegeistert und daher auch bewanderterter.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
PSYCHO spielt auf unzähligen Metaebenen mit sich und Film als Theorie, das alles mit einem dunklen Augenzwinkern.

Wie die meisten anderen Hitchcock-Filme auch.  ;)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
Was du als "wicked little trap" bezeichnest, war immer als solche gemeint und ist für unsere Generation auch immer als solche erkenntlich gewesen. PSYCHO spielt auf unzähligen Metaebenen mit sich und Film als Theorie, das alles mit einem dunklen Augenzwinkern. Nur ist das keine besonders neue Erkenntnis.

Sicher, habe ich ja auch nicht so dargestellt. Nur schien es mir so, als sei Bretzelburger in diese kleine Falle getreten (macht nichts, wir alle lassen uns manchmal festnageln - ich mochte früher auch mal fast ALLE Robert Zemeckis-Filme. Oh Herr..!).

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
Weder noch, nur neige ich in der Regel nicht dazu, "dem Diktat der Filmwissenschaftler" zu erliegen,

Literaturtipp: Robert Kolker - Allein im Licht

:00000109: :icon_mrgreen:

Filmliteratur der essayistischen Art ist für mich wertlos und nicht seriöser als diese Diskussion hier (was sowohl als Wertschätzung letzterer als auch als Abschätzung der ersteren verstanden werden kann), damit beißt du bei mir auf Granit.  Und wenn dann der Autor noch ein scheinbar amerikanophiler Cineast ist...!  ;)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
Nur akzeptiere ich Filmgeschichte und neige nicht dazu, sie mithilfe persönlicher Vorlieben zu revisionieren. :icon_twisted:

Sind wir nicht alle ein bischen Bluna?  :icon_rolleyes: :icon_lol: Ich akzeptiere die Filmgeschichte auch und selbst wenn es mir weh tut (du hattest mit "2001" übrigens natürlich recht!) muss ich gestehen das auch zahlreiche Hollywood-Filme die Entwicklung des Kinos in bestimmte Bahnen gelenkt haben (z. B. "Star Wars" - einer der Filme, der indirekt den Tod der europäischen Filmindustrie zu verschulden hat) und nach persönlichem Geschmack beurteilen wir sowieso alles, es gibt - besonders da es um Kunst geht - keine Objektivität bei der Filmrezeption und Filmwissenschaft. Und das ist auch gut so, wäre es anders gäbe es gar keine Kunst.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 September 2007, 02:18:14
Abgesehen von der berüchtigten und visuell wundervollen Traumsequenz hat SPELLBOUND keinerlei Berechtigung, überhaupt unter den besten Hitchcocks zusammengefasst zu werden. NOTORIOUS ist handwerklich brillant und sicher einer der wichtigsten Filme des Regisseurs, hat aber keinen annähernd vergleichbaren Impact gehabt wie PSYCHO. Man kann ihn besser finden, das ist alles Geschmackssache, aber man kann PSYCHO eben einfach nicht die Bedeutung absprechen, die er nun einmal hat.

Ich habe schon bewusst diese drei Filme ausgewählt ("Notorious" gehört imo auch zu den eher zweitklassigen - falls es so etwas gibt - Hitchcock-Filmen und keinesfalls zu meinen Favoriten). Warum? Puuuh - wir sprechen irgendwann in persona darüber. (Ich weiß, wirkt feige aber in aller Ausführlichkeit schreibe ich das hier sicherlich nicht wieder und eine Kritik zu diesen Filmen ist auch eher unwahrscheinlich - die halbe OFDb-Prominenz bemüht sich um Hitch, da habe ich nichts mehr zu suchen, in diesem Mainstream-Haufen!  :icon_twisted: ;)). "Spellbound" ist zwar einer meiner Favoriten, allerdings bezieht er seine Bedeutung auch nicht unbedingt aus den Gründen, die ich anführen würde wenn man mich fragen würde warum er zu meinen Favoriten zählt, und, und, und.

Müde bin ich, geh zur Ruh.  :scar:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Interssant finde ich ja, dass sich gerade an "Psycho" diese wirklich inhaltsreiche Diskussion entsponnen hat, die dazu noch den Effekt hat, mal wieder ein bisschen klarer eure Vorlieben zu erkennen. Meine Reviews zu "Familiengrab" und "Immer Ärger mit Harry" blieben ja (leider) ohne jegliche Resonanz, obwohl ich bei beiden Filmen neue Aspekte herauszuarbeiten versuchte (und es dazu in der OFDb noch kein Review gab, dass die Bezeichnung verdient gehabt hätte). Sicherlich haben diese Filme nicht die Wichtigkeit von "Psycho" oder "Vertigo", aber aber sie sind doch signifikant für das Wirken des Meisters.

Da ich an Hand der Diskussion feststellen musste, dass diverse Punkte, die ich in meiner Review zwar ansprach, zu schwach ausgearbeitet waren und nicht ganz wie gewollt rüberkamen, habe ich meine Review zu "Psycho" nochmals überarbeitet. Aber deshalb bleibt es eine Review und wird nicht zur Doktorarbeit. Ich versuche mich auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren und will den Text auch nicht zu lang werden lassen. Deshalb habe ich mir eine ausführliche Betrachtung des Einflusses auf die Filmgeschichte gespart, da ich das einerseits im Allgemeinen voraussetze, zum anderen im Detail immer etwas kritisch sehe, bezüglich seiner Aussagekraft. So halte ich zum Beispiel Melville für einen wichtigen Beeinflusser des europäischen (besonders französischen), aber auch des amerikanischen zeitgenössischen Kinos, während Kubrick für mich ein perfektionistischer Filmemacher ist, der bei mir nur wenige Emotionen wecken kann - diese Betrachtungen sind mir insgeamt zu vage und mehr etwas für ein Diskussionsthread als für eine Review..

Stefan M

@ Bretzelburger:

Freut mich, daß du dich einiger Hitchcock-Filme annimmst. Auch wenn ich deine sehr positiven Meinungen zu "Immer Ärger mit Harry" und "Familiengrab" überhaupt nicht teilen kann (für mich sind das leider zwei seiner schwächsten Werke), lese ich deine Kritiken immer gerne. 

Zu "Psycho": Ein Meilenstein und ganz bestimmt nicht überschätzt! Trotzdem fällt es mir mittlerweile immer schwerer (wie bei Cravens Klassiker "Nightmare on Elm Street", um mal einen eher unangemessenen Vergleich zu ziehen  ;)), die Schwächen zu übersehen. Bis zu dem Augenblick, in dem Auto samt Marion und Geld im Sumpf versinkt, gibt es für mich überhaupt nichts zu beanstanden. Bis dahin ist der Film in der Tat perfekt. Aber was danach kommt, bietet in meinen Augen durchaus eine gewisse Angriffsfläche: Man muß doch wirklich zugeben, daß sich Lila und Sam bei ihren Nachforschungen im Motel selten stümperhaft anstellen, oder? Daß die finale Erklärung des Psychiaters, wie Bretzelburger richtig anmerkt, "schulmeisterlich" ist und darüber hinaus aus heutigen Gesichtspunkten, nach allem, was wir über Schizophrenie wissen, eher überflüssig (anno 1960 war das freilich noch anders, deshalb würde ich Hitchcock daraus keinen Strick drehen wollen)? Und John Gavins schauspielerische Leistung als "blaß" zu bezeichnen, schmeichelt ihm sogar noch... Doch, doch, Ansatzpunkte zur Kritik lassen sich durchaus finden.

Wenn ich Halbnoten geben würde, hinge "Psycho" bei mir wohl auch bei 9,5/10. "Vertigo", "Berüchtigt", "Das Fenster zum Hof" und selbstverständlich "Der unsichtbare Dritte" würde ich allesamt vor "Psycho" einordnen.

"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Bretzelburger

Ich habe das in meiner Überarbeitung noch etwas genauer ausgeführt und gebe dir hinsichtlich der zweiten Hälfte tendenziell recht. Allerdings sind die Qualitäten der ersten Hälfte, die gesamte manipulative Wirkung und vor allem die Filmmusik so hoch einzuschätzen, dass für mich hier nur eine 10 in Frage kommt.

Warum aber nur so Wenige die Qualitäten von "Familiengrab" erkennen, der in eine neue Richtung wies, die Hitchcock leider nicht mehr weiterführen konnte,verstehe ich nicht ??? Alleine der Fakt, dass der Meister der erotischen Anspielungen hier die Erotik in den Vordergrund stellt und sie gleichzeitig völlig unerotisch wirken lässt, ist so selbstironisch und gleichzeitig kritisch am neuen Zeitgeist, dass ich mir allein deshalb den Film immer wieder ansehen könnte.

Stefan M

Zitat von: Bretzelburger am 12 September 2007, 12:49:06
Ich habe das in meiner Überarbeitung noch etwas genauer ausgeführt und gebe dir hinsichtlich der zweiten Hälfte tendenziell recht. Allerdings sind die Qualitäten der ersten Hälfte, die gesamte manipulative Wirkung und vor allem die Filmmusik so hoch einzuschätzen, dass für mich hier nur eine 10 in Frage kommt.

Geht mir ja nicht anders, er bekommt von mir auch seine verdienten 10/10. Trotzdem: Würde ich eine Rangliste meiner Lieblings-Hitchcocks erstellen, würde ich die vier anderen Filme, die ich in meinem vorigen Beitrag genannt habe, vorziehen. Die kann ich praktisch jederzeit gucken, das ist bei "Psycho" nicht der Fall. 

ZitatWarum aber nur so Wenige die Qualitäten von "Familiengrab" erkennen, der in eine neue Richtung wies, die Hitchcock leider nicht mehr weiterführen konnte,verstehe ich nicht ??? Alleine der Fakt, dass der Meister der erotischen Anspielungen hier die Erotik in den Vordergrund stellt und sie gleichzeitig völlig unerotisch wirken lässt, ist so selbstironisch und gleichzeitig kritisch am neuen Zeitgeist, dass ich mir allein deshalb den Film immer wieder ansehen könnte.

Als ich vor zwei Jahren "Familiengrab" wiedergesehen hatte, fand ich ihn über weite Strecken einfach langweilig. Die von dir erwähnte Szene, in der Barbara Harris vor Bruce Dern rumturnt, während der versucht, den außer Kontrolle geratenen Wagen zu lenken, ist tatsächlich das einzige, was hängen geblieben ist.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Hankey

ZitatDarüber zu diskutieren ist sicher müßig. Auch wenn CLOCKWORK ORANGE in der Aufzählung ebenso nichts zu suchen hat
Oh weia! Rajko, du weisst, dass das immer ein ganz böses Faul deinerseits ist. ;)
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McKenzie

Zitat von: Bretzelburger am 12 September 2007, 12:20:30
Meine Reviews zu "Familiengrab" und "Immer Ärger mit Harry" blieben ja (leider) ohne jegliche Resonanz

Das Schweigen - oder wie ausbleibendes Gemecker als Bequemlichkeit der Leser und Lob verstanden werden kann.  :icon_mrgreen:

Zu deinem "L'Eclisse"-Review werde ich mich übrigens (natürlich;-) noch äußern, allerdings muss ich mir dafür die Muße nehmen da es hier wieder einen negativeren Kritikpunkt meinerseits gibt (Ja ja, das junge Gemüse mit den schlechten Reviews begehrt auf  :icon_lol:).

Zitat von: Stefan M am 12 September 2007, 12:36:21
Aber was danach kommt, bietet in meinen Augen durchaus eine gewisse Angriffsfläche: Man muß doch wirklich zugeben, daß sich Lila und Sam bei ihren Nachforschungen im Motel selten stümperhaft anstellen, oder? Daß die finale Erklärung des Psychiaters, wie Bretzelburger richtig anmerkt, "schulmeisterlich" ist und darüber hinaus aus heutigen Gesichtspunkten, nach allem, was wir über Schizophrenie wissen, eher überflüssig (anno 1960 war das freilich noch anders, deshalb würde ich Hitchcock daraus keinen Strick drehen wollen)? Und John Gavins schauspielerische Leistung als "blaß" zu bezeichnen, schmeichelt ihm sogar noch... Doch, doch, Ansatzpunkte zur Kritik lassen sich durchaus finden.

Alles Teil des Spiels, wenn du mich fragst.  ;) Erhebt ihn zwar immer noch nicht zum Meisterwerk aber macht ihn umso interessanter weil Hitchcock hier - so sehr wie selten außer vielleicht in "Rebecca" und "Das Fenster zum Hof" - mit der Banalität und der Sollbruchstelle im dramaturgischen und inszenatorischen Konstrukt spielt.

Zitat von: Stefan M am 12 September 2007, 12:36:21
Freut mich, daß du dich einiger Hitchcock-Filme annimmst. Auch wenn ich deine sehr positiven Meinungen zu "Immer Ärger mit Harry" und "Familiengrab" überhaupt nicht teilen kann (für mich sind das leider zwei seiner schwächsten Werke), lese ich deine Kritiken immer gerne. 

Nun ja, "Immer Ärger mit Harry" ist schon Scheitern eines grandiosen Ansatzes auf hohem Niveau aber "Familiengrab" ist fantastisch, ein Meisterwerk das allerdings ein wenig zu subtil operiert um sich Anerkennung zu verschaffen.

Zitat von: Bretzelburger am 12 September 2007, 12:49:06
Alleine der Fakt, dass der Meister der erotischen Anspielungen hier die Erotik in den Vordergrund stellt und sie gleichzeitig völlig unerotisch wirken lässt, ist so selbstironisch und gleichzeitig kritisch am neuen Zeitgeist, dass ich mir allein deshalb den Film immer wieder ansehen könnte.

:respekt: :respekt: :respekt:

-->

Zitat von: Stefan M am 12 September 2007, 13:04:10
Als ich vor zwei Jahren "Familiengrab" wiedergesehen hatte, fand ich ihn über weite Strecken einfach langweilig.

:icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Hankey am 12 September 2007, 20:52:49
Oh weia! Rajko, du weisst, dass das immer ein ganz böses Faul deinerseits ist. ;)

Ein Freund von mir konnte "2001" vor zwei Jahren auf 70mm im Kino sehen und er musste damals weinen weil der Film so schön war. Mir steht dieses Erlebnis noch bevor und ich kann nicht im Geringsten begreifen wie Kubrick einen kalt lassen kann und Rajkos - und offenbar auch Bretzels - Begründung, Kubrick sei zu perfektionistisch, intellektuell und "menschenverachtend distanziert" (O-Ton Rajko)  :icon_eek: :anime: :doof: :andy: :rofl: :nono: :icon_sad: grenzt imo an rezeptionellen Größenwahnsinn denn selbst ein Blinder sollte doch imstande sein zu erkennen, das Kubrick zwar immer sehr sachlich gearbeitet hat und seine Filme oft eine gewissen Kühle ausstrahlen, er sich jedoch unentwegt, eigentlich NUR mit humanistischen Standpunkten und Konflikten beschäftigt hat. Niemals würde "Dr. Strangelove" so makabren Schalk auslösen wenn er nicht genau beobachten würde, wie die niemals von menschlicher Willkür freie Politik ausarten kann, niemals wäre "Clockword Orange" ein solcher Erfolg geworden wenn nicht neben den Kritikern auch das einfache Publikum sich und die eigenen Reflektionen in dem Film wiedergefunden hätte und NIEMALS hätte Kubrick Filme wie "Barry Lyndon" und "Eyes wide shut" drehen können, wenn er zu seinen Figuren das Verhältnis gehabt hätte, das Rajko ihm unterstellt. Überhaupt - seine Filme sind allesamt derart figurenbezogen das der Vorwurf ein einziges Paradoxon darstellt??! Mit der gleichen Begründung könnte man diesen Vorwurf noch vielen anderen Regisseuren machen, zum Beispiel auch Peter Jackson (zumindest in drei seiner Filme) oder Rainer Werner Fassbinder.

Nun ja, wie auch immer - Hitchcock ist trotzdem einer der Größten (Und Engländer - nicht Amerikaner  :icon_twisted: :king:) und solange wir hierin übereinstimmen ist die ganze Debatte eigentlich relativ müßig.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 23:04:34
Zu deinem "L'Eclisse"-Review werde ich mich übrigens (natürlich;-) noch äußern, allerdings muss ich mir dafür die Muße nehmen da es hier wieder einen negativeren Kritikpunkt meinerseits gibt (Ja ja, das junge Gemüse mit den schlechten Reviews begehrt auf  :icon_lol:).
Da bin ich aber gespannt - und lieber eine kritische, als gar keine Reaktion. Und wie du an "Psycho" erkannt haben musst, nehme ich mir berechtigte Kritik durchaus zu Herzen :icon_redface:

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am 12 September 2007, 23:04:34
ich kann nicht im Geringsten begreifen wie Kubrick einen kalt lassen kann und Rajkos - und offenbar auch Bretzels - Begründung, Kubrick sei zu perfektionistisch, intellektuell und "menschenverachtend distanziert" (O-Ton Rajko)  :icon_eek: :anime: :doof: :andy: :rofl: :nono: :icon_sad: grenzt imo an rezeptionellen Größenwahnsinn denn selbst ein Blinder sollte doch imstande sein zu erkennen, das Kubrick zwar immer sehr sachlich gearbeitet hat und seine Filme oft eine gewissen Kühle ausstrahlen, er sich jedoch unentwegt, eigentlich NUR mit humanistischen Standpunkten und Konflikten beschäftigt hat.

Das möchte ich hiermit dick unterstreichen. That´s it.

Wobei dir mal jemand die Smileys wegnehmen sollte.

;) :icon_razz: :icon_lol: :icon_mrgreen: :king:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Bretzelburger

Ich weiß, ich weiß - alle fanden ihn ganz toll (Blade Runner fand die Logiklöcher dezent), aber ich habe in der Sneak wahrscheinlich eine andere Fassung gesehen, denn ich fand hier gar nix dezent, sondern ganz nett, sympathisch und leider ziemlich schlecht.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=118511&rid=260066

Mr. Hankey

15 September 2007, 12:32:46 #521 Letzte Bearbeitung: 15 September 2007, 12:43:45 von Mr. Hankey
Schicke Besprechung zu "Disturbia" die ich im Laufe des WE wohl noch untermauern werde! ;)

Aber der Satz:
Zitatleider nur ein weiteres Produkt des immer mehr am Massengeschmack orientierten Kinos
passt irgendwie nicht zu Dir. Schließlich gibt es auch mehr als genug Massengeschmacksfilme, die dir gefallen! ;)
Der Satz dagegen wirkt bei Dir etwas "aufgedrückt"! So nach dem Motto, "jetzt muss ich im letzten Satz nochmal einen Schlag gegen das Mainstreamkino austeilen, (obwohl ich ihm ja eigentlich selber immer wieder verfalle)"! ;)


Bei McKenzie z. Bsp. wäre das was ganz anderes! :icon_mrgreen:
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Bretzelburger

Trotz meiner gewissen Vorliebe für das Mainstream-Kino (ich gebe Mr.Hankey in dieser Hinsicht recht), habe ich auch ein großes Interesse an Filmen, abseits der täglichen Kinounterhaltung - nicht zuletzt auch bei Filmen deutscher Machart.

Mir sind ja die Ressentiments gegenüber deutschen Filmen hier in der OFDb und besonders bei Mr.VV bekannt, aber "Yella" verstösst eigentlich gegen alle Regeln, zumindest wenn man hinter die Kulissen sieht (weswegen die hier schon gegebenen negativen Bewertungen nicht wirklich überraschen). Mir fiel es schon lange nicht mehr so schwer, eine angemessene Kritik zu schreiben, die den Charakter des Films herauskristallisieren kann, ohne zuviel ins Detail gehen zu müssen. Ein sehr lohnenswerter Film, selbst für intelligente Phobiker.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=120921&rid=260254

McKenzie

16 September 2007, 07:45:41 #523 Letzte Bearbeitung: 16 September 2007, 12:23:20 von McKenzie
In diesem Falle wird mich deine Kritik nicht davon abbringen - hoffe ich zumindest - selbst etwas zu schreiben  :icon_lol: denn selbst für deine Verhältnisse ist die "Yella"-Kritik sehr allgemein und kurz gehalten. Zu sehr ins Detail zu gehen ist ein Fluch, vor dem man sich beim schreiben eines Reviews immer hüten muss aber gelegentlich ist mehr dann doch mehr und nicht weniger. Gerade seine Stimmung und sein Schwebezustand zwischen Mystik und Realismus scheint ja ganz entscheidend für "Yella" zu sein.

Um, wie versprochen, noch auf deine "L'Eclisse"-Kritik einzugehen (unvermeidlich für mich als treulosen Antonioni-Anbeter, dem es nicht gelungen ist, rechtzeitig zu seinen Ehren etwas zu schreiben  :icon_redface:):

Was mich gestört hat war neben der Länge (bei einer solchen Bilanz muss man eigentlich mehr Platz einräumen um auch den Film "L'Eclisse" selbst für sich betrachten zu können - und da ich ihn als ersten und sogar im Kino erleben konnte ist mein Verhältnis zu ihm natürlich ein anderes, ich kann insofern diese Gebundenheit aufgrund der "Vorbelastung" nicht nachvollziehen. Patzer die bei deinen sonst sehr sorgfältig gebastelten Argumentationsketten nicht auftreten und auf die ich mich vorgestern bezog sind aber eher die zahlreichen aufgestellten, aber nicht klar umrissenen oder anhand von Beispielen belegten Thesen die nicht weiter tragisch wären wenn du sie als eigene Auslegung ausgeben würdest und nicht so pauschal-verdächtig in den Raum stellen würdest:

ZitatAntonioni beurteilt eine bestehende Beziehung ganz anders als deren Anfang und Ende - nämlich nur als die erzwungenermassen notwendige Zwischenphase, bei der nur die Länge nicht vorher bestimmbar ist.

Diese gehört noch nicht dazu, ich würde sie als Antonioni-Kenner (also jemand, der schon eine größere Anzahl seiner Filme gesehen hat) aber als gewagt bezeichnen weil Antonioni trotz seiner resignierten und fatalistischen Einstellung dazu, Liebesbeziehungen vielleicht für (nahezu) unmöglich, aber sicherlich doch für erstrebens- oder zumindest erfahrenswert hält. Und er relativiert diese Radikalität der Trilogie ja zumindest stückweise auch in "Zabriskie Point" und "Beruf: Reporter" (den ich genau wie "Die rote Wüste" und "La Notte" unbedingt noch rezensieren möchte, ich hoffe du lässt ihn mir übrig  :icon_mrgreen:).

ZitatDiese Konstellation ist nicht nur aus ästhetischen Gründen geschickt gewählt, sondern lässt Antonionis Umsetzung seiner Intention von einem intellektuell, künstlerischen Standpunkt aus begreifen, den er nicht durch äußere Sozialkritik verwässern will.

An sich natürlich richtig, Antonioni war nie ein echter Sozialkritiker und zeigt nur in seinen späteren Filmen leichte Tendenzen in diese Richtung. Künstlerisch ist ebenfalls richtig, nur intellektuell will sich mir nicht so recht erschließen - symbolhaft, metaphorisch, allegorisch, bezeugend vielleicht. Intellektuell klingt immer so nach verkopft und das sind Antonionis Filme bei aller Perfektion und langen Vorbereitung selbst winzigster Fragmente und Einstellungen bis ins Detail (eingefärbte Bäume und Lebensmittel in "Blow up" und "Die rote Wüste"!), nicht. Würde zumindest ich behaupten - es gibt bei ihm immer drei Ebenen aber die dritte geht die Zuschauer eigentlich nichts an.  :icon_cool: :icon_lol:

Zitatdenn sie zeigen eine Vittoria, die weder zu Trauer noch zu Gesprächen fähig ist. In verschiedenen Szenen erleben wir sie mal ernst, mal ausgelassen, mit ihrer Mutter und mit Freundinnen, aber nie wirklich authentisch, sondern letztendlich einsam und einen Halt suchend.

Finde ich ein wenig widersprüchlich (weil es kaum eine verzweifeltere Trennung in der Filmgeschichte gegegeben hat als die von Monica Vitti und Francisco Rabal, imo). Aber langsam werde ich kleinlich.  ;)

ZitatBetrachtet man abschliessend Antonionis Intentionen, dann erscheint es widersprüchlich, dass er sich der Liebe zwischen Mann und Frau auf dieser intelektuell, artifiziellen Ebene nähert und sicherlich hat das dazu beigetragen, dass nur Wenige sich intensiv mit seinem Werk beschäftigt haben.

Siehe oben. Das "intellektuell" ist in meinen Augen einfach nicht zutreffend (nicht bei Antonioni, da er spricht und nicht rechnet), das "artifiziell" natürlich unbedingt. Es liest sich eben irgendwo abschreckend. Das Großartige an Antonionis Filmen ist ja gerade ihre direkte, wohl stilisierte aber unprätentiöse und nüchterne Sprache.

Im Fazit steht auch wieder "intellektuell" und man schreibt natürlich nicht gerne so banal "inhaltlich" doch die angenehmere und in diesem Fall auch richtigere Wirkung liegt sicherlich bei diesem Wort. Es sei denn, du richtest dich an ein entsprechendes Publikum wovon ich jetzt mal unbedarft nicht ausgehe.  ;)

Das alles mag dir vielleicht ein wenig kleinlich erscheinen aber wenn man an einem Film so sehr hängt wie ich an diesem, tritt das beinahe automatisch ein. Letztlich sind viele deiner Beobachtung im Vergleich zu den anderen beiden Filmen, der gemeinsamen Annäherungsversuche von Vitti und Delon sowie zu der eigentlichen Haltung des Films gegenüber den Handlungen und Gefühlen seiner Protagonisten an sich, vollkommen richtig. Du hast ihn eigentlich weitgehend einwandfrei erfasst und wir haben den gleichen Film gesehen  ;) aber einiges in deiner Kritik wirkt eben ein wenig "in den Raum geworfen" und das ist ja sonst nicht unbedingt typisch für dich (sprach McKenzie, der sich um argumentative Regeln beim schreiben einen ... schert. :icon_rolleyes:)

In diesem Sinne:

ZitatAntonionis Intention ist auch unabhängig davon in "L'Eclisse" zu erkennen, aber die Komplexität und Tiefe, die seine Betrachtungen und Analyse zur menschlichen Sozialisation ausmachen,sind erst durch das Gesamtwerk wirklich zu erfahren - ein künstlerisches Meisterwerk

:respekt: :respekt: :respekt: :love:



ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Danke für deine Reaktion, die ich leider, da ich ab sofort ca. 8 Tage vom PC abwesend bin, nur kurz würdigen kann. Um es kurz zu machen, hat der Begriff "intellektuell" bei mir keinen negativen Touch,schon gar nicht im Sinne von "verkopft". Und wenn es einen Regisseur gab, der dafür im besten Sinne stand, dann sicherlich Antonioni. Da ich "L'Eclisse" als letzten Film der Trilogie sah, kann ich mich davon auch nicht befreien, die Zusammenhänge zu sehen. Und in seinem Punkt muss ich dir zustimmen und gleichzeitig widersprechen - was mit meinem gehobenen Alter zu tun hat.

Die Trennung zu Beginn ist sicherlich eine der traurigsten der Filmgeschichte, aber inzwischen weiß ich auch, dass sie äußerst real ict und letztlich - dank Vittis Konsequenz - doch nicht so tragisch. Die Tragik liegt insgesamt immer in unserer Erwartungshaltung und der Unfähigkeit, diese umsetzen zu können (oder auch zu verändern).

Übrigens finde ich es absolut passend, dass du deine Bemerkung zu "Yella" hinzugefügt hast. Regisseur Petzold hat in einem Interview zu "Yella" formuliert, dass ihm Viscontis "Ossessione" besonders wichtig ist, weswegen er demnächst ein ähnliches Thema verfilmen will. Und abgesehen davon, dass Visconti einen anderen Charakter als Antonioni hat, ist auch in "Yella" die Nähe gerade zu Antonionis Stil immer zu spüren. Nur muss man hier wirklich aufpassen, da jedes zu viel analysierte Wort, den Genuss des Betrachtens für Andere verringert. Ich habe bei der Rezension drei Tage mit mir gerungen (und mir viele andere "professionelle "und unbefriedigende Kritiken durchgelesen) und halte das Ergebnis inzwischen für okay - nicht ohne Grund habe ich hier etwas meinen Stil verändert. Wenn du ihn gesehen hast, weisst du, was ich meine...

filmimperator

16 September 2007, 12:07:21 #525 Letzte Bearbeitung: 16 September 2007, 12:09:39 von filmimperator
Ich möchte mich nach einer Ruhepause mal wieder zu Wort melden.

Zitat von: Bretzelburger am 16 September 2007, 03:42:28
Mir fiel es schon lange nicht mehr so schwer, eine angemessene Kritik zu schreiben, die den Charakter des Films herauskristallisieren kann, ohne zuviel ins Detail gehen zu müssen. Ein sehr lohnenswerter Film, selbst für intelligente Phobiker.

Ich habe deine "Yella"-Kritik soeben gelesen und mir fällt zu obigen Zitat ein, dass du tatsächlich etwas zu sehr auf der formal-interpretativen Ebene bleibst ohne dabei auf die "Berliner Schule" einzugehen, was ich dann dabei eigentlich erwartet hätte. Zudem wirkt das Stilmittel des Anaphers, indem du immer wieder den Filmtitel an den Beginn eines Abschnittes stellst in der Häufigkeit seines Gebrauchs etwas platt. Ansonsten - wie immer - sehr prägnant, wenn auch etwas zu schwebend geschrieben, auch wenn ich den Film noch nicht gesehen habe.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Bretzelburger

Ich wiederhole mich - schau ihn dir an ! - Tatsächlich bin ich mit eurer Kritik einverstanden, denn das wollte ich erreichen. Ich möchte neugierig machen, aber nichts konkretisieren. Deshalb habe ich auch auf eine Inhaltsangabe in meiner Review verzichtet. Die kann man ,wenn man will, unter Inhaltsangabe nachlesen.

Apropos, Berliner Schule - genau das halte ich für einen Irrtum, denn "Yella" ist nur scheinbar "Berliner Schule", oder wenn man so will, dann hat Petzold diese Wurzeln längst eigenständig verändert.

filmimperator

16 September 2007, 12:46:45 #527 Letzte Bearbeitung: 16 September 2007, 12:48:43 von filmimperator
Zitat von: Bretzelburger am 16 September 2007, 12:22:12
Ich wiederhole mich - schau ihn dir an !

Ich finde, man kann den Stil und die kleinen negativen Auffälligkeiten (Fehler kann man die von mir angesprochen Dinge ja nicht nennen) eines Autoren auch kritisieren, ohne den Film zu kennen - denn das ist ein Review- und kein Filmforum. Zumal wären die Frequentierungen dieser Threads dann sehr beschränkt bei eher unpopulären Filmen wie "Yella" einer ist. Also nichts für ungut, aber so sehe ich das.  :icon_cool:

Zitat von: Bretzelburger am 16 September 2007, 12:22:12
Ich möchte neugierig machen, aber nichts konkretisieren. Deshalb habe ich auch auf eine Inhaltsangabe in meiner Review verzichtet.

Es sollten aber Stärken und Schwächen konkretisiert werden. Das geschieht zwar in deiner Rezension, aber auf eine Art, die doch zuweilen etwas zu kunstvoll geraten ist meiner Meinung nach. Es wird nicht ganz klar, was jetzt so toll ist, finde ich. Der Informationsgehalt leidet darunter ein wenig.

Zitat von: Bretzelburger am 16 September 2007, 12:22:12
Apropos, Berliner Schule - genau das halte ich für einen Irrtum, denn "Yella" ist nur scheinbar "Berliner Schule", oder wenn man so will, dann hat Petzold diese Wurzeln längst eigenständig verändert.

Darüber kann man diskutieren. Ich sehe das nicht so - natürlich habe ich aber "Yella" noch nicht gesehen...
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filmimperator

Nachdem gestern in der Sneak bei uns "Disturbia" lief und ich neulich doch eine Schelte gegen dich für deine "Yella"-Kritik auspackte, möchte ich mich diesmal positiv äußern  :icon_cool:.

Deine Wertung von 3/10 entspricht zwar absolut nicht meiner Meinung zu "Disturbia", allerdings möchte ich dich mal loben für soviel Plausibilität, mit der du deine Meinung untermauerst. Klar, Logiklöcher gibt es sehr viele (in meiner Kritik zähle ich auch einige - wenn auch anderen Kalibers - auf), jedoch finde ich, dass es eben - wie du sagtest - ein glattes Hollywood-Filmchen des Mainstream ist. Und unter dem Gesichtspunkt der Unterhaltung - den du ja auch durchaus positiv herausarbeitest - finde ich den Film gelungen. Aber ich kann deine Meinung nachvollziehen...
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Bretzelburger

In meinem Urlaub konnte ich leider keinerlei Kinofilme sehen, so dass ich gezwungenermassen auf "Perlen" im abendlichen Fernsehprogramm zurückgreifen musste, denen ich teilweise schon vor Ort schriftlich Rechnung tat

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=8328&rid=261387

weiter "Kunstwerke" werden folgen...

Bretzelburger

Bevor ich mich weiteren Fernsehfilmen widme, habe ich mich mit einem Film beschäftigt, der so sicherlich nie im Fernsehen landen wird. "Dobermann" ist nicht nur indiziert, sondern auch sehr umstritten, hinsichtlich seiner offensichtlichen Gewaltdarstellungen. Hier ein Versuch einer Annäherung, die ein ernsthaftes Gegengewicht zu pauschal ablehnenden Meinungen, aber auch zu den vielen "Ey,geil!" -Meinungen hier in der OFDb bilden soll

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=140&rid=261491

Bretzelburger

Während sich die sächsische User-Fraktion momentan in Kleinbesetzung durch die DVD-Abteilungen wälzt, kann ich hier endlich meine Meinung zum letzten Sneak-Film auslassen

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=108753&rid=261784

Bretzelburger

Ein beliebtes Fernseh-Konsum-Argument liegt ja auch in en Worten, dass "da auch sehr gute Filme laufen". Abgesehen davon, dass man für diese nicht fernsehen muss, sollte man möglichst vorschlafen, da diese Art Filme eher nach Mitternacht gezeigt werden. Für den (all)täglichen "User" bietet das Programm dagegen Perlen, die nicht zu sehr vom meist üblichen Niveau abweichen sollen. Hier mein nächster Versuch, die im Urlaub gesichteten Meisterwerke zu verarbeiten...

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=855&rid=261942

Bretzelburger

Auch wenn ich dabei Gefahr laufe ,mich wieder unbeliebt zu machen, aber "Planet Terror", den ich mir letzte Nacht ansah, hat mich nicht überzeugt. Vielleicht wäre das gruppendynamisch mit Sebastian und David anders gekommen, aber ich konnte mich nicht auf Dauer amüsieren. Trotzdem kann ich die häufige Begeisterung nachvollziehen, denn das ist ja genau das, was Rodriguez bezweckt hat - er wollte ja einen Film drehen, der genau die selbe Zielgruppe erreicht, wie die, die damals in die Non-Stop-Filme in den Bahnhofkinos ging. Diese ist zwar heute - 30 Jahre später - viel verwöhnter, aber dem trägt er Rechnung und setzt bis auf gewisse optische Reminiszensen das Ganze nach heutiger Erwartungshaltung um.

So gesehen ist es logisch, dass der Film - im Gegensatz zu "Deathproof", der viel weiter vom Konzept entfernt ist - bei mir nicht ankam, denn mich konnten die speckigen Kinos nicht begeistern - da bin ich lieber gleich in ein speckiges und heruntergekommenes Porno-Kino gegangen  :icon_cool:, wo alle halbe Stunde die Filmrolle gewechselt werden musste und merkwürdige Typen komische Handbewegungen vollzogen  :hacki:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=131400&rid=262264

Mr. Hankey

Na toll! Eigentlich wollten wir morgen mit Rene doch alle vier zusammen in den Film gehen. Das können wir ja jetzt ausfallen lassen! Hättest du nicht wenigstens noch 2 Tage warten können?

Ansonsten der gleiche Käse wie bei Mr. VV und McKenzie! :icon_twisted: Aber schön das du für uns wenigstens Verständnis aufbringst. :D

Ach was solls... ;)
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Bretzelburger

Zitat von: Mr. Hankey am  3 Oktober 2007, 12:29:03
Ansonsten der gleiche Käse wie bei Mr. VV und McKenzie! :icon_twisted: Aber schön das du für uns wenigstens Verständnis aufbringst. :D

Ach was solls... ;)
Wo die Beiden recht haben, haben sie recht.  :andy:

Aber apropos morgen - ich bin nicht absichtlich in "Planet Terror" gewesen, sondern spontan in der UCI-Sneak Montag abend, da ich gesehen hatte, dass ausser "Der eisige Tod" nur Unbekanntes für mich kommen konnte - mir persönlich wäre ein anderer Film lieber gewesen. Und angesichts der brüllenden Meute im eher anspruchslosen Sneak-Publikum,für die "Planet Terror" der "Höhepunkt des Jahres" (Zitat des Masseneinpeitschers) sein sollte, wollte ich mich nicht gerade geschmacklich mit diesen verbrüdern  :pidu:

McKenzie

3 Oktober 2007, 21:29:09 #536 Letzte Bearbeitung: 3 Oktober 2007, 21:30:59 von McKenzie
Zitat von: Mr. Hankey am  3 Oktober 2007, 12:29:03
Ansonsten der gleiche Käse wie bei Mr. VV und McKenzie! :icon_twisted:

:respekt:
Mit anderen Worten: Udo hat sich auch nicht blenden lassen!   :icon_twisted:

@ Bretzelburger:

An und für sich ein einwandfreier Review der die ganze Sache ähnlich anpackt wie Mr. Vincent Vega, im guten wie im schlechten. Im guten, weil du die Absurdität des gesamten Konzepts und die intellektuelle Unterforderung, die man als Zuschauer zu erleiden hat, sehr pointiert herausgestellt hast, im schlechten wegen einigen aggressiven Pauschalurteilen die den bourgeoisen Arthouse-Gänger ( :icon_twisted:) in dir entlarven und m. E. absolut unverantwortlich sind:

Zitat
Vielleicht hat Rodriguez diesen Abnutzungseffekt auch eingeplant, denn damit kommt er wieder in die Nähe der Eintönigkeit, die schon in den damaligen Bahnhofkinos vorherrschte und die doch eine erkleckliche Anzahl Zuschauer nicht davon abhielt, sich immer wieder den Arsch breit zu sitzen, um einer neuerlichen Sensation zu harren (5/10).

ZitatWer sich allerdings einmal intensiv mit den damals gezeigten originalen "Reißern" beschäftigte, wird wissen, dass diese vor allen Dingen mit Langeweile aufwarteten. Wenige Gewalt- oder Sex-Darstellungen wurden mit eintönigen, debilen und sehr langsamen Szenen verbunden, die dem Betrachter eine Menge an Geduld abverlangten, eine Geduld, die heute auch kein sogenannter "Trash Liebhaber" mehr aufbringen würde - schon gar nicht in knarzenden Holzstühlen, die nach wenigen Minuten ein taubes Gefühl am Sitzfleisch erzeugen...

ZitatNiemand wird behaupten, dass er sich nach den Billigproduktionen der 70er Jahre zurücksehnt

Das lässt dann doch eher vermuten, das du dich eben eher weniger intensiv mit den originalen "Reißern" beschäftigt hast denn in den Bahnhofs-Kinos hier wie in den Autokinos in den USA liefen solche und solche Filme und letztlich wurde alles, was dafür geeignet schien, auch dort verbraten, von echtem, spekulativen Trash wie "I drink your blood" (der als Zeiterscheinung mit gewissen gesellschaftsbezogenen Anspielungen immer noch eine gewisse Bedeutung hat) bis hin zu Meisterwerken des Autorenkinos wie "Possession", "Ganja and Hess" oder "Daughters of Darkness", die aufgrund eines nicht unbeträchtlichen Horror- und Erotikanteils in eine Schublade gesteckt wurden, in der sie rein gar nichts zu suchen hatten.

Alleine aufgrund dieser Aussagen wirkt dieser Text unangenehm blasiert und geringschätzig (was ich bisher bei dir noch nie empfunden habe) gegenüber einer Kinokultur die aus anderen Gründen den gleichen Respekt aufgrund gleicher filmhistorischer und vor allem gesellschaftlicher Bedeutung genießen sollte wie beispielsweise Kinobewegungen (nicht Kulturen) wie etwa der italienische Neorealismus oder die Nouvelle Vague.

Zitat von: Bretzelburger am  3 Oktober 2007, 21:28:59
Und angesichts der brüllenden Meute im eher anspruchslosen Sneak-Publikum,für die "Planet Terror" der "Höhepunkt des Jahres" (Zitat des Masseneinpeitschers) sein sollte, wollte ich mich nicht gerade geschmacklich mit diesen verbrüdern  :pidu:

Wurde bei euch auch eine Popcorn-Schlacht veranstaltet?  :icon_twisted: :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am  3 Oktober 2007, 21:29:09
im schlechten wegen einigen aggressiven Pauschalurteilen die den bourgeoisen Arthouse-Gänger ( :icon_twisted:) in dir entlarven und m. E. absolut unverantwortlich sind
Du hast mich durchschaut :icon_redface:, aber ich konnte angesichts der ständig ansteigenden Anzahl von "Mann, ist det geil - glatte 10 Punkte"-Review-Lobeshymnen auf den Film nicht ganz so objektiv neutral bleiben, wie das vielleicht besser gewesen wäre - ich empfand die Notwendigkeit eines Gegengewichts.

Was ich allerdings keineswegs mit meiner Review erreichen wollte, ist eine Verunglimpfung des Genres. Da ich noch die Zeit mit den Non-Stop-Filmen erlebt habe, weiß ich durchaus, was dort lief und das war in den seltensten Fällen von besonderem Niveau (bedenkt man ,dass die Filme etwa alle 1-2 Wochen gewechselt wurden, kann man selbst bei 5 ordentlichen Filmen pro Jahr, kaum von vielen reden). Ich wollte viel mehr damit ausdrücken, dass die heutigen sogenannten "Trash-Liebhaber" höchst wahrscheinlich keine "Grindhouse" oder "Bahnhofskino"-Liebhaber sind, denn sonst würden sie nicht so auf "Planet Terror" abfahren. Rodriguez' Film ist in fast jeder Hinsicht modern und die Kinostühle schön bequem...

McKenzie

3 Oktober 2007, 22:11:09 #538 Letzte Bearbeitung: 3 Oktober 2007, 22:13:10 von McKenzie
Zitat von: Bretzelburger am  3 Oktober 2007, 21:50:20
Du hast mich durchschaut :icon_redface:, aber ich konnte angesichts der ständig ansteigenden Anzahl von "Mann, ist det geil - glatte 10 Punkte"-Review-Lobeshymnen auf den Film nicht ganz so objektiv neutral bleiben, wie das vielleicht besser gewesen wäre - ich empfand die Notwendigkeit eines Gegengewichts.

Sehr verständlich, neben meiner unstillbaren Provokationswut war das eigentlich der Hauptgrund warum ich auch überhaupt etwas geschrieben habe. Gottseidank habe ich kein Geld für die Kinokarte ausgeben müssen... :icon_rolleyes:

Zitat von: Bretzelburger am  3 Oktober 2007, 21:50:20
Da ich noch die Zeit mit den Non-Stop-Filmen erlebt habe, weiß ich durchaus, was dort lief und das war in den seltensten Fällen von besonderem Niveau (bedenkt man ,dass die Filme etwa alle 1-2 Wochen gewechselt wurden, kann man selbst bei 5 ordentlichen Filmen pro Jahr, kaum von vielen reden).

Das liegt schließlich doch im Ermessen des Betrachters und kann imo nicht objektiviert werden. Ich finde beispielsweise auch in klassischen Bahnhofskino-Filmen wie "Geisterstadt der Zombies", "Godzillas Kampf gegen die Teufelsmonster", "Last House on the left" oder "Foltermühle der gefangenen Frauen" (die dt. Titel sind teilweise sehr irreführend) oft intellektuelle Befriedigung und sehe oft, nicht immer natürlich (es gab in diesen Kinos sicherlich mindestens ebenso viel aber sicherlich nicht mehr echten Schrott), keine großen qualitativen und substanziellen Unterschiede zum klassischen Autorenkino (wenn man sich vor Augen hält was ein Autorenfilm ist und wieviele Filmemacher sich dafür entschieden haben, ihren Weg im Genre-Kino zu gehen um leichter freie Hand und Geld von den Produzenten zu erhalten).

Ich finde es immer sehr schade, das viele Filme nach dem äußeren Scheind und ihrer Nähe zu einem bestimmten Genre, plakativen Effekten u. ä. abgeurteilt werden. Letztlich kann ich - um das aktuelle Beispiel aufzugreifen - auch einem Douglas Sirk plakativen pathetischen Raubbau unterstellen, du würdest einschreiten und richtigstellen das diese Plakativität eben Mittel zum Zweck und auf ihre Art subtil ist, und somit wären wir auch beim sog. "Exploitation-Kino" angelangt in welchem das Blut sowohl subtil als auch plakativ spritzen und die Titten sowohl unter feinsinnigen Gesichtspunkten als auch dem derben Vergnügen zum Wohlgefallen hüpfen können. Man sollte mit so etwas immer sehr vorsichtig sein!

Allerdings kann ich wohl die Hoffnung begraben, von dir eines Tages noch einmal eine Besprechung zu einem Film von Jean Rollin, Dario Argento, Paul Morrissey, Just Jaeckin, Lucio Fulci, Walerian Borowczyk, Sergio Martino oder Enzo G. Castellari vorzufinden. Die fallen dann wohl alle durch dieses Raster.  :bawling:

Zitat von: Bretzelburger am  3 Oktober 2007, 21:50:20
Ich wollte viel mehr damit ausdrücken, dass die heutigen sogenannten "Trash-Liebhaber" höchst wahrscheinlich keine "Grindhouse" oder "Bahnhofskino"-Liebhaber sind, denn sonst würden sie nicht so auf "Planet Terror" abfahren. Rodriguez' Film ist in fast jeder Hinsicht modern und die Kinostühle schön bequem...

Das ist allerdings eine vollkommen richtige und im übrigen auch bedauerliche und wichtige Beobachtung.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am  3 Oktober 2007, 22:11:09
Ich finde es immer sehr schade, das viele Filme nach dem äußeren Scheind und ihrer Nähe zu einem bestimmten Genre, plakativen Effekten u. ä. abgeurteilt werden. Letztlich kann ich - um das aktuelle Beispiel aufzugreifen - auch einem Douglas Sirk plakativen pathetischen Raubbau unterstellen, du würdest einschreiten und richtigstellen das diese Plakativität eben Mittel zum Zweck und auf ihre Art subtil ist, und somit wären wir auch beim sog. "Exploitation-Kino" angelangt in welchem das Blut sowohl subtil als auch plakativ spritzen und die Titten sowohl unter feinsinnigen Gesichtspunkten als auch dem derben Vergnügen zum Wohlgefallen hüpfen können. Man sollte mit so etwas immer sehr vorsichtig sein!

Allerdings kann ich wohl die Hoffnung begraben, von dir eines Tages noch einmal eine Besprechung zu einem Film von Jean Rollin, Dario Argento, Paul Morrissey, Just Jaeckin, Lucio Fulci, Walerian Borowczyk, Sergio Martino oder Enzo G. Castellari vorzufinden. Die fallen dann wohl alle durch dieses Raster.  :bawling:

Ich schliesse eine Beschäftigung mit dem Genre keineswegs aus, denn deine Bemerkungen dazu machen mich neugierig. Allerdings bestätigen sie auch meinen letzten Satz, da einige der angeblichen "Trash-Granaten" inhaltlich wesentlich komplexer sind als erwartet und damit erst recht die Erwartungshaltung der mit reißerischer Werbung angesprochenen Zielgruppe nicht erfüllen werden. Etwas, was Rodriguez mit "Planet Terror" sicherlich nicht passieren wird.

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